BücherschätztagBurscheiderin entdeckt zuhause wertvolle Kurfürstenbibel

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Bibliothekar Marcus Vaillant nimmt eine alte Bibel in Augenschein.

Bibliothekar Marcus Vaillant nimmt eine alte Bibel von Lydia Golla in Augenschein.

In der Stadtbücherei ging es am Sonntag den ganzen Tag lang um Bücherschätzchen – und der ein oder andere richtige Schatz war auch dabei.

Beim vierten „Bücherschätze(n)“ kamen am Sonntag zahlreiche Burscheiderinnen und Burscheider in die Stadtbücherei, um sich über ihre literarischen Schätze aus den heimischen Bücherregalen zu informieren. Historische Werke, alte Atlanten, zahlreiche Bibeln und Kräuterbücher wurden sorgfältig von Diplom-Bibliothekar Marcus Vaillant unter die Lupe genommen, der normalerweise an der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf tätig ist. Vorsichtig öffnet er die teilweise stark in die Jahre gekommenen Bücher – bei Werken, die zu zerfallen oder brechen drohen, stützt er dabei den Einband zur Sicherheit ab.

Frau Aubel brachte ein 100 Jahre altes antiquarisches Kochbuch von Henriette Davis mit. „Was zwar ein äußerst schönes altes Buch ist, jedoch nicht extrem wertvoll“, so der Experte. Die Schätzung von Vaillant beläuft sich auf 30 Euro. Der persönliche Wert überwiege hier.

Dabei achtet er penibel auf Faktoren wie Vergilbung der Seiten, die Auflage des Buches und den Zustand des Einbands. Kochbücher weisen typischerweise oft starke Gebrauchsspuren auf, aber das „Wendepunkt Kochbuch“ von Aubel verfügte sogar noch über den originalen Schutzeinband.

300 Jahre alte Kurfürstenbibel in Burscheid entdeckt

Einer der bemerkenswertesten Schätze des Tages war zweifellos eine Kurfürstenbibel – nicht nur im übertragenen Sinne groß, sondern auch buchstäblich. Diese massive Ausgabe wurde beim Nürnberger Enter Verlag in Auftrag gegeben und ist mit einem Lederumschlag und metallenen Beschlägen ausgestattet. Lydia Golla brachte dieses außergewöhnliche Stück Zeitgeschichte mit, und Vaillant datierte ihre Ausgabe auf das Jahr 1710. „Einer meiner Vorfahren war Pfarrer und muss Bibeln gesammelt haben“, erklärt sie.

Das Highlight dieses Buches sind tatsächlich die handschriftlichen Einträge von Vorbesitzern. „Was gibt es Wertvolleres als den Nachweis einer Familie!“, erklärte Vaillant. Doch dann stutzte der Experte: Einige der Familiennamen in der Kurfürstenbibel kamen ihm bekannt vor – er hatte sie letzte Woche schon mal bei einer Büchersprechstunde in Düsseldorf gesehen.

Welche Verbindung zwischen den beiden Werken besteht, bleibt ein Rätsel, dem er weiter nachgehen möchte. Trotz einiger Beschädigungen am Buchrücken schätzte er den Wert auf über 700 Euro und empfahl eine Restaurierung und eine lichtgeschützte, trockene Lagerung.

Lydia Golla hat jedoch keine Absicht, dieses Familienerbstück zu verkaufen. Sie wickelte es sorgfältig in Bettlaken und Handtücher ein: „Ich freue mich nun über das neu gewonnene Wissen über diesen bemerkenswerten Schatz.“ Und wer weiß, vielleicht gibt es noch mehr Geheimnisse und Verbindungen zwischen den Büchern in Burscheids Bücherregalen, die nur darauf warten, entdeckt zu werden.

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