Flut-Helferin Missy Motown„Ich habe noch nie so sinnvolle Arbeit erlebt wie jetzt“

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Missy Motown,  Geschäftsführerin des Helferstabs Hochwasser Ahr

Altenahr – Missy Motown (46), Geschäftsführerin des Helferstabs Hochwasser Ahr, koordiniert viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer für den Wiederaufbau:

„Die furchtbare Katastrophe sehe ich auch als Chance. Für einen Neuaufbau der ganzen Region, dafür, Dinge in Zukunft anders zu machen, nachhaltiger, mit mehr Rücksicht auf kommende Generationen und weniger Profitgedanken. Manchmal bekommen wir von den Behörden gesagt: Die Zeit der Helfer ist jetzt vorbei, es ist ja alles aufgeräumt. Das widerlegen tagtäglich Hunderte Menschen.

Allein mit unserem Helferstab koordinieren wir Handwerker aus ganz Deutschland, die anreisen und ehrenamtlich anpacken, um dafür zu sorgen, dass die Menschen im Winter eine Heizung haben und einen begehbaren Fußboden. Helferinnen und Helfer sorgen dafür, dass die Leute die Anträge zur Wiederaufbauhilfe verstehen und ausfüllen können.

„Kreis und Land sollten alle ehrenamtliche Hilfe annehmen“

Wie könnten ohne Ehrenamtler den Traumatisierten unbürokratisch geholfen werden? Scouts von uns machen Sozial- und Wohnraumerhebungen, wir koordinieren die Versorgung mit Essen, Medizinern, Logistik.

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Die Fluthelferin koordiniert ehrenamtliche Arbeit im Ahrtal.

Wir helfen dabei, dass Menschen wie Gastronomen, Hoteliers und andere Geschäftsleute, die momentan nicht in ihrem Business arbeiten können, in anderen Bereichen aktiv werden – zum Beispiel an unseren Info-Points, deren Leute auch bezahlt werden. Ich denke, dass Gemeinden, Kreis und Land alle ehrenamtlichen Hilfen annehmen sollten – wenn sie richtig koordiniert werden, gelingt der Wiederaufbau schneller und wird für alle Beteiligten billiger.

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Ich habe noch nie eine so sinnvolle Arbeit erlebt wie jetzt. Ich will nicht akzeptieren, dass Arbeit nur gegen Bezahlung funktioniert. Wir haben in unserem kleinen Dorf Krälingen dank der Lebensmittel- und Sachspenden eine Scheune zum Tante-Emma-Laden umfunktioniert, der jetzt Dorftreffpunkt ist. Das könnte Schule machen!

Es ist selbstverständlicher geworden, sich zu helfen. Der Mensch hat in der Krise gezeigt, was ihn ausmacht. Ich hoffe, dass uns das stärkt und wir daraus lernen, worauf es ankommt: Sich solidarisch zu zeigen und Verantwortung zu übernehmen. Das haben viele gemacht. Wir brauchen noch mehr Leute, die das tun.“

Aufgezeichnet von Uli Kreikebaum.

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