LeverkusenBielert-Gemeinde investiert in die Zukunft der Opladener Kirche

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Bielertkirche in Opladen: Das Gemeindehaus aus rotem Backstein.

Das Bielert-Areal mit Gemeindehaus und dahinterliegender Kita von der Kirchturmspitze aus.

Die protestantischen Gläubigen aus Quettingen, Lützenkirchen und Opladen sollen in der Bielertkirche ihr geistiges Zentrum finden.

Die evangelische Kirchengemeinde Opladen will in den kommenden Jahren massiv in ihr neues Zentrum investieren. Die Bielertkirche wird nach ihrer Sanierung die einzige evangelische Kirche für Quettingen, Lützenkirchen und Opladen sein. Dafür soll das Areal samt Gemeindehaus umgebaut werden. Auch personell rüstet sich die Gemeinde für die Zukunft.

Die Opladener Gemeinde konzentriert sich künftig auf das Bielert-Areal, das sich von der Wiese direkt am Berliner Platz bis zur Kita entlang der Bielertstraße zieht. Um die Gläubigen aus Lützenkirchen und Quettingen aufzufangen, bedarf es aber einiger Umbauten. Gestartet wird mit einer Rampe, die das Gemeindezentrum endlich barrierefrei macht.

Denkmalschutzbehörde zögert mit Erlaubnis für Rampe

Am Seiteneingang Richtung Kita soll sie entstehen und wäre nach Wunsch der Presbyteriumsvorsitzenden Gunda Lakaschus-Lohrenz schon längst da. Die Opladener warten schon seit Monaten auf die Erlaubnis der Denkmalschutzbehörde. „Das ist unwürdig“, sagt sie über den erschwerten Zugang ins Gemeindezentrum. Rollstuhlnutzende kommen gar nicht hinein und Senioren und Seniorinnen müssen ihre Rollatoren vor der Tür parken.

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Das ist nur der Anfang des Umbaus. Für das neue Zentrum wünscht sich die Gemeinde weniger multifunktionale Räume, wie es sie zurzeit gibt, sondern auf ihren Zweck angepasste Orte: für Kinder, für das gemeinsame Kochen, zum Treffen und Kaffeetrinken, für Mediation. Wer ins Gemeindebüro komme, sagt Pfarrerin Karolin Eckstein, bleibe häufig, um sich noch zu unterhalten.

Dem soll künftig ein geeigneterer Raum gegeben werden. Und statt der mehreren kleinen Büros unter dem Dach wünschen sich die Mitarbeitenden einen Co-Working-Space. Jugendreferenten, der Pfarrdienst, das Presbyterium sollen alle zusammen arbeiten können. 

Das Haus in der Bielertstraße für eine zeitgemäße Nutzung umzurüsten, ist gar nicht so leicht. Der Denkmalschutz, dann neue Auflagen für den Brandschutz und die Vorgabe der Kirche in Deutschland, bis 2035 alle Gebäude klimaneutral zu halten, müssen berücksichtigt werden. Zudem soll ein größerer Veranstaltungsraum für mehr als 250 Personen entstehen, den das Gemeindehaus noch nicht bieten kann.

Vielleicht kommt also auch ein Neubau auf das Areal. Die Gemeinde plant für das umfassende Vorhaben, noch in diesem Jahr einen Architektenwettbewerb zu starten.

Parallel wird die Bielertkirche weiter saniert. Das Turmdach ist schon erneuert, auch der Turm soll bis zum Sommer saniert sein. Dann kommt die Verkleidung außen am Gerüst, die bislang die Sicht auf die Kirche einschränkt, weg. In der zweiten Bauphase ist das Kirchenschiff an der Reihe. Hierfür zusammen rechnet die Gemeinde mit Kosten von 4,5 Millionen Euro. Bisher findet der Bau weitestgehend im Zeitplan statt, lediglich die drei Monate Verzögerung durch nistende Falken vom Anfang ziehen sich durch.

