5G-Mobilfunk in LeverkusenBergische Streuobstwiese dient als Bauplatz für Handymast

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Eine große Baustelle ist jetzt auf der Streuobstwiese eingerichtet. 

Leverkusen – Landschaftszerstörung ist ein Reizthema. Der Mobilfunkstandard 5G auch. Ein neuer Mobilfunkmast, für den neben der Straße Claashäuschen in Bergisch Neukirchen gerade ein Bauplatz und eine Baustraße durch eine Streuobstwiese planiert wird, sorgt für Widerspruch.

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Blick über die Wiese, hinten ist die Balkantrasse zu sehen. 

Die Fakten gab die Telekom auf Anfrage bekannt: Die Telekom Tochterfirma „Deutsche Funkturm“ baut einen 40 Meter hohen Mast für Mobilfunkantennen. Die Firma schreibt in einer Mitteilung: „In erster Linie werden Kundinnen und Kunden der Telekom von unserem Mast profitieren, wir bieten unseren Standort aber auch allen anderen Mobilfunkanbietern an, so dass keine zusätzlichen Masten errichtet werden müssen.“

Mobilfunk und 5G 

Er soll noch in diesem Jahr in Betrieb gehen. Volker Nink, der etwa 100 Meter entfernt ein Haus in Flabbenhäuschen besitzt, stört sich aber besonders an dieser Aussage der Telekom-Pressemitteilung: „Der Mobilfunkmast in Leverkusen ist auch geeignet, um zukünftig 5G-Dienste zu senden.“

Nink sagt: „Ich habe da Befürchtungen, dass dieser Elektrosmog nicht ganz ohne ist.“ In seinem Elternhaus wohnt seine jüngste Tochter. Zur Zeit sei das Handynetz in Flabbenhäuschen nicht optimal, aber das könne man in Kauf nehmen, weil die Häuser in der abgelegenen Gegend ein ganz normal schnelles Internet hätten. Klar ist: 5G erfordert viele Antennen und Maste, weil die Reichweite gering ist.

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Ein alter Obstbaum, hinten die Baustraße.

Kein Anwohner sei über den Bau informiert worden, beschwert sich Nink und glaubt, dass der abgelegene Ort mit wenig und Nachbarn bewusst gewählt wurde. „Bauen Sie sowas doch mal am Domblick!“

Der Aufwand und damit die Zerstörungen in der Streuobstwiese neben der Brücke des Balkan-Radwegs über die Straße Claashäuschen sind hoch. Zum eigentlichen Bauplatz auf der Anhöhe hat ein Bagger eine breite Baustraße durch die Wiese mit zum Teil alten Bäumen gezogen. Weil es dort ganz schön steil ist, windet sich die Straße den Berg hinauf.

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Tatsächlich hat es keine Vorab-Information gegeben, weder in der Bezirksvertretung noch im Natur- und Landschaftsbeirat. Eine Stadtsprecherin sagte, dass im Stadtgebiet seit dem Jahr 2000 37 Mobilfunkmasten genehmigt worden seien. Allerdings seien Masten unter 15 Metern Höhe genehmigungsfrei, es sei nicht erfasst, wie viele es davon gebe. Tatsächlich sind es eine Menge, die Bundesnetzagentur stellt eine Karte zur Verfügung. Ob es eine Verpflichtung zu einer Vorab-Diskussion über solche Bauten gibt, wusste die Stadtsprecherin nicht und im Bauamt war am Freitag niemand mehr zu erreichen.

Planziel „Erhaltung der im Osten bestehenden Obstwiesen“ verfehlt

Die Fakten sind jetzt geschaffen worden, die Streuobstwiese, die einer Privatperson gehören soll, ist schwer geschädigt. Dennoch hat Roland Hölzer, Naturschützer aus Bergisch Neukirchen, bei der Untere Naturschutzbehörde wegen der Zulässigkeit der Baustelle angefragt. Die Wiese liegt am Ostrand des Bebauungsplans 94/II. Unter Planungsziele heißt es darin wörtlich: „Erhaltung der im Osten bestehenden Obstwiesen“.

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