Aktion des Jugendbunkers LeverkusenOnline-Trödelmarkt brachte Kinder zum Feilschen

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Gewöhnungsbedürftig aber dennoch reizvoll ist der Trödelmarkt per Streamingdienst.

Gewöhnungsbedürftig aber dennoch reizvoll ist der Trödelmarkt per Streamingdienst.

Leverkusen – Trödelmarkt in der Pandemie? Das Jugendzentrum Bunker hat in Kooperation mit dem Jugendverband Junge Gemeinschaft Leverkusen am Sonntag bewiesen, dass genau das rein digital und somit infektionsschutzgemäß doch möglich ist. „Das Angebot richtete sich allerdings ausschließlich an Kinder und Jugendliche“, so Organisator Reiner Hilken, „so waren einige Eltern fast schon ein wenig neidisch.“

Bei dem Projekt gehe es keineswegs ums Geld, sondern nur um den Spaß der Kinder, die dafür jeweils zehn Bunker-Dollar bekommen haben, mit denen sie auf dem Trödel wirtschaften konnten. Dank der fiktiven Währung, habe jeder die gleiche Chance was zu ergattern, ganz egal aus welchen Verhältnissen er komme. Sylvain Fried moderiert den Flohmarkt aus dem Bunker aus, wo alle 400 Waren auf durchnummerierten Tischen nach Themen sortiert zur Präsentation aufgebaut wurden.

Der Sechzehnjährige, der aktuell im Jugendzentrum sein Jahrespraktikum für sein Fachabitur macht, streamte dafür auf Instagram: „Am Anfang habe ich erst mal eine große Runde gemacht und alles über die Kamera gezeigt, woraufhin die Zuschauer im Chat Nachrichten verfassen konnten, falls sie sich genauer für ein Teil interessieren und so auch in die Verhandlung starten konnten.“ Für die zwischenzeitlich bis zu 40 Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 19 Jahren, gab es dort ein vielfältiges Angebot, das von Nachbarn, Eltern und Teammitgliedern zur Verfügung gestellt wurde. Neben Spielzeug, Kleidung und Büchern wurden auch Musikinstrumente und Sportgeräte angeboten.

Zurücktauschen möglich

Sollten die Käufer in Nachhinein merken, dass zum Beispiel eine Gitarre doch nichts für sie ist, können sie diese jederzeit zurücktauschen. „Besonders toll war es natürlich, wenn Kinder durch geschicktes Feilschen genau die Teile bekommen konnten, die sie wollten“, erklärt Fried, der auch für die Bunker-Dollar-Konten verantwortlich ist. Schließlich sei der Umgang mit Geld ja auch eine Kompetenz, die man erst mal erwerben müsse.

Ihre erworbenen Artikel können die Käufer zu bestimmten Terminen in den nächsten Tagen kontaktlos vor der Tür des Bunkers abholen. Für diejenigen, die aktuell in Quarantäne sind, gibt es ein Helferteam, was eine kontaktlose Lieferung vor die Haustüre ermöglicht. Michael Görgens ist der Erste, der was ergattert hat und es abholen darf. „Das ist mal was ganz Neues und ich bin sehr froh, über so eine tolle Abwechslung im Moment“, freut sich der 20-Jährige, der normalerweise nicht auf Trödelmärkte geht, bei der Abholung seines neuen Fußballs und seiner Torwarthandschuhe: „Fast hätte ich das Keyboard ergattert, aber diese Verhandlung hat heute jemand anderes gewonnen. Ich freue mich schon, wenn sowas bald noch mal angeboten werden würde.“

Dies möchte Hilken unbedingt ermöglichen, denn die Aktion sei ein voller Erfolg gewesen und gut angenommen wurden: „Uns ist es nicht nur gelungen, den Pandemiealltag der Jugend aufzubrechen, sondern konnten dabei hoffentlich auch ein Bewusstsein für Konsum und Nachhaltigkeit vermitteln.“ Kinder und Jugendliche seien auch besonders stark von den gesellschaftlichen Folgen der Pandemie gebeutelt, was vielen nicht klar sei.

„Das Thema findet im öffentlichen Diskurs überhaupt nicht statt! Mit keinem Wort wird im Stadtrat aktuell über Angebote für Kids gesprochen“, ärgert er sich.

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