Leverkusener RheinbrückeDie letzte Lücke ist geschlossen – Eine Chronologie

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Leverkusen: Ein Kran hebt das letzte Bauteil zur "Brückenhochzeit" an den Neubau der Leverkusener Rheinbrücke. Ungefähr sechs Jahre nach Beginn der Arbeit ist die Brücke nun über dem Rhein verbunden. Nach Fahrbahneinbringung und diversen Sicherheitsvorkehrungen wird die Brücke ca Januar 2024 für den Verkehr freigegeben. Dann wird die alte marode Brücke abgerissen und mit den Arbeiten zum zweiten Teil gestartet. Völlige Baufertigstellung soll dann 2027 sein. Foto: Roberto Pfeil/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Ein Kran hebt das letzte Bauteil zur „Brückenhochzeit“ in den Neubau der Leverkusener Rheinbrücke.

Der erste Teil des Milliardenprojekts geht seiner Vollendung entgegen. Ende Januar 2024 soll der Verkehr über das neue Bauwerk rollen. 

Die letzte Lücke des ersten Neubauteils der Leverkusener Rheinbrücke an der Autobahn 1 ist geschlossen. Am Dienstag wurden die beiden ersten von noch verbleibenden vier Stahlbauteilen in der Mitte des Bauwerks mit einem schwimmenden Kran in Millimeterarbeit von der Rhein-Mitte aus eingehoben.

Bis Ende des Jahres soll das Bauwerk fertiggestellt sein. Im Anschluss daran müssen im Januar noch Fahrbahnen, Schutzeinrichtungen, Lärmschutzwände und Beschilderungen hergerichtet werden. Ende Januar soll der gesamte Verkehr einschließlich der Lkw in beide Fahrtrichtungen, also nach Dortmund und Koblenz, über den Neubau fahren.

Die Schrankenanlagen, die seit September 2016 verhindern, dass Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen die Brücke passieren können, werden entfallen. Der Kölner Ring wird dann wieder komplett für Lkw nutzbar sein.

Alles zum Thema Amts- und Landgericht Köln

Noch im Januar soll mit dem Abbruch der alten Brücke begonnen werden. Sie wird laut Autobahn GmbH nach einem europaweit einmaligen Verfahren vom Rhein aus demontiert. „Das wird ungefähr zehn Monate in Anspruch nehmen“, sagte Uwe Heiland, Geschäftsführer des Unternehmens SEH Engineering, das Teil des Baukonsortiums ist, das im Februar 2021 das Projekt von der Porr Deutschland GmbH übernommen hatte. Anschließend soll mit dem Bau des zweiten Brückenteils begonnen werden. Spätestens Ende 2027 soll der Verkehr dann auf zwei Brücken je Fahrtrichtung rollen.

„Mit dem Lückenschluss ist der nächste Meilenstein des Neubaus der Rheinbrücke Leverkusen erreicht“, sagte Oliver Luksic, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium. Die Brücke sei „für die gesamte Region östlich und westlich des Rheins und darüber hinaus von hervorragender Bedeutung. Sie dient als wichtige Verbindung für den internationalen Transitverkehr.“

Der Landesbetrieb Straßen NRW hatte den Vertrag mit dem ehemaligen Generalunternehmer Porr GmbH im April 2020 nach einem Streit um die aus seiner Sicht mangelhafte Qualität der Stahlbauteile aus chinesischer Produktion gekündigt und beim Landgericht Köln eine Schadenersatzklage eingereicht, auf die Porr mit einer Gegenklage reagiert hat.

Insgesamt wird das Projekt einschließlich der Erweiterung der A 1 auf acht Fahrstreifen zwischen der Anschlussstelle Köln-Niehl und dem Kreuz Leverkusen-West rund 1,4 Milliarden Euro kosten. Ob diese Summe ausreicht, wird auch vom Ausgang des Rechtsstreits mit Porr abhängen.

Hinzu kommen noch einmal 63 Millionen Euro, die laut Autobahn GmbH seit 2012 investiert werden mussten, um die alte Brücke wenigstens für den Pkw-Verkehr instand zu halten sowie den Bau und Betrieb der Lkw-Sperranlagen.


Die Chronologie der Rheinbrücke

August 2012: Der damalige NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) sieht sich die Leverkusener Brücke an. Fazit: Sie muss erneuert werden, dürfte aber noch ein paar Jahre halten.

30. November 2012: Groschek teilt nach erneutem Ortstermin und Krisentreffen mit, die Brücke müsse aufgrund von Rissen in Quer- und Hauptträgern für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gesperrt werden.

1. Dezember 2012: Fahrverbot für Lkw über 3,5 Tonnen.

Ende Januar 2013: Trotz Fahrverbots rollen täglich bis zu 3000 Schwerlaster über die Brücke. Die Polizei verstärkt die Kontrollen.

3. März 2013: Die Brücke wird für Lkw bis 44 Tonnen wieder freigegeben – zweispurig mit Tempo 60.

4. Mai 2013: Wieder drei Spuren frei.

August 2013: 80 Prozent der Autofahrer halten sich nicht an das Tempolimit halten. Die Bezirksregierung Köln fordert, Radaranlagen zu installieren.

