Die Arbeiten zur Sanierung des Äußeren der Opladener Kirche sind weitgehend abgeschlossen. Jetzt geht es innen weiter.
Evangelische GemeindeBielertkirche in Opladen von außen saniert – Innenausbau bis 2027

Die Bielertkirche mit ihrer Ziegelfassade in Gelbtönen ist fast in Gänze wieder von Gerüsten befreit.
Copyright: Peter Seidel
Jahrelang war sie vollständig von Baugerüsten verdeckt. Seit wenigen Tagen aber ist die Fassade der Bielertkirche in Opladen wieder zum großen Teil sichtbar. Der in gelblichen Tönen changierende Backstein leuchtet fast ein wenig, wenn schräg die Novembersonnen darauf scheint. Das schiefergedeckte Dach schimmert matt. Roland Wruck, als Baukirchmeister im Presbyterium der evangelischen Kirchengemeinde Opladen zuständig für das Projekt der Sanierung, Restaurierung und Modernisierung der Kirche, ist mit dem bisherigen Verlauf der Arbeiten zufrieden: „Fassade, Dach, Turm und Fenster – das ist alles fertiggestellt. Der Zeitplan wurde eingehalten“, sagt er bei einem Ortstermin an der 149 Jahre alten Kirche.
Jetzt geht es an den zweiten Bauabschnitt. Auch der hat es in sich. Die Heizungsanlage zum Beispiel wurde durch die Überflutung der Kirche in der Hochwasserkatastrophe am 14. und 15. Juli 2021 dermaßen beschädigt, dass sie nicht mehr zu retten war. Als Ersatz soll aber nicht einfach eine konventionelle, mit fossilen Brennstoffen betriebene neue Heizung her. Die evangelische Kirche im Rheinland hat sich zum Ziel gesetzt, „nur noch Gebäude (zu) betreiben, die netto treibhausgasneutral sind und mit erneuerbaren Energien versorgt werden“, wie es auf ihrer Webseite dazu heißt.
Für die Bielertkirche bedeutet das: Sie wird künftig mit einer Wärmepumpenanlage beheizt. Was das für die Bauarbeiten heißt, wird im Innenraum der bis auf die roh verputzten Mauern und den nackten Betonfußboden entkernten Kirche deutlich. Die Bodenplatte wird für die Installation der Heizungsanlage aufgemacht.
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Baukirchmeister Roland Wruck steht im Chorraum der Kirche. Die hölzerne Kanzel muss noch restauriert werden.
Copyright: Peter Seidel
Auch die drei Treppenstufen, die seit dem Bau der Kirche in den leicht erhöhten Chorraum führen, bleiben nicht an Ort und Stelle. „Die versetzen wir etwas nach hinten, um mehr Platz zu bekommen“, so Wruck. Denn das Konzept für die Bielertkirche sieht einen flexibel nutzbaren Kirchraum vor. Der Altar, der ebenfalls erneuert wird, zum Beispiel kann, aber muss nicht dort stehen, wo er bisher immer stand. Er kann auch mitten in der Kirche stehen, da, wo früher die Kirchbänke platziert waren. Statt auf Bänken werden Gottesdienstbesucher künftig auf Stühlen sitzen. Der Innenraum bekommt einen Raumteiler. Während im östlichen Teil zum Beispiel eine Andacht gefeiert oder ein Gebet gesprochen wird, kann so der westliche Teil der Kirche anders genutzt werden.
Die Wände müssen verputzt und gestrichen, die Decke muss komplett neu gemacht werden. Wer derzeit den Blick nach oben richtet, schaut durch die Holzbalken der Dachkonstruktion hindurch bis hinaus in den Turm der Kirche. Auch die von Schmutz und Staub überzogene Kanzel an der linken Seite des Chorraums wird restauriert. Ganz zum Schluss kommt die Orgel des ehemals in Opladen, heute in Hitdorf ansässigen Orgelbauers Weyland aus dem Jahr 1973 wieder die Kirche. Auch die wird natürlich gereinigt und modernisiert, sagt Wruck. Die letzte Überholung liegt fast 40 Jahre zurück. 1986 befasste sich der Bonner Orgelbauer Klais mit dem Instrument, disponierte es um und erweiterte es.
Es liegt also noch viel Arbeit vor der Kirchengemeinde und den Handwerkern in der Kirche, bevor sie wieder für Gottesdienste genutzt werden kann. Das ehrgeizige Ziel, die Bielertkirche im Jubiläumsjahr 2026, bis zu ihrem 150. Geburtstag, fertigzustellen, wird nicht zu schaffen sein. „Das ist der Wermutstropfen“, sagt Wruck. „Die Baumaßnahmen werden insgesamt im ersten Halbjahr 2027 beendet sein.“ Ob es trotzdem am Reformationstag 2026 in der Kirche einen Gottesdienst geben kann, ist noch offen.
Bis dahin wird die Kirche allenfalls gelegentlich, wie jüngst zum Tag des offenen Denkmals, für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Gottesdienste werden in der Quettinger evangelischen Kirche an der Kolberger Straße gefeiert. Parallel läuft dort aber schon der Prozess, das Quettinger Gemeindehaus zu verkaufen. Die Bielertkirche soll das geistige Zentrum aller Protestanten in Opladen, Quettingen und Lützenkirchen werden. Das Interesse der Leverkusenerinnen und Leverkusener am Fortgang der Arbeiten schildert Wruck als sehr groß. „Die Leute wollen wissen: Wie sieht meine Kirche aus?“
Spender für Kirchenorgel gesucht
Die Kosten für Restaurierung des Kirchenäußeren haben sich auf 4,75 Millionen Euro belaufen. Für die Beseitigung der Flutschäden gab es vom Land vor einem Jahr eine finanzielle Unterstützung in Höhe von knapp 4,138 Millionen Euro. Für die Sanierung und Modernisierung des Inneren der Bielertkirche veranschlagt die Gemeinde erneut viel Geld. Genaue Zahlen waren einstweilen nicht zu erhalten. Um die Säuberung und Modernisierung der Weyland-Orgel stemmen zu können, sucht die Gemeinde Spenderinnen oder Spender.
Der Grundstein für die Bielertkirche wurde 1874 gelegt. Sie wurde nach Plänen des Wiesbadener Architekten Eduard Zais gebaut. Die Kirche wurde 1876 für die stark gewachsene protestantische Gemeinde geweiht. Von 1864 an stand den Protestanten in Opladen lediglich ein Betraum zur Verfügung. (ps)

