Neues Angebot in BurscheidAlpakas entspannen alleine durch ihre Gegenwart

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Silvia und Sven Claßen mit ihren vier Alpakas auf der Weide am alten Ziegeleigelände in Burscheid-Hilgen.

Silvia und Sven Claßen mit ihren vier Alpakas auf der Weide am alten Ziegeleigelände in Burscheid-Hilgen.

  • Alpakas sind Trendtiere: Von den Tierparks bis zur Werbung
  • Warum das so ist, und wie man in Burscheid mit den Tieren in Kontakt kommen kann, haben wir einen Halterin gefragt

Burscheid-Hilgen – Für einen Happen aus der Leckerli-Schüssel lassen sich Camillo und Dexter gerne das Gespann anlegen. Enrico kommt auch kurz mal schauen, entscheidet sich dann aber, lieber mit leerem Magen aber freier Schnauze zurück zur Weide zu trotten. Und Valentino, der Chef, bleibt gleich ganz dort stehen und beobachtet erstmal, was die Fremden da wollen. Als die Kamera zu klicken anfängt, kommt er aber auch angetrottet. „Alpakas sind neugierige Tiere“, sagt Silvia Claßen.

Esel waren nicht ihr Ding

Eigentlich sollten an der Stelle der vier süßen Tiere mit der Zottelfrisur Esel stehen. Schon seit Beginn ihrer Ausbildung zur Erzieherin und Heilpädagogin war Silvia Claßen klar, dass sie gerne tiergestützte Therapie anbieten möchte. Dann aber stellte sie fest: „Esel sind eigentlich gar nicht so mein Ding, die erinnern mich zu sehr an Pferde.“

Mit Pferden verbindet die Burscheiderin ein Kindheitstrauma. Vor vier Jahren ging sie dann auf eine Alpaka-Wanderung: „Und schon nach den ersten Schritten habe ich gespürt: Das ist es.“ Die Verbindung zu den südamerikanischen Tieren aus der Familie der Kamele stand direkt.

Sensible Gemüter

Etwas länger hat es gedauert, den Beschluss in die Tat umzusetzen. Es folgten Schulungen und Weiterbildungen und dann die Anschaffung der ersten beiden Tiere. Eine passende Weide zu finden, war schwieriger als erwartet. Silvia und ihr Mann Sven Claßen wohnen in der Nähe des alten Ziegeleigeländes in Burscheid-Hilgen. „Hier ist jede Menge Platz und Weideland“, sagt Sven Claßen. Aber erst über einen Facebookaufruf hatten die Claßens im November 2019 Erfolg. Im Februar dann war alles bereit für das Pako-Alpaka-Naturerlebnis, drei Alpakas auf der Weide, ein trockener Unterstand für die Tiere und eine renovierte Hütte für die Menschen.

Dexter ist neu in der Gruppe und der Jüngste der vier, schreitet beim Aufspannen aber mutig voran.

Dexter ist neu in der Gruppe und der Jüngste der vier, schreitet beim Aufspannen aber mutig voran.

Dann kam Corona. Doch dass sie in der ersten Zeit weder die geplanten Wanderungen noch sonstige Kurse anbieten konnten, finden die Claßens im Nachhinein gar nicht so schlecht, so hatten sie mehr Zeit, mit den Tieren zu trainieren und sich aneinander zu gewöhnen. „Wir haben gelernt: Alles was man sich vornimmt, ist nicht mehr als ein Plan. Was wir wirklich machen, entscheiden die Alpakas“, sagt Sven Claßen. Alpakas sind sehr sensible Tiere, sie spüre, wenn jemand Stress hat und reagieren darauf ebenfalls aufgeregt. Mal eben schnell kommt man mit Alpakas nicht voran. Aber dieses ruhige und sanfte Gemüt ist auch der Grund, warum die Einwanderer aus Südamerika derzeit in Deutschland so beliebt sind, ist Silvia Claßen überzeugt: „Sie strahlen eine Entspanntheit aus, die sich auch auf die Menschen überträgt.“ Und dazu kommen natürlich die Wuschelfrisuren und großen Kulleraugen, die man einfach mögen muss.

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Silvia Claßen möchte nun, dass die Tiere bestimmen, was gemacht wird. „Es ist uns wichtig, die Menschen für die Tiere zu sensibilisieren. Wir wollen keine Massenveranstaltung, wo jeder ein Alpaka an die Hand bekommt, zwei Stunden spazieren geht und es dann wieder abgibt. Wir wollen, dass die Leute etwas über die Tiere lernen und ihnen ganz in Ruhe begegnen können.“ Alpakas sind keine Streicheltiere und ihre Weide kein Streichelzoo. Daher bieten die Claßens zunächst die Pako-Alpaka-Zeit an, etwa 90 Minuten für maximal zwei Familien gleichzeitig.

Respekt für die Tiere

Gemeinsam wird die Weide besucht, alle Fragen zu den Tieren beantwortet, dann dürfen sie gefüttert und bei heißem Wetter auch geduscht werden, bevor es auf eine kleine Spazierrunde geht. Auch Kindergeburtstage mit selbstgebackenen Alpaka- Kuchen und die Pako-Kinder-Zeit bietet Claßen künftig an, bei denen Kinder ab fünf Jahren auch erfahren können, was man alles aus Alpaka-Wolle herstellen kann und in einem Spiel lernen, was Alpakas fressen dürfen – und was nicht. Hier gibt es nämlich noch großen Nachholbedarf: „Letztens haben wir ein halbes Brötchen auf der Weide gefunden, das kann für Alpakas tödlich sein.“ Auch Äpfel und Birnen seien sehr gefährlich, zumal Alpakas weder richtig beißen noch kauen können, sie zermalmen das Gras auf ihrer Kauleiste, dass sie mit der unteren Zahnreihe von der Wiese reißen.

Therapie für unruhige Kinder

Und dann soll die Therapie anlaufen. Gerade auf unruhige Kinder hätten Alpakas eine gute Wirkung, denn die Kinder merken schnell, dass sie sich den Tieren nicht rennend und wild schreiend nähern können. Die entspannende Wirkung der Alpakas ist Silvia und Sven Claßen schon selbst zum Verhängnis geworden. „Da sitzt man an der Weide und schaut den Tieren zu und merkt, wie man sich so darin verliert“, erzählt Sven Claßen. Und vergisst darüber, dass man eigentlich noch Termine hat.

http://www.alpakaerlebnis.com

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