Mitte Februar 2014: Die Blitzer gehen in Betrieb. In den ersten fünf Tagen werden knapp 7600 Temposünder geblitzt.

März 2014: Die Kontrollen des 44-Tonnen-Limits für Lkw werden verschärft.

Juni 2014: Die Rheinbrücke wird wegen neuer Schäden wieder für Lkw mit einem Gesamtgewicht über 3,5 Tonnen gesperrt. NRW-Verkehrsminister Groschek kündigt an, das Verbot durch Gewichtskontrollen per Radar zu überwachen. Der Landesbetrieb Straßen NRW richtet auf beiden Seiten der Brücke eigene Abbiegespuren für Lkw ein.

Juli 2014: Die Stadt Leverkusen stellt die Blitzer auf der Brücke um. Neben der Geschwindigkeit wird jetzt auch das Gewicht der Fahrzeuge überwacht. Dennoch ignorieren bis zu 1500 Lkw pro Tag das Fahrverbot. Die Polizei verschärft die Kontrollen.

November 2014: Wegen neuer Schäden kann die Brücke nicht wie geplant zum Ende des Jahres für Lkw wieder freigegeben werden.

Januar 2015: In beiden Richtungen wird eine dritte Fahrspur für den Verkehr freigegeben.

März 2015: Der Verkehrsausschuss des Bundestags beschließt ein beschleunigtes Planverfahren, das bei möglichen Einwendungen und Klagen nur noch eine Instanz vorsieht: das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig.

April 2015: Brücken-Ingenieure befürchten, dass die Freigabe für Lkw auf der alten Brücke nicht mehr möglich sein wird.

Oktober 2015: Nach neuen Untersuchungen bestätigt sich die Befürchtung. Die Brücke bleibt für Lkw über 3,5 Tonnen gesperrt.

Februar 2016: Bei Routinekontrollen werden neue Risse entdeckt, die an einem Wochenende repariert werden.

September 2016: Verkehrsminister Groschek beschließt ein mehrstufiges Warn- und Sperrsystem für die Brücke, um das illegale Befahren durch Lkw zu unterbinden. Die erste Sperre wird noch im gleichen Monat eröffnet.

Oktober 2017: Das Leverkusener „Netzwerk gegen Lärm, Feinstaub und andere schädliche Immissionen“ (NGL) in Leipzig mit seiner Klage gegen den Brückenneubau.

Oktober 2017: Die Porr Deutschland GmbH bekommt den Zuschlag zum Abbruch, Neubau und der Erweiterung der Rheinbrücke. Das Auftragsvolumen beträgt 362 Millionen Euro.

Dezember 2017: Spatenstich zum Neubau des ersten Brückenteils.

April 2020: Der Landesbetrieb Straßen NRW kündigt den Vertrag mit dem Generalunternehmer nach einem Qualitätsstreit um Stahlbauteile aus chinesischer Produktion.

05.09.2023, Nordrhein-Westfalen, Leverkusen: Ein Kran hebt das letzte Bauteil zur «Brückenhochzeit» an den Neubau der Leverkusener Rheinbrücke. Ungefähr sechs Jahre nach Beginn der Arbeit ist die Brücke nun über dem Rhein verbunden. Nach Fahrbahneinbringung und diversen Sicherheitsvorkehrungen wird die Brücke ca Januar 2024 für den Verkehr freigegeben. Dann wird die alte marode Brücke abgerissen und mit den Arbeiten zum zweiten Teil gestartet. Völlige Baufertigstellung soll dann 2027 sein. Foto: Roberto Pfeil/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Ein Kran hebt das letzte Bauteil zur Brückenhochzeit an den Neubau der Leverkusener Rheinbrücke. Ungefähr sechs Jahre nach Beginn der Arbeit ist die Brücke nun über dem Rhein verbunden.

Februar 2021: Der Bauauftrag wird neu vergeben. Den Zuschlag erhält die Bietergemeinschaft SEH Engineering, Eiffage Métal, Hochtief, Iemants und Max Bögl. Mit 216 Millionen Euro hatte diese Bietergemeinschaft den Angaben zufolge das günstigste Angebot abgegeben. Die Brücke soll im Dezember 2023 fertig sein.

Juli 2022: Der Auftrag für den Bau des zweiten Teils der Leverkusener Rheinbrücke in Höhe von rund 426 Millionen Euro wird neu ist vergeben. Die Autobahn GmbH des Bundes hat den Zuschlag an eine Bietergemeinschaft aus fünf Unternehmen erteilt. Dazu gehören SEH Engineering, Hochtief Infrastructure, Plauen Stahl Technologie, Max Bögl und die ZSB Zwickauer Sonderstahlbau GmbH.

5. September 2023: Nach dem Einbau der letzten vier Stahlbauteile ist der erste Brückenteil geschlossen.

4. Februar 2024: Der erste Neubauteil wird für den Verkehr freigegeben.

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