Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Exklusiv

Von wegen nur Döner
In Euskirchen tut sich was – aber der Bahnhof bekommt keine guten Noten

7 min
Das Bild zeigt Andrea Pick, die mit ihrer Frau Julia einen Tisch trägt.

Im ehemaligen Rialto in Euskirchen wird am 6. September das Café Mathilda von Andrea Pick eröffnet.

Euskirchens Innenstadt lebt auf: neue Cafés statt nur Döner, Optiker und Kioske. Auch die Premiere des Feierabendmarkts kam gut an.

Zugegeben: In der Euskirchener Innenstadt finden sich ziemlich viele Dönerläden, Optiker und neuerdings auch Kioske. Aber die Fußgängerzone lässt sich nicht nur auf diese Angebote reduzieren. In den kommenden Tagen und Wochen werden außerdem weitere Leerstände verschwinden – und so viel sei verraten: Es sind keine weiteren Dönerbuden, Optiker oder Kioske dabei.

Am Klosterplatz, wo am Donnerstag der erste Feierabendmarkt stattgefunden hat, eröffnet im Laufe der kommenden Woche das „La Luna“. Das Franchise-Unternehmen setzt auf Eis im Sommer – und auf ein Food-Konzept für den Rest des Jahres. „Es wird Pinsen und andere Köstlichkeiten geben. Auch Frühstück werden wir anbieten“, berichtet die künftige Chefin Flora Isaki. Sie sei in das Lokal, das bis zur Flut die Heimat von Optik Jonen war, „schockverliebt“ gewesen.

Eiscafé La Luna mit Außengastronomie am Klosterplatz

Im Inneren sieht es derzeit noch nach Arbeit aus. „Wir bekommen aber schon viel Lob. Die Euskirchener scheinen sich auf uns zu freuen“, sagt Swetlana Walmann vom „La Luna“. Sollte das Wetter wie vorhergesagt mitspielen, kann das neue Eiscafé in der kommenden Woche auch in der Außengastronomie auf dem Klosterplatz getestet werden. Die entsprechenden Stühle und Tische sind bereits geliefert und aktuell im Café selbst gelagert. „Die Außengastro wird dem Platz guttun“, sagt Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt.

An einem Lokal an der Hochstraße wird ebenfalls noch gearbeitet. Aber auch dort kann man erahnen, was in der ehemaligen Pizzeria „Rialto“ entstehen wird: ein Café. Genauer gesagt: das Café Mathilda. Andrea Pick wird es am 6. September eröffnen. Die 40-Jährige ist gelernte Konditorin und verwirklicht mit dem Café ihren Traum. Auch, wenn der ursprünglich mal beinhaltete, dass es einen Außenbereich geben sollte, in dem Kinder gefahrlos spielen können – darauf muss an der Hochstraße verzichtet werden.

Das Bild zeigt das Eiscafé von außen.

Am Klosterplatz in Euskirchen eröffnet im Laufe der kommenden Woche ein Eiscafe: das La Luna.

Aber ansonsten ist die gebürtige Freiburgerin ziemlich glücklich. Kinder sollen nämlich auch im „Mathilda“ eine große Rolle spielen. „Es wird viel Wert auf Platz gelegt“, berichtet Pick. Aber auch Senioren und alle Generationen dazwischen seien willkommen, so die Euskirchenerin, die aktuell jede freie Minute ins Café steckt. Unterstützt wird sie dabei vor allem von ihrer Frau Julia und der gemeinsamen dreijährigen Tochter.

Neues Café bietet „fancy kleine Törtchen“ und Schwarzwälder Kirsch

Dem gewünschten Publikum entsprechend soll auch das Angebot sein. Es werde „fancy kleine Törtchen“, aber auch Klassiker wie die Schwarzwälder Kirschtorte geben. Einen kleinen Geheimtipp verrät die 40-Jährige schon jetzt: vegane Zimtschnecken. Alles, was im „Mathilda“ auf den Tisch komme, sei echte Euskirchener Handarbeit, versichert Pick, die ursprünglich auf Wunsch ihrer Eltern Jura studierte, das Studium aber abbrach und schließlich als Innungsbeste 2019 ihre Ausbildung als Konditorin abschloss.

