Zukunft des ErzbistumsLeichlingen und Burscheid gehen „Vernunftsehe“ ein

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Die St.-Laurentius-Kirche in Burscheid.

Die St.-Laurentius-Kirche in Burscheid.

Die Zusammenlegung der Pfarrgemeinden Leichlingen und Burscheid/Wermelskirchen ist auch emotional behaftet. 

Weniger Christen, weniger Priester, weniger Kirchgänger – das hat zur Folge, dass die Seelsorgebereiche im Erzbistum größer gefasst werden. So gehören die Pfarrgemeinden Leichlingen und Burscheid/Wermelskirchen ab sofort zu einer pastoralen Einheit. Am vergangenen Sonntag erhielten die Gemeindemitglieder die endgültige Bestätigung des neuen Zuschnitts. Das Thema ist Teil des pastoralen Zukunftswegs im Erzbistum Köln, der sich damit befasst, wie Kirche in Zukunft gestaltet sein soll, um ansprechender für Christen zu wirken. 

Die Kirche in Leichlingen.

Die Kirche in Leichlingen.

„Der Zukunftsweg hat schon kurz nach dem Amtseintritt von Kardinal Woelki im Jahr 2014 begonnen, jetzt zeigen sich die Ergebnisse eines jahrelangen Prozesses“, sagt Michael Knab, leitender Pfarrer des Seelsorgebereichs „Wermelskirchen/Burscheid“. Gründe für die Zusammenlegung seien die zurückgehende Zahl an katholischen Christen, die demografische Wende, das heißt: weniger jüngere und mehr ältere Christen, sinkende Einnahmen und ein drastischer Rückgang im Personal.  „Die alte Struktur ist also weder personell noch finanziell haltbar“, so Knab. 

Burscheid: Für Christen ändert sich vorerst noch nichts

Laut Pfarrer Michael Knab erfolgt die Zusammenlegung der Seelsorgebereiche in drei Stufen. Erstmal gehe es nur um ein gegenseitiges Kennenlernen. Die Gremien, Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand, bleiben, wie sie sind. „Auf der zweiten Stufe gibt es dann ein gemeinsames Pastoralteam, aber immer noch getrennte Gremien. Erst auf Stufe drei wird ein Kirchengemeindeverband gegründet, in dem dann das gesamte Personal angestellt ist, sodass jeder überall einsetzbar ist“, erklärt Knab. 

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Wann die einzelnen Stufen erreicht werden, sei nicht absehbar, momentan befände sich die neue pastorale Einheit auf Stufe eins. Aktuell merken die Mitglieder der Pfarrgemeinden noch keine Veränderung. „Das werden sie erst merken, wenn das Pastoralteam kleiner wird und es zu Terminkollisionen kommt. Wenn ich um 11 Uhr eine Beerdigung in Burscheid habe, kann ich nicht um 12 Uhr in Leichlingen sein“, sagt der leitende Pfarrer. 

Für das Pastoralteam ist jedoch jetzt schon eines klar: Sie werden mehr Zeit auf den Straßen und weniger Zeit bei den Menschen verbringen. Laut Knab besteht die Gefahr, dass das Gemeindeleben unpersönlicher wird. „Seelsorge erfordert Nähe und das wird immer schwieriger, das halte ich nicht für gut. Wir befinden uns aber in einer Dilemmasituation, wir können auch nicht so weiter machen wie bisher. Wenn man bei den jetzigen Zulassungsbedingungen für das Priesteramt bleibt, gibt es keine andere Lösung.“

Er ist sich aber auch sicher: „Die eigentliche Zukunftsfrage der Kirche wird sich nicht an der Struktur entscheiden, sondern am gelebten Glauben der Menschen.“

Wir fühlen uns auch eher rheinisch als bergisch.
Birgit Mager, stellvertretende Vorsitzende des Leichlinger KV

Dass nun die Seelsorgebereiche Leichlingen und Burscheid/Wermelskirchen zusammengehören, hat geografische Gründe. Es ginge um Kreisgrenzen, die dabei eine wichtige Rolle spielen würden, sagt Knab. Der Vorschlag für die neue pastorale Einheit stammte vom Generalvikariat. Die Pfarrgemeinde in Leichlingen hatte den Vorschlag des Generalvikariats zuvor ausgiebig diskutiert und auch andere Lösungen in Betracht gezogen. 

„Einige Gemeindemitglieder wollten sich Langenfeld anschließen, viele auch nach Bergisch Neukirchen, weil das in der Nähe liegt und wir viele Schnittpunkte mit Leverkusen haben. Wir fühlen uns auch eher rheinisch als bergisch“, sagt Birgit Mager, erste stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstands der Leichlinger Pfarrgemeinde. Die Debatte sei auch emotional geladen gewesen, weil es um das Zugehörigkeitsgefühl ginge. 

Da die Gemeinden in Leverkusen allerdings zu einer pastoralen Einheit zusammengefasst werden und Langenfeld schon zu Monheim gehört, fielen diese Optionen für die Leichlinger Gemeinde schnell weg. „Wir waren uns dann insgesamt aber doch einig, dass wir das machen. Es ist eine Vernunftehe, damit man überhaupt existieren kann“, so Mager. Bei der Verkündung am Sonntag habe sie auch keine Kritik wahrgenommen. „Wir haben alles vorab gut diskutiert und jetzt habe ich auch keinen Aufschrei gehört“, sagt Mager. 

Die Seelsorgebereiche konnten sich bereits bei einem ersten Kennenlernen in Burscheid austauschen und beraten. Das wünscht sich Birgit Mager auch für die Zukunft. „Es geht darum, Wissen gemeinsam zu nutzen, Lösungen zu finden, 30 Leute wissen mehr als zehn.“ Außerdem sei es wichtig, die Priester zu unterstützen. „Es darf keiner von den Pfarrern das allein managen müssen, sowohl verwaltungs- als auch seelsorgetechnisch.“

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