Mit dem Geld von Bund und Land soll eine der größten Bildungseinrichtungen im Kreis Euskirchen stehen. Minister Laumann zeigte sich begeistert.
CampusNRW-Minister Laumann brachte 16,8-Millionen-Förderbescheid nach Euskirchen

NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (r.) hatte einen Förderbescheid über 16,8 Millionen Euro dabei und erhielt ein kleines Dankeschön.
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Es ist eines der größten Bildungsprojekte im Kreis Euskirchen: Das Berufsbildungszentrum Euskirchen (BZE) soll für rund 75 Millionen Euro neu gebaut werden – als moderne „Zukunftswerkstatt“ an der Straße An der Katzenhecke, gegenüber der Tankstelle an der Kommerner Straße.
Die NRW-Landesregierung übernimmt davon 67 Millionen Euro im Rahmen der Strukturwandel-Förderung für das Rheinische Revier. Die verbleibenden Mittel muss das BZE selbst aufbringen – unter anderem durch den Verkauf des Grundstücks in Euenheim, auf dem das Zentrum seit Jahrzehnten beheimatet ist.
Nach Informationen dieser Zeitung haben dazu bereits erste Gespräche stattgefunden. Die Verantwortlichen hoffen, rund die Hälfte der fehlenden acht Millionen Euro durch die Veräußerung zu erzielen. Träger des BZE sind der Kreis Euskirchen, die IHK Aachen und die Handwerkskammer Aachen.
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Jochen Kupp: Mehr als 1500 E-Mails und zahlreiche Gespräche für das Projekt
BZE-Verbandsvorsteher Jochen Kupp hat das Projekt in den vergangenen vier Jahren mit großem Engagement vorangetrieben. Mehr als 1500 E-Mails, zahlreiche Gespräche und viel Überzeugungsarbeit waren nötig, um die Förderung zu sichern. „Mitunter war es einfacher, einen Minister von dem Projekt zu überzeugen, als die eigenen Mitarbeiter“, sagte Kupp schmunzelnd. Inzwischen stehe aber das gesamte BZE-Team hinter der Zukunftswerkstatt.
Beim Besuch von NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann überreichte dieser einen Förderbescheid über 16,8 Millionen Euro. Das Geld ist für den Grundstückserwerb sowie für Planungsleistungen vorgesehen. „Die restlichen Mittel sind uns zugesichert. Sie werden aber erst ausgezahlt, wenn die kommenden Leistungsphasen erreicht sind“, erklärte Kupp. Die Übergabe des Förderbescheids bezeichnete er als „wichtigsten Tag in der Geschichte des BZE“. Die Zukunftswerkstatt sei für ihn längst mehr als ein Projekt: „Sie ist mein Baby, mein Kind.“
Geld in die Ausbildung unserer jungen Generation zu stecken, ist eine der wichtigsten Investitionen, die eine Gesellschaft überhaupt tätigen kann.
Der Neubau soll ein energieeffizienter Holzbau werden – mit begrünten Dächern, Photovoltaikanlage, Erdwärme und Windkraft. Ziel ist ein möglichst energieautarker Betrieb. Offene Lernzonen, flexible Werkstätten und Lernräume im Freien sollen ein modernes, praxisnahes Umfeld schaffen.
Inhaltlich setzt das neue BZE auf zukunftsweisende Ausbildungs- und Weiterbildungsschwerpunkte: Erneuerbare Energien, Wasserstofftechnik, Robotik, Künstliche Intelligenz, 3D-Druck und Quantencomputing.
Ein Projekt für die Zukunft des Handwerks im Kreis Euskirchen
Auch regionale Betriebe sollen Schulungsräume flexibel – etwa abends oder am Wochenende – nutzen können. „Das Projekt ist nicht für mich, sondern für die Region – für die Zukunft des Handwerks im Kreis Euskirchen“, betont Kupp.
Für den Neubau rechnet er mit dem Bauantrag 2026, dem Spatenstich 2027 und dem Einzug 2029. Die Objektplanung sei bereits ausgeschrieben. 32 Planer haben sich laut Kupp beworben. „Das ist eine Zahl, die zeigt, wie viele Menschen Bock auf das Projekt haben“, so Kupp.

BZE-Chef Jochen Kupp und Sarah Komp von der Wirtschaftsförderung des Kreises im Gespräch.
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Landrat Markus Ramers würdigte das Engagement des BZE und betonte: „Das BZE hat nach der Flut nicht nur angepackt, sondern auch daran geglaubt, dass eine Investition in berufliche Bildung einen echten Mehrwert für die gesamte Region schaffen kann. Wir glauben an die Zukunft dieses Kreises – und daran, dass berufliche Bildung der Schlüssel dazu ist.“ Ein starkes Handwerk und viele mittelständische Betriebe seien das wirtschaftliche Rückgrat des Kreises, so Ramers.
Daher sei die Modernisierung des BZE ein Herzensprojekt der Kreisverwaltung gewesen. Mit Blick auf den geplanten gemeinsamen Campus von Berufskolleg und Berufsbildungszentrum erklärte der Landrat, der Kreis habe das Vorhaben „mit großer Überzeugung“ begleitet. Viele Mitarbeitende aus Wirtschaftsförderung, Strukturwandelmanagement und Immobilienmanagement hätten maßgeblich zum Erfolg beigetragen. „Wir haben bis heute gerne an eurer Seite gestanden – und wir werden es weiter sein“, sagte Ramers.
NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann lobt die Initiatoren vor Ort
Der Neubau sei ein Leuchtturmprojekt, das weit über Euskirchen hinaus Strahlkraft entfalten werde. „Dieses Projekt ist genau der richtige Schritt – für die Region, für das Handwerk und für die Zukunft der beruflichen Bildung“, betonte Marco Herwartz, Präsident der Handwerkskammer Aachen.
Auch Arbeitsminister Karl-Josef Laumann lobte die Zukunftswerkstatt als Investition in die nächste Generation. Das neue BZE sei nicht nur ein Bauprojekt, sondern eine langfristige Investition in die Zukunft. „Ein Gebäude dieser Art wird nicht für eine Generation, sondern für Jahrzehnte geschaffen“, so Laumann. Bildungsausgaben seien keine konsumtiven, sondern immer investive Ausgaben.