Man darf sich von den ganzen Döner-Läden nicht vertreiben lassen. Euskirchen hat viel zu bieten, und die Aktionen in der Innenstadt sind ebenfalls toll.
Andrea Pick über die Euskirchener Innenstadt

Aus dieser Zeit stammen auch noch zwei mechanische Küchenmaschinen, die ab September dann in Euskirchen zum Einsatz kommen werden. Die große Rührmaschine ist sogar schon ins Café eingezogen. Dort stehen aktuell ziemlich viele Stühle und Tische. Einen Stil auszumachen, fällt schwer – und das ist auch so gewollt. Es solle eben kein Café von der Stange werden. Es soll eines sein, in dem man sich wohlfühle und idealerweise auch viel Zeit verbringe, sagt Pick, die auch einen kleinen Mittagstisch anbieten möchte.

Euskirchener Innenstadt „wird immer schöner“, sagt die Café-Chefin

Und wie findet eine gebürtige Freiburgerin, die lange in Köln gelebt hat, die Euskirchener Innenstadt? „Es wird immer schöner“, urteilt die 40-Jährige: „Es ist schade, dass die bunten Pflaster aus der Fußgängerzone verschwunden sind. Dafür ist es grüner geworden.“ Im Vergleich zu Freiburg mangele es der Kreisstadt ein wenig an Charme. „Man darf sich von den ganzen Döner-Läden nicht vertreiben lassen. Euskirchen hat viel zu bieten, und die Aktionen in der Innenstadt sind ebenfalls toll“, sagt Pick.

Das Bild zeigt den jungen Griechen, der gerade dabei ist, Gyros auf einen Teller zu verteilen.

An der Kapellenstraße verkauft Janni Saramantis Gyros.

Während die Euskirchenerin der Eröffnung ihres Cafés entgegenfiebert, wird nur ein paar Meter weiter schon kräftig gearbeitet und Gyros geschnitten. Janni Saramantis hat an der Kapellenstraße ein griechisches Restaurant eröffnet. Das ist für den Standort nicht neu. Zuletzt gab es dort „Libo's Grill“, zuvor Pita von „Christos“. Nun also Janni, der seit einigen Wochen täglich – außer dienstags, da ist nämlich Ruhetag – um 11.30 Uhr seinen Laden öffnet und hinter der Theke steht.

Michaela Schmidt findet auf dem Feierabendmarkt viele lobende Worte für die Euskirchener Innenstadt. Auch im Geschäft höre sie von Kunden immer wieder, wie besuchenswert die Stadt doch sei. „Die Therme lockt so viele Menschen nach Euskirchen, die dann auch in die Stadt kommen. Ich höre sehr selten etwas Negatives von den Touristen“, sagt die Optikerin.

Wirtschaftsförderin findet Euskirchener Innenstadt „fantastisch“

Oft seien es die Einheimischen, die etwas an der Stadt auszusetzen hätten. Aber auch Schmidt, die täglich in der Euskirchener Fußgängerzone ist, hat einen Kritikpunkt: „Mich nerven die Menschen, die meinen, mit dem E-Roller durch die Fußgängerzone fahren zu müssen. Da müsste man viel konsequenter gegen vorgehen.“

Tanja Gille, Wirtschaftsförderin der Stadt Euskirchen, bezeichnet die Entwicklung der Innenstadt als „fantastisch“. Seit gut zweieinhalb Jahren ist Gille nun bereits die Chefin der Wirtschaftsförderung. „Ich kannte Euskirchen ja nur als Flutopfer mit ganz viel Schaden. Die Stadt hat die Krise bravourös überwunden“, so Gille.

Auch im ehemaligen Erba-Haus an der Kreuzung Berliner Straße/Neustraße wird gearbeitet. Was hinter dem Bauzaun passiert, ist aber noch unbekannt. Ähnliches gilt für die City-Apotheke an der Neustraße, wo ebenfalls gearbeitet wird.

Der Experte für Klemmbausteine an der Wilhelmstraße expandiert bei den Öffnungszeiten. Der „Steinotter“ von Lisa Wenkemann und Kai Spessart hat ab sofort montags und donnerstags von 15 bis 18 Uhr sowie freitags und samstags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Bisher hatte das Geschäft lediglich am Wochenende geöffnet.


