Der Fahrverein St. Medardus Zülpich hat die Saison mit einem WBO-Turnier beendet und seine Vereinsmeister ermittelt.
Fahrverein ZülpichSaisonabschluss mit vielseitigem Programm

15-10-2025 Zülpich Ein ungewohnter Anblick: Das Muli vor der Kutsche bewies, dass es in Sachen Tempo und Leistungsbereitschaft mithalten kann.
Copyright: Ulla Jürgensonn
Pferd oder Drachen? Für kleine Mädchen ist das normalerweise keine schwere Entscheidung. Natürlich gewinnt das Pferd. Da blieb auch den Eltern, die eigentlich zum Drachenfest im Seepark wollten, nichts anderes übrig, als dem Drängeln der Tochter nachzugeben: Erst musste ein Abstecher aufs Gelände des Fahrvereins St. Medardus Zülpich am Wassersportsee gemacht werden.
Wären sie schon am Vormittag gekommen, hätte das Mädchen vielleicht sein Herz für die preiswerte Einstiegsvariante des Pferdesports entdeckt. Da fanden nämlich Wettbewerbe im Hobby Horsing – zu Deutsch: Steckenpferdreiten – statt. Für die Zuschauer ist das niedlich anzusehen, doch die Kinder betreiben es durchaus ernsthaft. Und sportlich sind die Anforderungen allemal, schließlich gibt es wie beim richtigen Reiten Prüfungen in Dressur und Springen.
Auch die Nicht-Fachleute wurden in Zülpich gut unterhalten
Zum Saisonabschluss bot der Verein noch mal zwei Tage lang ein rundes Programm, bei dem auch Nicht-Fachleute gut unterhalten wurden. Beispielsweise bei „Dog and Drive“. Da gehen Teams an den Start, ein Teil absolviert mit Pferd und Kutsche den Parcours, einer startet mit seinem Hund. Zudem gab es eine geführte Gelassenheitsprüfung. Die Pferde oder Ponys mussten an allerlei Dingen vorbei, die ihnen nicht unbedingt geheuer waren. Da Kinder im Sattel saßen, wurden die Tiere geführt.
Die Prüfungen für die Gespannfahrer waren als WBO-Turnier ausgeschrieben, also nach der Wettbewerbsordnung für den Breitensport (im Gegensatz zur LPO, der Leistungs-Prüfungs-Ordnung). Vier Fahrvereine aus dem Rheinland haben gemeinsam einen Fördercup ausgeschrieben.

Das Publikum freute sich an den schönen Gespannen und dem tollen Sport, der gezeigt wurde.
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Vollen Einsatz zeigten nicht nur die Pferde im Geschirr, sondern auch Fahrer und Beifahrer auf der Kutsche.
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Sie wollen damit Gespannfahrern, die sonst eher nicht auf Turnieren unterwegs sind, die Möglichkeit bieten, ihr Können zu überprüfen, wie Medardus-Vorsitzende Dorit Santema sagt. Und dabei vielleicht bei dem einen oder anderen die Lust aufs Turnierfahren wecken. Jeder der vier Vereine hat ein WBO-Turnier angeboten, in Zülpich bot sich die letzte Gelegenheit, den Cup zu erringen. Dafür mussten die Bewerber aber mindestens schon einen Wettbewerb absolviert haben.
Die Sieger bekommen als Preis ein Trainingswochenende
Weil nicht jeder Hobby-Fahrer ein Allrounder ist, gab es nicht nur die kombinierte Prüfung, in der neben den Dressuraufgaben auch eine Strecke mit Geländehindernissen und ein Kegelparcours – das sind mit Kegeln markierte enge Durchfahrten – absolviert werden mussten. Sondern es gab auch die Möglichkeit, nur in der Dressur zu starten. In diesem Wettbewerb siegte Maren Laurinat bei den Einspännern. Die kombinierte Prüfung gewannen Lydia Rühe (Einspänner) und Sarah Knoch (Zweispänner).
In Sachen Siegerpreis machte der Fördercup seinem Namen alle Ehre: Alle drei dürfen demnächst zum Trainingswochenende bei Herbert Sauer. Er ist Fahrtrainer und war selbst mit vier Ponys vor der Kutsche auf internationalen Turnieren unterwegs. Dorit Santema zeigt sich zufrieden: „Der Fördercup ist aus einer spontanen Idee entstanden und gut angekommen. Wir wollen das in den kommenden Jahren weiter ausbauen.“
Der Verein lebt vom Mitmachen.
Die neuen Vereinsmeister von St. Medardus wurden am Wochenende dann auch gleich noch ermittelt. Die Titel gingen an Frank Blumenhofen bei den Pferden und Cordula Jurreit bei den Ponys. Der Zülpicher Verein hatte an den zwei Tagen wieder eine Menge zu stemmen. 37 Gespanne waren insgesamt zu den Wettbewerben angetreten. Und die Mitglieder machen alles selbst, vom Parcours-Aufbau bis hin zur Gastronomie.
„Der Verein lebt vom Mitmachen“, sagt die Vorsitzende. Und damit er lebendig bleibt, sieht sie beispielsweise das Hobby Horsing als eine gute Möglichkeit, die Kinder zu gewinnen. Nebenbei erkennt sie diverse positive Effekte dieser Sportart, die oft belächelt wird: „Die Kinder sind draußen, sie bewegen sich und starren nicht nur auf ihr Smartphone.“
Und außerdem sei es doch gut, wenn sie spielerisch die Bahnfiguren lernten und sie in aller Ruhe üben könnten: „Da muss dann kein Pony die Runde fünfmal laufen.“ Solche „Trockenübungen“ seien für Fahrer eigentlich ganz normal, die lernten die Grundlagen der Leinenführung – Zügel sagt man nur beim Reiten – am Fahrlehrgerät.
Dass der Plan, den Nachwuchs ins Vereinsleben einzubinden, aufgegangen ist, bewiesen die kleinen Steckenpferdreiterinnen ganz praktisch. Sie hatten es sich zur Aufgabe gemacht, den Gästen das benutzte Geschirr abzunehmen und wieder ins Vereinsheim zu tragen.