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DebatteBurscheid soll mehr Bäume bekommen, aber wie?

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Löh neue Bäume Burscheid

Diese jungen Bäume wurden vor fünf Jahren in Löh gepflanzt. 

Würde „Robin Gut“ der städtischen Initiative „Jeder Baum zählt““ das Wasser abgraben? Im Umweltausschuss gab es dazu zwei Meinungen.

Konkurrenz belebt das Geschäft. Ob das auch für Baumpflanzprojekte gilt, wird im Burscheider Rathaus allerdings angezweifelt. Nachdem das Bündnis für Burscheid den Antrag gestellt hatte, mit Hilfe der Stiftung „Robin Gut“ 1000 neue Bäume in der Stadt zu pflanzen, hatte sich die Umweltbeauftragte Svenja Mühlsiegl mit der Sache befasst. Denn es gibt ein Problem: Vor fünf Jahren hat die Stadt eine eigene Kampagne ins Leben gerufen. „Jeder Baum zählt!“ läuft langsam, aber stetig. Gerade erst sind die Bäume 98 bis 100 gepflanzt worden.

Spenderin war Ute Henschel von den Grünen. Mithilfe von Kundinnen und Kunden, die zum 20-jährigen Bestehen ihrer Buchhandlung gratulieren wollten, hatte die Politikerin mehr als 3000 Euro zusammengebracht. Insgesamt ist in etwa das Zehnfache bisher zusammen gekommen, schreibt Umweltbeauftragte Mühlsiegl. Die städtische Kampagne sei auch deshalb nachhaltig erfolgreich, weil zehn Euro reichen, um mitzumachen. Dafür bekommt man natürlich keinen Baum, tut dennoch etwas für mehr Grün in Burscheid.

„Robin Gut“ verfolgt ein anderes Konzept. Es werden nicht punktuell in der Stadt verteilt Bäume gepflanzt und damit Grünzüge ergänzt oder Fällungen ausgeglichen, wie gerade auf dem alten Friedhof. Die Stiftung unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Hendrik Wüst will eine Million Bäume in Nordrhein-Westfalen pflanzen, so für mehr Wald im Land sorgen. Dafür müssen große Schritte gemacht werden: 1000 Bäume sind die kleinste Einheit für eine Aufforstung. Dafür braucht man mindestens 3000 Quadratmeter zusammenhängendes Land, und das ist in Burscheid nicht so ohne weiteres vorhanden.

Wald statt Ergänzungs-Pflanzungen

Allerdings hat man im Rathaus ein Stück Land zwischen Thielenmühle und Kleinösinghausen ausgemacht, das erstmals aufgeforstet werden könnte. „Der Pächter stünde dem Vorgehen ebenfalls positiv gegenüber“, berichtet Mühlsiegl. Trotzdem befürchtet sie eine Konkurrenz, weil sich die Stadtverwaltung verpflichten muss, 20.000 Euro an Spenden einzuwerben. Am Ende täte das womöglich beiden löblichen Aktionen nicht gut.

So sieht es auch Bürgermeister Dirk Runge, erntete am Dienstag im Umweltausschuss allerdings Widerspruch von Ulrich Hanke, BfB. Tausend Bäume für ein neues Stück Wald in Burscheid, wie es „Robin Gut“ will, laufe kurzfristig, „Jeder Baum zählt!“ dagegen langfristig. „Man kann das eine tun und das andere nicht lassen“, findet Hanke. Auch Frank Schmidt von den Grünen, die den BfB-Antrag unterstützen, sieht einen wichtigen Unterschied: „Robin Gut“ suche besonders den Kontakt mit Schulen, um Kindern ein Gefühl dafür zu geben, wie wichtig Wald ist.

Die Stadt könnte schneller sein

Christdemokrat Falk Wollschlaeger stellte sich am Dienstag auf die Seite der Stadtverwaltung. Das auch, weil die Aufforstung durch „Robin Gut“ erst dann beginnt, wenn die 20.000 Euro an Spenden eingesammelt sind. „Wir kämen schneller zum Erfolg“, sagte er mit Blick auf „Jeder Baum zählt!“.

Eine Initiative abzuschmettern, die Burscheid mehr Bäume bringt, wollte aber auch niemand. „Dass Bäume pflanzen gut ist, ist unstrittig“, so Bürgermeister Runge. Also wurde nach einem Kompromiss gesucht. Der sieht so aus: im kommenden Jahr soll sich die Stadtverwaltung noch einmal auf die eigene Initiative „Jeder Baum zählt!“ konzentrieren und regelmäßig über den Spendeneingang informieren. Je nach Fortschritt soll danach die Stiftung „Robin Gut“ dazu geholt werden.