„Feiern jedes Jahr dreimal“Corona-Irrfahrt eines Leverkusener Paars bis zur Heirat

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Nina Gebels ist gebürtige Burscheiderin, ihr Mann Andreas Gebels kommt aus Köln. Das Paar wohnt in Quettingen.

  • Am 20. März haben sich Nina und Andreas Gebels das Ja-Wort gegeben – der Tag des Lockdowns.
  • Die Feier im Lieblingsrestaurant ist ausgefallen, drei Wochen Flitterwochen auf Sri Lanka sind auf Eis gelegt, die kirchliche Trauung auf den 25. Juli verschoben.
  • Ob sie stattfinden kann, ist ungewiss. Nina und Andreas Gebels zittern weiter.

Leverkusen – Die Zeit vor ihrer Hochzeit ist für Nina und Andreas Gebels aus Quettingen zu einer Irrfahrt geworden. Am 20. März haben sie standesamtlich geheiratet. Dem Tag des Lockdowns. Ihr Lieblingsrestaurant hatte schon vorher den Betrieb eingestellt. Die alternative Feier im Garten der Eltern in Burscheid ließ das Paar letztlich auch bleiben. Bloß kein Risiko eingehen. Am Ende trauten sie sich alleine, nur mit den Trauzeugen und der Standesbeamtin. Die Eltern standen an den Fenstern der Lambertsmühle und verfolgten das Ja-Wort von draußen.

In die Ringe von Nina und Andreas Gebels ist der 30. Mai eingraviert. Das Datum ihrer kirchlichen Trauung, die bis jetzt nicht stattgefunden hat. Das Paar hat entschieden, die Gravur nicht zu verändern. „Wir feiern jetzt jedes Jahr drei Mal. Am 30. Mai, dem Datum der standesamtlichen Trauung und der Kirche.“ Die Irrfahrt, die gehört jetzt zu ihrer Hochzeit dazu.

Reiseveranstalter der Flitterwochen insolvent

Matthias Winzer, Geschäftsführer des Schloss Eicherhof, erzählt von panischen Anrufen und der völligen Verunsicherung zu Beginn der Pandemie. Doch irgendwann drehte sich der Wind. „Von ’Oh mein Gott, was soll ich machen’, zu ’Wir machen das beste draus’“, erzählt Winzer. Damit Nina und Andreas Gebels am 25. Juli heiraten können, sagte er seinen Urlaub ab. Der Pastor der Kirche zum Heiligen Kreuz in Rheindorf hat sich ein Konzept überlegt, damit alle Gäste ohne Risiko an der Trauung des Paares teilnehmen können.

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Die Familie gratuliert Nina und Andreas Gebels am Hochzeitstag. Mit Abstand, ohne Umarmungen.

Ohne gegenseitige Zugeständnisse und Hilfe funktioniert in diesen Zeiten gar nichts. Ob es um die eigene Hochzeit oder die wirtschaftliche Existenz geht. Für viele Geschäfte wird kulantes Verhalten von Vermieterin und Geschäftspartner aber nicht ausreichen.  Der Reiseveranstalter, mit dem Nina Gebels und Andreas Gebels ihre Flitterwochen geplant hatten, ist insolvent.

„Es hängt superviel Emotion dran“

Nina Gebels sagt, sie werde bis zum letzten Tag zittern. „Oh Nein, geht das jetzt alles wieder los?“, habe sie nach den Corona-Ausbrüchen in NRW bei Tönnies gedacht. Ihr erster Gang am Morgen geht zum Fernseher. Die 28-Jährige schaltet die Nachrichten ein, fiebert bei den Zahlen mit.  „Es hängt superviel Emotion dran. Als Braut, die vor einem Jahr schon das Kleid gekauft hat. Immer wieder habe ich mir vorgestellt, so gehe ich zum Altar“, erzählt sie von ihrer Gefühlslage.

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Sie ist enttäuscht, dass die Flitterwochen auf Sri Lanka ausfallen. Jahre hatte das Paar auf diesen Urlaub gespart. Dazu die Anspannung,  ob die kirchliche Trauung tatsächlich am 25. Juli stattfinden wird. Aber Nina Gebels sagt auch, die Situation habe sie als Paar verständnisvoller miteinander werden lassen. Sie hätten gelernt, noch öfter die Sichtweise des anderen einzunehmen.

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