Innenraum noch von Flutschäden gezeichnet

In der dritten Phase steht die Sanierung des Innenraums wegen der Flutschäden an. Zurzeit wird die Decke für Asbestsanierungen abgenommen und der gesamte Innenraum steht voller Gerüste. Noch ist die Orgel durch Platten geschützt, doch mittlerweile steht fest: Sie muss für den Umbau abgebaut werden. Nur einzelne Abschnitte der Kirche, zum Beispiel die Kanzel aus Holz, alte Holzbänke und die Balustrade der Empore vor der Orgel, stehen unter Denkmalschutz. Daher kann auch sie in diesem Zug für eine moderne Nutzung umgestaltet werden.

Seit Januar läuft die Ausschreibung für dieses Projekt. Am 22. April entscheidet ein Preisgericht, welches der vier Architekturbüros, die sich auf die Ausschreibung beworben haben, die Innenausstattung der Bielertkirche gestalten wird. Alle Vorschläge werden im Mai ausgestellt. „Unser Ziel ist es, zum Jubiläum 2026 wieder in der Bielertkirche zu sein“, sagt Lakaschus-Lohrenz. Dann wird die Opladener Gemeinde 150 Jahre alt.

Finanziert wird die Sanierung der Kirche zum Teil durch Fonds zum Wiederaufbau nach der Flut. Aber auch der Verkauf der anderen beiden Kirchen bietet der Gemeinde Kapital für ihr verbleibendes Zentrum. Für die Immobilie in Lützenkirchen stehe die Gemeinde bereits in engen Abstimmungen mit einem Interessenten. Im Herbst wurde die Kirche entwidmet. Die Kita-Plätze bleiben erhalten und in der Trägerschaft der Kirche, auch die geplante Erweiterung ist vermutlich weiterhin machbar.

Gemeinde verkauft zwei Kirchen

Die Quettinger Kirche ist die, in der die Gemeinde während der Sanierung der Bielertkirche ihre Gottesdienste feiert. Auch sie soll verkauft werden. Am 3. Mai will die Gemeinde eine Absichtserklärung im Rathaus unterzeichnen, sie an die Jüdische Gemeinde zu übergeben. Dafür ist schon früh die Überprüfung eines Sicherheitskonzeptes notwendig, das ersten Prognosen nach für Quettingen erfolgreich erstellt werden könnte. Übernähme die jüdische Gemeinde die Kirche, bliebe das Gebäude sogar erhalten. Auch hier wirkt sich der Verkauf nicht auf die Kita aus.

Die Pfarrhäuser sind bereits verkauft oder vermietet. Pfarrerin Eckstein sagt, das Konzept sei nicht mehr zeitgemäß, sie brauche nur eine Wohnung.

Wir werden mehr Power haben.
Pfarrerin Karolin Eckstein

Auch inhaltlich orientiert sich die evangelische Gemeinde neu. „Wir reagieren nicht nur, wir agieren“, sagt Presbyteriumsmitglied Marvin Gärtner über den Wandel der Kirche. Die Immobilien herausgerechnet, beliefen sich die Finanzen der Gemeinde 2017 noch auf ein Defizit von 145.000 Euro, seit 2020 befinden sie sich im Plus. Das liege an personellen Umstrukturierungen. Etwa wurden die Stellen von Küstern, die in Rente gegangen sind, nicht nachbesetzt und die Pfarrstelle war für eineinhalb Jahre ausgeschrieben. Christoph Rau übernahm nur übergangsweise den Pfarrdienst.

Im Mai kommt statt ihm Judith Manderla als feste Pfarrerin nach Opladen. Sie arbeitet seit einem Jahr in Leichlingen im Probedienst. Mit ihr, Eckstein und Stephan Noesser hat die Gemeinde dann zweieinhalb Pfarrstellen. „Wir werden mehr Spielraum haben, wo wir Schwerpunkte setzen können“, zeigt sich Eckstein erleichtert über die Vergrößerung des Teams, „wir werden mehr Power haben.“ Schon seit November arbeitet Annika Stoller als Ehrenamtskoordinatorin in Opladen auf einer halben Stelle. Lakaschus-Lohrenz sagt, Stellen wie ihre seien selten in evangelischen Gemeinden, aber wichtig für die Zukunft der Kirche, in der Ehrenamtler eine noch größere Rolle spielen werden.

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