Feierabendmarkt in Euskirchen feiert tolle Premiere

Es war eine Premiere – und die kann durchaus als gelungen bezeichnet werden. Der erste Feierabendmarkt in der Euskirchener Innenstadt fand großen Anklang. So großen, dass zwischenzeitlich telefoniert werden musste, um weitere Tische und Bänke zu organisieren. Aber selbst der Nachschub reichte zwischenzeitlich nicht. Beim gefühlt ersten schönen Tag in den Sommerferien genossen zwischen 16 und 21 Uhr mehrere Hundert Euskirchener bei einem Getränk, einer Pommes, Musik von Sängerin Eva Lebertz oder einfach nur einem netten Gespräch den Donnerstagabend in der City.

Das Bild zeigt den Euskirchener Feierabendmarkt. Einige Menschen sitzen auf Bierbänken und unterhalten sich.

Der erste Feierabendmarkt in Euskirchen war gut besucht.

„Wer letztlich die Idee hatte, wissen wir nicht. Aber wir haben sie gerne umgesetzt“, sagte Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt. Neben den Getränken und dem Smalltalk konnten die Besucher des Feierabendmarkts auch das eine oder andere Mitbringsel und frische Produkte und Handwerkskunst von den regionalen Anbietern mitnehmen. Ein Angebot, das ebenfalls gerne genutzt wurde. Eine Belebung des Klosterplatzes war der Feierabendmarkt aber auf jeden Fall.


Der Euskirchener Bahnhof gibt keine gute Visitenkarte ab

„Der Bahnhof gibt als Eintrittstor in die Stadt kein gutes Bild ab“, schreibt ein Leser in einer E-Mail an die Redaktion. Nach einer Stippvisite am Mittwochnachmittag kann die Meinung durchaus geteilt werden. Klar, dass im Sommer, dazu noch in einem ziemlich durchwachsenen, das Unkraut üppig sprießt. Das ist dabei aber noch das kleinste Übel, das am Bahnhof sofort ins Auge fällt.

„Der Zustand des Bahnhofs ist einfach inakzeptabel. Gerade im linken Außenbereich liegen überall seit Monaten Fäkalien herum“, ärgert sich der Euskirchener in der E-Mail: „Der Fahrradständer am Haupteingang dient wohl eher als Müllablage, das Grün wächst schon über die Fahrradhalter hinaus.“ Doch nicht nur am Haupteingang finden sich Müll und leere Alkoholflaschen. Auch vor dem ehemaligen Schnellrestaurant oder auf dem Weg zu den Bahnsteigen liegen Verpackungsreste.

Das Bild zeigt drei leere Flaschen Alkohol und ein Buch auf einer Treppe am Euskirchener Bahnhof.

Am Bahnhof in Euskirchen findet sich an vielen Stellen Müll.

Das Bild zeigt einen vermüllten Korb an einem Fahrrad. Die SVE hat ein Schild angebracht. Der Besitzer wird aufgefordert, dass Rad zu entfernen.

Die SVE ermahnt Radbesitzer, ihre Räder abzuholen.

Zudem fallen einige Fahrräder mit großen, weißen Zetteln ins Auge. Die sind von der SVE angebracht worden. „Wir betreiben die Fahrradabstellanlagen auf der nördlichen Bahnhofsseite“, sagt Anno Schichler-Koep, Geschäftsführer der SVE auf Anfrage: In diesem Zuge sei man auch für die Ordnung verantwortlich. „Da immer wieder Fahrräder an der Abstellanlage vergessen werden und jeweils Stellplätze ungenutzt belegen, müssen wir dafür sorgen, dass diese entsorgt werden.“

Hierzu markiere man Fahrräder, die offensichtlich nicht mehr verkehrstüchtig oder nutzbar sind, und fordere in einer angemessenen Frist vom Eigentümer, dass er das Fahrrad entfernt. „Wir haben in diesem Jahr bisher schon 15 Fahrräder entfernen lassen, die wir entweder einer sozialen Einrichtung, in dem Fall die Diakonie, zur Aufarbeitung oder als Ersatzteillieferant zukommen lassen. Oder sie gehen direkt auf den Schrott“, so Schichler-Koep.