Ende einer Ära in BalkenTraditions-Gaststätte Brückenhof wird abgebrochen

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Um 1909 benannte Gastwirt Wilhelm Fuchs den Brückenhof in Balken werbeträchtig in „Restaurant Ballonhalle“ um, denn nebenan hatte Luftschiff-Pionier Oskar Erbslöh in der Wupperaue den Hangar für seine Lenkballons gebaut.

Um 1909 benannte Gastwirt Wilhelm Fuchs den Brückenhof in Balken werbeträchtig in „Restaurant Ballonhalle“ um, denn nebenan hatte Luftschiff-Pionier Oskar Erbslöh in der Wupperaue den Hangar für seine Lenkballons gebaut.

  • Bis ins 18. Jahrhundert reicht die Geschichte der Gaststätte zurück.
  • 2007 gaben die Pächter den Hotelbetrieb endgültig auf.
  • Im Ortskern von Balken wird ein neues Mehrfamilienhaus entstehen.

Leichlingen – 2019 überlebt er noch. Aber im nächsten Jahr geht es dem Brückenhof in Balken an den Kragen. Nächste Woche schon. Am 7. Januar beginnt der Abbruch des traditionsreichen Gasthofes und Hotels. Das Fachwerkgebäude steht bereits seit einem Dutzend Jahren ungenutzt leer. Im Herzen der Ortschaft gelegen, bildete es Jahrzehnte lang auch gesellschaftlich den Mittelpunkt des Dorflebens.

Da sich für den Betrieb nach der Schließung durch den letzten Pächter kein Nachfolger fand, wird der Gebäudekomplex, der direkt hinter der Brücke am Murbach steht, jetzt abgebrochen. Auf dem Grundstück sollen Wohnungen gebaut werden. Es ist ein Mehrfamilienhaus in attraktiver Dorflage geplant.

Neues Mehrfamilienhaus

Investor des Projekts ist die Exklusiv Wohnbau Rheinland GmbH. Sie hat den Anwohnern der Ortschaft vor einigen Tagen mitgeteilt, dass die Baustelle ab 7. Januar eingerichtet wird. Die Abbrucharbeiten dauern voraussichtlich bis Mitte März. Und ab 10. Februar müsse an der Baustelle in Abstimmung mit der Stadtverwaltung für etwa 15 Tage auch die Ortsstraße gesperrt werden.

Der traditionsreiche Brückenhof gehörte immer schon zum Herzen der Ortschaft Balken und ragte schon früher spitz in die Straße vor, wie diese kolorierte Postkarte aus dem Jahre 1905 zeigt.

Der traditionsreiche Brückenhof gehörte immer schon zum Herzen der Ortschaft Balken und ragte schon früher spitz in die Straße vor, wie diese kolorierte Postkarte aus dem Jahre 1905 zeigt.

Pläne des in Detmold ansässigen Wohnungsbau-Unternehmens, das eine von zwölf Niederlassungen an der Werkstättenstraße nahe der Campusbrücke in der Neuen Bahnstadt Opladen hat, sind noch nicht zu sehen gewesen. Nach Auskunft der Verwaltung ist der Antrag für den Neubau noch in Bearbeitung.

Der lange Leerstand des einstigen 19-Betten-Hotels hat das geschichtsträchtige Gasthaus zum Leidwesen der Nachbarn zuletzt zu einer Art Geisterhaus werden lassen. Während das ebenso alteingesessene Restaurant Zur Kutsche auf der anderen Straßenseite, dem ein ähnliches Schicksal drohte, von jungen Pächtern zu neuer Blüte geführt wurde, endet die Historie der einst angesagten Adresse Balken 18-20 bald in Trümmern.

Das Fachwerk-Ensemble mit Anbauten aus der Neuzeit steht nicht unter Denkmalschutz. Das alte Bauerngut, zu dem schon früh eine Schankwirtschaft gehört hat, geht aufs 18. Jahrhundert zurück. Bis 1902 wird ein Louis Dahlhaus als Besitzer erwähnt. Danach betrieb bis 1914 Karl Zander die Gastwirtschaft, die in allen Zeiten auch ein Vereinstreff war.

2007 geschlossen, bietet das einstige Hotel heute keinen einladenden Anblick mehr.

2007 geschlossen, bietet das einstige Hotel heute keinen einladenden Anblick mehr.

1906 ist hier der Geflügelzuchtverein Leichlingen gegründet worden, 1907 die Balker Schießgesellschaft, die in den Gartenanlagen auch ihre Schützenfeste feierte. Überregionale Berühmtheit erhielt das Gasthaus durch die Nähe zum Hangar von Luftschiff-Pionier Oskar Erbslöh. Gastwirt Wilhelm Fuchs taufte das Lokal 1909 werbewirksam in „Restaurant Ballonhalle“ um.

Feuer nach der Silvesterparty

Vor genau 20 Jahren, im Jahre 2000 machte der Brückenhof Schlagzeilen, weil in der Silvesternacht am Morgen nach der Party ein Feuer im Restaurant ausbrach. Als Brandursache wurde hinterher eine glimmende Kerze vermutet. Sieben Gäste mussten damals wegen Rauchvergiftungen ins Krankenhaus. Das Neujahrs-Festessen fiel aus.

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Die Pächter-Familie Kessaris reparierte die massiven Brandschäden und renovierte das Haus mit Kegelbahn und Hotelbetrieb. Aber 2007 gab sie den Betrieb auf. Weil die Suche des letzten Eigentümers, Johannes Nöres aus Opladen, nach einem Nachfolger scheiterte, war es ein Abschied für immer. Nächste Woche kommt der Bagger.

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