Bauarbeiten in LeverkusenHier stellt die Bahn Masten mit einem Helikopter auf

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Dieser Hubschrauber war bei der Montage der neuen Signalanlagen in Leverkusen und Langenfeld im Einsatz.

Leverkusen – Es ist Maßarbeit, die vor allem vom Hubschrauber-Piloten Erfahrung und Fingerspitzengefühl erfordert. Zwei Tage lang wurde dies nun an der zurzeit vollgesperrten Bahnstrecke Köln–Düsseldorf praktiziert. Im Auftrag der Deutschen Bahn, die die Strecke für den Rhein-Ruhr-Express (RRX) ausbauen lässt, wurden mit Hilfe eines Helikopters im Bereich Leverkusen und Langenfeld insgesamt 90 Signalanlagen herangeflogen und auf den dafür vorbereiteten Fundamenten installiert.

Vom Chempark bis Rheindorf

Das Hin und Her des anliefernden Hubschraubers konnte schon ein wenig an eine Biene erinnern, die Blütennektar in ihren Stock transportiert. Und das Gebrumme des Fluggerätes und dessen langer Stillstand an einer Stelle über dem Erdboden zog einige Neugierige an, die sehen wollten, was denn da unter dem Hubschrauber hing und wo die Last verblieb. War am Dienstag der Abschnitt vom Chempark Leverkusen bis Rheindorf bestückt worden, folgten am Mittwoch die Arbeiten auf Langenfelder Stadtgebiet.

Maßarbeit am Boden und in der Luft: Der Hubschrauber-Einsatz am Bahnhof Langenfeld.

Maßarbeit am Boden und in der Luft: Der Hubschrauber-Einsatz am Bahnhof Langenfeld.

Warum eine solch spektakuläre und aufwendige Aktion? Artur Wiatkowski, Projektleiter dieses 200 Millionen Euro teuren Ausbauabschnittes, der bis 2024 vollendet sein soll, kann es erklären: „Es geht nicht allein um die Signalmasten. In diesen Herbstferien, in denen außer den S-Bahn-Gleisen auch die für Fernzüge voll gesperrt sind, arbeiten gleichzeitig bis 65 Arbeitstrupps verschiedener Unternehmen gleichzeitig an der Trasse, an Gleisen, Oberleitungen, Brücken, Signalanlagen, Lärmschutzwänden und Bahnsteigen. Das will haarklein aufeinander abgestimmt sein, damit sich die einzelnen Arbeitsspitzen nicht gegenseitig behindern.“

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Alles muss bis Freitagabend, 21 Uhr, erledigt sein

Und alles muss pünktlich bis Freitagabend, 21 Uhr, erledigt sein, wenn zuerst die Ferngleisstrecke wieder freigegeben wird und am Montagfrüh dann die S-Bahn-Verbindung folgt.

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Auch das Team am Boden muss mit dem 650 Kilo schweren Signalmast in Handarbeit klarkommen. 

Die Anlieferung aus der Luft ist da ein probates Mittel. Wenn auch nicht ganz einfach, wie beim Zuschauen deutlich wurde. Auch wenn heftiger Wind erst für den heutigen Donnerstag angekündigt ist, hatte es der Hubschrauberpilot nicht leicht, das Gerät mit dem rund 650 Kilo schweren Signalmast am Haken so ruhig in Position senkrecht über dem Fundament zu halten, dass die Männer am Boden es mit geübten schnellen Griffen sicher montieren konnten. Was dann dennoch stets gelang – es waren ja Profis am Werk.

Lang geplante Streckensperrung

Wie genau der Ablauf solcher Arbeiten geplant sein will, verrät schon der Umstand, dass Streckensperrungen der Bahn bundesweit zwei Jahre im Voraus abgestimmt sein müssen. Wenn zwischen Köln und Düsseldorf kein Zug mehr fährt, hat dies eben schnell Auswirkungen auf den nationalen Zugverkehr. Anwohner der benachbarten Strecke Köln–Wuppertal, auf die zurzeit viele Züge umgeleitet werden – bekommen dies in diesen Ferien zu spüren.

Elf neue Brücken

Die Vollsperrungszeit bis kommenden Freitagabend muss also intensiv genutzt werden, nicht nur in Vorbereitung für den RRX, dessen Strecke bis zur Fußball-Europameisterschaft 2024 fertig sein und die Spielstätten Köln, Düsseldorf und Dortmund im Viertelstundentakt verbinden soll. Auch die Fernzugverbindung zwischen den rheinischen Metropolen wird nachgebessert. Insgesamt werden allein im Abschnitt Leverkusen/Langenfeld elf Brücken gebaut – darunter im kommenden Jahr auch eine neue Eisenbahnbrücke über die A 542 –, fünf Kilometer neues Gleis verlegt, 84 Kilometer Kabelschächte erneuert, Oberleitungen und Signalanlage erneuert.

Auch wenn das Gesamtprojekt RRX erst 2030 vollendet werden soll: „Jeder einzelne Bauabschnitt bringt schon spürbare Verbesserungen für die Fahrgäste“, ist sich Projektleiter Wiatkowski sicher. „Zum Beispiel alsbald einen verlässlichen Viertelstundentakt der S-Bahn zwischen Köln und Düsseldorf.“

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An zahlreichen Stellen wird derzeit noch bis Freitag an der Gleistrasse gearbeitet.

Dafür drängt die Zeit. „Wir arbeiten rund um die Uhr, bemühen uns aber, nachts möglichst wenig zu lärmen“, erläutert Wiatkowski. Seit Baubeginn hat inzwischen dennoch „eine hohe zweistellige Zahl“ von Anwohnern von dem Angebot der Bahn Gebrauch gemacht, bei allzu starker nächtlicher Ruhestörung auf Bahnkosten in einem Hotel zu übernachten. Sie werden in Zukunft auch von einem gründlich verbesserten Lärmschutz an der Bahntrasse profitieren.

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Im kommenden Jahr wird vor allem das auf mehreren Abschnitten fehlende vierte Gleis gebaut. Sperrungen wird es dann vor allem noch an Wochenenden geben. Vom Sommer 2022 an sind davon dann nur noch die S-Bahnen betroffen.

Und Mitte nächsten Jahres soll das Bahnhofsgebäude Leverkusen-Mitte abgebrochen werden, aus dem zuvor das bekannte Glasfenster des Leverkusener Künstlers Paul Weigmann in Sicherheit gebracht wird. Im benachbarten Containerbau, der bereits am Busbahnhof errichtet worden ist, will die Bahn dann ein Service- und Informationszentrum für ihre Kunden eröffnen.

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