Hochwasser im MurbachWie sich der Dammbruch in Burscheid ereignete

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Schadensbesichtigung. Wicze Braun und Wolfgang Brudes in den Resten ihres Sinneswaldes nach der Flut.

Schadensbesichtigung. Wicze Braun und Wolfgang Brudes in den Resten ihres Sinneswaldes nach der Flut.

Leichlingen – Das ist nun ein ganz anderer Sinneseindruck, den der Leichlinger Sinneswald im Murbachtal seit dem Starkregen in der vergangenen Woche bietet. Die beiden Zugänge über Brücken zum Gelände in der Wietsche sind weggerissen, der Mühlenteich ist fort, die installierten Kunstwerke sind großteils von der Flut hinweggespült worden. Wicze Braun und Wolfgang Brudes stehen in einem Trümmerfeld und hoffen auf Helferinnen und Helfer, die ihnen retten, was eben noch zu retten ist.

Hatte die Freilichtausstellung mit Werken heimischer Künstler ohnehin schon unter den Besuchsbeschränkungen in der Corona-Pandemie gelitten und ihre Fans über das Internet an der laufenden Ausstellung beteiligt, so hat die Flut jetzt nachhaltigen Schaden angerichtet. Ob und wann der Sinneswald wieder öffnen kann, ist noch ungewiss.

Weiter oben im Tal hat der Starkregen ebenfalls mit Kraft zugeschlagen. Ursula Halbach, die mit ihrer Familie immer noch die Diepentalsperre betreibt, weiß davon zu berichten. Eine Vorwarnung auf den Starkregen war rechtzeitig eingegangen, so dass die Betreiber gemäß ihres Betriebsplanes Vorsorge trafen, rechtzeitig Wasser abließen und den Wasserstand der Talsperre so weit es ging herunterfuhren.

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„Bis 16 Uhr war am Mittwoch noch alles okay“, berichtet Ursula Halbach. Dann aber kam der Alarm von der Feuerwehr Burscheid: Weiter oben im Murbachtal war der Damm eines Angelteiches gebrochen und eine Flutwelle kam das Tal hinunter.

Nun musste es ganz schnell gehen. Alle raus aus den Häusern! Die Gebäude unterhalb des Staudammes wurden schleunigst evakuiert. Die schlimmste Befürchtung, die eines Dammbruchs, trat dann doch nicht ein. „So ein 120 Jahre alter, gewachsener Damm hält eben mehr aus als manches Bauwerk aus Beton“, sieht Halbach sich auch von den Prüfern der Bezirksregierung Köln bestätigt. Aber als das Wasser dann in einer Mega-Welle ankam und durch die Abflussrinne schoss, war ein Schaden auch nicht mehr abwendbar.

„Der halbe Hof ist weg“, resümiert Ursula Halbach. Der Maschinenkeller stand bis zur Decke unter Wasser, in alle Häuser direkt unterhalb des Dammes drang das schlammige Wasser ein. Die Rückwand der 10-KV-Station wurde weggerissen, die Stromversorgung war unterbrochen. Erst seit Sonntag liefert ein Notaggregat des Technischen Hilfswerks vom Damm aus wieder Strom. „Wir haben hier alle schnell gehandelt und auch viel Hilfe bekommen. So haben wir die Keller ziemlich rasch entleert.“

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Doch türmt sich jetzt ein modernder Müllberg auf, dessen Abtransport schwierig wird. Die kleine Brücke von der Muhrgasse in Richtung Leichlingen ist beschädigt, zwar so gerade noch mit einem Auto befahrbar, nicht aber mit einem Lkw. Experten müssen nun erst prüfen, ob und wie die Brücke stabilisiert werden kann. Derweil hat der Wasserstand der Diepentalsperre, der über den Grundablass heruntergefahren worden ist, wieder Normalmaß erreicht. Ursula Halbach: „Hätte der Damm am Angelteich gehalten, hätten wir keine Probleme bekommen.“

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