So sieht die Zukunftswerkstatt auf dem Reißbrett aus. 32 Objektplaner haben sich für das Projekt beworben.
Copyright: Visualisierung Jochen Kupp
„Geld in die Ausbildung unserer jungen Generation zu stecken, ist eine der wichtigsten Investitionen, die eine Gesellschaft überhaupt tätigen kann“, sagte Laumann: „Strukturwandel funktioniert nicht durch neue Industrieflächen, sondern dadurch, dass Menschen die Chance bekommen, in neuen Strukturen zu denken und zu arbeiten – so wie es ihre Eltern und Großeltern in anderen Zeiten getan haben.“
Strukturwandel soll aus den Regionen heraus gestaltet werden
Der Minister erinnerte daran, dass das BZE bereits 2021 eine Vision entwickelt habe, die nun in die Realität umgesetzt werde. Der Weg dorthin sei jedoch nicht leicht gewesen – geprägt von Rückschlägen, langen Verfahren und viel Durchhaltevermögen. „Aber die Hartnäckigkeit und die guten Argumente der Verantwortlichen haben dazu geführt, dass wir heute hier stehen“, sagte Laumann: „Dieses Projekt ist nicht in einem Ministerium am Schreibtisch entstanden. Es ist in der Region gewachsen – von Menschen, die wissen, was gebraucht wird.“
Strukturwandel müsse, so Laumann, aus den Regionen heraus gestaltet werden. Nur dort, wo Menschen und Institutionen gemeinsam Verantwortung übernehmen, könne nachhaltiger Fortschritt entstehen. Das neue Berufsbildungszentrum sei eine Investition in wirtschaftliche Zukunft und Wettbewerbsfähigkeit. Es schaffe gute, sinnstiftende Arbeit, von der man anständig leben könne.
Bund und Land stellen 14,8 Milliarden Euro für Rheinisches Revier zur Verfügung
Mit den Förderangeboten aus Strukturstärkungsmitteln sollen Zukunftsprojekte des Strukturwandels im Rheinischen Revier ermöglicht werden.
Bund und Land unterstützen die nachhaltige Transformation des Rheinischen Reviers mit bis zu 14,8 Milliarden Euro. Bisher sind 418 Projekte mit einem Fördervolumen von rund 2,3 Milliarden Euro bewilligt. Eines dieser Projekte ist die Zukunftswerkstatt in Euskirchen als BZE-Ersatz.
Zahlreiche Projekte rund um die Bildungslandschaft
Die Bildungslandschaft des Kreises Euskirchen wird sich in den kommenden Jahren verändern. Es wird nämlich nicht nur ein neues Berufsbildungszentrum gebaut. Auch das Thomas-Eßer-Berufskolleg (TEB) soll auf der grünen Wiese – direkt neben der Zukunftswerkstatt – gebaut werden und mit dieser zu einem Campus verschmelzen.
Der Kreis rechnet mit Kosten in Höhe von 82 Millionen Euro für den Neubau der Berufsschule am westlichen Stadtrand neben der Generalmajor-Freiherr-von-Gersdorff-Kaserne. Fertig sein soll der Neubau im Jahr 2032.
Ins Berufskolleg Eifel in Kall werden 100 Millionen Euro investiert
Auch am Berufskolleg Eifel in Kall stehen große Veränderungen bevor – sowohl pädagogisch als auch infrastrukturell. Dort sollen rund 100 Millionen Euro investiert werden, größtenteils finanziert aus dem Wiederaufbaufonds. Wie das TEB war auch das Berufskolleg Eifel bei der Flut stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Und auch bei den Förderschulen herrscht großer Handlungsbedarf.
Die Nikolausschule in Kall ist zu klein, gleiches gilt für die Stephanusschule mit ihren Standorten in Bürvenich und Füssenich. Die Matthias-Hagen-Schule in Kuchenheim ist stark sanierungsbedürftig und die Hans-Verbeek-Schule in Euskirchen ist ebenfalls marode und viel zu klein geworden. Die beiden letztgenannten Schulen sollen an einem gemeinsamen Schulcampus in Kuchenheim neu gebaut werden. Der Kreis rechnet mit einem Investitionsvolumen von mehr als 56 Millionen Euro.

