Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Razzia wegen E-ZigarettenZoll durchsucht Kiosk im Euskirchener Viehplätzchen-Viertel

3 min
Das Bild zeigt den Moment der Durchsuchung, bei dem die Beamten in den Kiosk gehen.

Mehrere Beamte des Zolls Essen durchsuchten einen Kiosk im Viehplätzchen-Viertel in Euskirchen.

Erneut hat es im Problemviertel von Euskirchen eine Razzia gegeben. Zoll-Beamte sicherten Beweismaterial in einem Kiosk. 

Es war, ist und bleibt das Problemviertel von Euskirchen: das Viehplätzchen-Viertel im Bereich der Bischof- und Kapellenstraße. Besonders der Bereich vor einem Kiosk hat sich in den vergangenen Jahren zum Treffpunkt für Drogen- und Alkoholkonsumenten entwickelt.

Am Mittwoch wurde genau dieser Kiosk von Mitarbeitenden des Zollamts Essen durchsucht. Im Einsatz waren rund zehn Beamte. Auch ein Spürhund wurde eingesetzt. Wie Jonas Stallkamp, Pressesprecher der Bonner Staatsanwaltschaft, auf Nachfrage berichtet, wurden Beweismittel sichergestellt. Nun gelte es, diese auszuwerten.

Verdacht auf Unregelmäßigkeiten bei Veräußerung und Einfuhr von E-Zigaretten

Doch warum war das Zollamt Essen überhaupt in Euskirchen im Einsatz? „Es besteht der Verdacht auf Unregelmäßigkeiten bei der Veräußerung und Einfuhr von E-Zigaretten“, erklärt Stallkamp gegenüber der Redaktion.

Von der Pressestelle des Zollamts Essen hieß es auf Nachfrage: „Wir haben im Auftrag der Staatsanwaltschaft Bonn Durchsuchungsmaßnahmen im Rahmen der Bekämpfung der Zollkriminalität durchgeführt. Es geht um illegale E-Zigaretten. Die Auswertung und Ermittlungen dauern an. Weitere Auskünfte können derzeit nicht gegeben werden.“

Das Bild zeigt Beamte des Zolls, die mit einem Paketzusteller sprechen und ein Foto von einem Paket machen.

Die Beamten sprachen auch mit einem Mitarbeiter eines Paketdienstleisters.

Auffällig: Rund eine Dreiviertelstunde lang geschah am Einsatzort nichts. Zahlreiche Beamte saßen in ihren Fahrzeugen, während die Einsatzleitung Gespräche mit Nachbarn sowie Zustellern verschiedener Dienstleister führte. Der Grund: Die Tür des Kiosks war verschlossen. Auch das Euskirchener Ordnungsamt war vor Ort – doch die Einsatzkräfte waren zunächst zum Nichtstun gezwungen.

Gegen 11.10 Uhr kam dann Bewegung in die Sache: Ein Mann mit Schlüssel verschaffte den Ermittlern samt Hundeführer Zugang zum Objekt. Die eigentliche Durchsuchung samt Sicherstellung von Beweismitteln war nach etwa 30 Minuten abgeschlossen.

Nicht die erste Razzia im Viehplätzchen-Viertel in Euskirchen

Die aktuelle Razzia war nicht die erste im Viehplätzchen-Viertel. Bereits im Juli 2023 hatten rund 100 Einsatzkräfte das Viertel nahezu abgeriegelt. Die Bilanz der Polizei konnte sich sehen lassen: In Wohnungen und Häusern rund um die Kapellenstraße, den Rüdesheimer Platz und die Kessenicher Straße wurden neben einem fünfstelligen Bargeldbetrag auch Drogen, Spielautomaten und verschiedene Waffen sichergestellt.

Zudem fanden die Beamten eine kleine Cannabisplantage samt Equipment. In der Folgezeit wurde auch der sogenannte „Sporttreff“ geschlossen – wobei die Siegel in der Folge mehrfach gebrochen wurden.

Durch diese Maßnahmen, aber insbesondere auch durch das Engagement der Bewohnerinnen und Bewohner vor Ort konnte bereits eine spürbare Verbesserung erkannt werden.
Sacha Reichelt, Bürgermeister von Euskirchen

„Die Aktion der Bundespolizei reiht sich ein in zahlreiche Maßnahmen der Stadt und anderer Behörden im Viehplätzchen-Viertel. Es gab beispielsweise Kontrollaktionen gegen das illegale Glücksspiel oder gegen Rauschgiftkriminalität“, sagt Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt: „Durch diese Maßnahmen, aber insbesondere auch durch das Engagement der Bewohnerinnen und Bewohner vor Ort konnte bereits eine spürbare Verbesserung erkannt werden. Aber wir sind hier noch nicht am Ende angelangt. Deshalb wird die Stadt Euskirchen mit den anderen Beteiligten Aktionen zur weiteren Verbesserung selbstverständlich fortsetzen.“

Der Startschuss für eine bessere Zukunft im sogenannten Euskirchener Kiez fiel im Jahr 2009. Damals begann die Stadt mit der Sanierung des Viehplätzchen-Viertels. Ziel war es, den Niedergang des am Rande der Innenstadt gelegenen Quartiers zu stoppen. Rund vier Millionen Euro flossen in das Viertel, allein 700.000 Euro in die Umgestaltung des Rüdesheimer Platzes an der Bendengasse.

Die Bewohner möchten ihr Veedel nicht aufgeben

Die anfängliche Euphorie ist jedoch längst verflogen. Neben wiederkehrenden Razzien und den alltäglichen Problemen mit der Szene – die laut Caritas Euskirchen nicht aus dem Viertel stammt, sondern es gezielt ansteuert – bereitet auch der Verfall der Bausubstanz zunehmend Sorgen. Besonders im Bereich, wo die Bischofstraße auf die Kapellenstraße trifft, zeigen sich die Probleme deutlich.

Das Viertel sei nicht der Wilde Westen von Euskirchen, hieß es vor einiger Zeit aus Reihen der Euskirchener Polizei. Von einer Einstufung als No-go-Area sei das Viertel weit entfernt. Auch die Bewohner haben ihr Viertel nicht aufgegeben. Regelmäßig finden Feste im Veedel statt. Auch die Caritas, die an der Kapellenstraße unter anderem ihre Suchtberatung, ihr Sozialpsychiatrisches Zentrum und einen Sozialladen betreibt, versucht das Image aufzuhübschen – im wahrsten Sinne. An einigen Laternen sind kleine Blumentöpfe befestigt worden.