„Tischtuch ist tief zerschnitten“Woelki nach Meinung von Kirchenexperte nicht haltbar

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Thomas Schüller

Thomas Schüller, Theologe und Kirchenrechtler

Köln – Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki ist nach Einschätzung des Kirchenrechtlers Thomas Schüller nicht mehr haltbar. Woelki selbst halte aber offenbar an seinem Amt fest. „Den Zeitpunkt für einen souveränen Rücktritt ohne größeren Gesichtsverlust hat er bereits verpasst“, sagte Schüller der Deutschen Presse-Agentur.

Woelki versicherte in einem am Sonntag verbreiteten Statement für das Kölner Domradio, dass er in seinem Bistum Veränderungen vorantreiben wolle. Zuvor war er durch das Rücktrittsgesuch des Münchner Kardinals Reinhard Marx unter Druck geraten, ebenfalls Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche zu ziehen. Woelki ist deutlich umstrittener als Marx.

Thomas Schüller: Tischtuch zwischen Woelki und Gläubigen tief zerschnitten

Das Tischtuch zwischen Woelki und den Gläubigen seines Erzbistums sei tief zerschnitten, sagte Schüller. Nicht zuletzt darum habe Papst Franziskus eine Überprüfung von Woelkis Bistum durch zwei Apostolische Visitatoren angeordnet. Diese würden nach ihrem Besuch in Köln einen Bericht erstellen. „Der Papst entscheidet nach der Lektüre des Berichtes völlig frei über die Zukunft von Erzbischof Woelki“, erläuterte Schüller. „Er ist nicht an die Empfehlungen der Visitatoren gebunden, sofern sie solche in ihrem Bericht formulieren.“ Zu den möglichen Optionen gehöre auch ein Verbleib von Kardinal Woelki im Amt.

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„Angesichts der dramatischen Lage im Erzbistum und der offenkundigen Handlungsunfähigkeit des Kardinals ist er meines Erachtens im Amt nicht zu halten“, sagte Schüller. Allerdings müsse ein Papst immer schauen, wie er die Nachfolge regele. Nach dem Preußenkonkordat - einem bis heute gültigen Vertrag zwischen Preußen und dem Vatikan von 1929 - sei hierbei eine Wahl des Kölner Domkapitels vorgesehen. In diesem Domkapitel säßen aber mehrheitlich treue Vasallen Woelkis, sagte Schüller. „Dieses Domkapitel bietet keine Garantie für Reformen und für die Wahl eines reformorientierten neuen Erzbischofs.“ (dpa)

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