ProzessSo sorgfältig soll der Burscheider sein Kinderporno-Netz aufgezogen haben

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Blick auf das Eingangsschild des Kölner Landgerichts.

Vor dem Kölner Landgericht geht es um ein Netzwerk für kinderpornografische Bilder und Filme, das ein Burscheider aufgezogen haben soll.

Am zweiten Tag zeigt sich vor Gericht, wie der Fachinformatiker sein Wissen nutzte, um Konsumenten übelster Bilder und Filme anzulocken.

Wie hat das Kinderporno-Netzwerk technisch funktioniert, das der Burscheider Fachinformatiker Jörg W. (Name geändert) laut Anklage fünf Jahre lang betrieben hatte, bevor es vor ziemlich genau einem Jahr abgeschaltet wurde? Am zweiten Tag des Prozesses vor dem Kölner Landgericht erläutert Guido H. die Funktionsweise des Systems, über das schlimmste Bilder und Filme millionenfach verteilt wurden. H. ist Computer-Forensiker im Cybercrime-Kommissariat des Kölner Polizeipräsidiums. Und insofern ein wichtiger Zeuge.

Denn er hat unter anderem den Laptop-Rechner des Beschuldigten untersucht. Auf dem wurde offenbar das komplexe System programmiert; es gab allein für ein Angebot unter dem Namen „Pedoro“ 51 Zugänge. „Das macht man, um den Traffic zu verteilen“, erklärt der Datenexperte der 10. Großen Strafkammer. Das ist einerseits ein Indiz dafür, dass der Burscheider mit sehr vielen Nutzern rechnete. So etwas dient aber auch dazu, etwaige Angriffe abzuwehren: Es ist eine gängige Methode, einen Server dadurch in die Knie zu zwingen, dass man ihn mit Anfragen flutet.

Binnen Wochen flossen Terabyte an Daten 

Es deutet also vieles darauf hin, dass der Angeklagte sehr sorgfältig vorgegangen ist, um seinen Anlaufpunkt für Pädophile technisch perfekt aufzustellen. Die Server dienten nach Erkenntnissen der Ermittler dem Austausch schlimmster Bilder und Filme. Man konnte Material herunter-, aber auch hochladen. Wobei der Konsum offenbar im Vordergrund stand, zeigt die Auswertung der Serverdaten.

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Ermittler Guido H. vermittelt dem Gericht in diesem Zusammenhang indes auch eine Vorstellung über das an sich unvorstellbare Ausmaß, in dem die Kinderpornos angeschaut wurden. Allein zwischen dem 22. November 2022 und dem Tag des Zugriffs durch die Polizei am 16. Dezember vorigen Jahres habe ein Server 17 Terabyte Daten abgegeben und 726 Gigabyte empfangen.

Was da zu sehen war, hatte die Staatsanwaltschaft bei der einstündigen Anklageverlesung exemplarisch dargestellt. Szenen unfassbarer Gewalt gegenüber Kindern, sogar Säuglingen. Computer-Forensiker H. ist mit den Inhalten der Kinderporno-Netzwerke nur am Rande in Berührung gekommen, berichtet er: Er hat die Lesezeichen aufgerufen, die im Tor-Browser auf dem Laptop des Angeklagten verzeichnet waren. „Die haben mir den Tag versaut“, erinnert er sich am Montag. Zum Inhalt kommen von dem Polizisten nur zwei Stichworte: „Babys und BDSM“.      

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