Corona-Einsatz bei GroßfamilieOrdnungsdienst wagt sich nicht aufs Grundstück

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Der nächtliche Einsatz bei der Leverkusener Großfamilie muss intern aufgearbeitet werden. Der Kommunale Ordnungsdienst steht in der Kritik.

Leverkusen – Zwei Großeinsätze bei der Wiesdorfer Großfamilie haben ein Nachspiel in der Stadtverwaltung. Der Kommunale Ordnungsdienst steht in der Kritik, die Angelegenheit werde nun untersucht, erklärte am Dienstag Julia Trick, Sprecherin im Rathaus. Eine Reaktion gab es noch am selben Abend: Augenzeugen berichteten, Ordnungsamt und Polizei hätten das Anwesen abgeriegelt. Zuvor hatten sich Familienmitglieder immer wieder von dort entfernt, trotz Quarantäne. Das sollte nun offenbar unterbunden werden.

Noch später am Abend hatten sich Polizisten in der Kaiser- und der Carl-Leverkus-Straße postiert. Wer zum nahen Anwesen der Großfamilie wollte, musste mit einer Kontrolle rechnen. Mitglieder und Nahestehende der Familie reagierten teils genervt: Für den einen oder anderen gab es Probleme, nach Hause zu kommen, auch wegen der Quarantäne-Regeln. 

Erster Großeinsatz am Donnerstag

Zunächst hatte die Polizei am vorigen Donnerstag siebeneinhalb Stunden lang damit zu tun, eine Versammlung auf dem Anwesen der Familie aufzulösen. Über diesen Einsatz  in der Kaiser- und der Carl-Leverkus-Straße hatte der „Leverkusener Anzeiger“ exklusiv  berichtet. Er hatte sich bis 1.30 Uhr am Freitagmorgen hingezogen. Rund 30 Polizisten waren zu dem dortigen Anwesen der Großfamilie gerufen worden. Sie sollten dem Gesundheitsamt Hilfe leisten. Infektionen mit dem Corona-Virus waren ganz offenkundig der Anlass. In dem Haus sind 32 Personen gemeldet; an diesem Abend wurden 34 Menschen dort angetroffen, darunter acht Kinder. Alle mussten sich auf amtliche Anordnung in eine 14-tägige Quarantäne begeben. Das hatte die Stadtverwaltung auf Anfrage bestätigt.

Dass diese Anordnungen nicht beachtet wurden, erwies sich am Montagabend. Da hatten sich nach Angaben von Augenzeugen sogar rund 80 Personen auf dem Anwesen versammelt. Die Polizisten baten um Unterstützung durch den Kommunalen Ordnungsdienst. Der kam nach den jetzigen Erkenntnissen der Stadtverwaltung auch. Doch die städtischen Ordnungshüter hätten das Anwesen im Gegensatz zu den Polizisten nicht betreten. Begründung: Im Hof hätten sich viele Personen aufgehalten; die Lage wurde als „unübersichtlich“ beurteilt. Deshalb habe der KOD auch keine weitere Polizei-Verstärkung angefordert und auf das Angebot verzichtet, auf das Grundstück zu gehen und Bußgelder zu verhängen. Die große Menschenansammlung sei dann von außen und „vor Ort aufgelöst“ worden.

Führung nicht eingeschaltet

Auf Beobachter der Szenerie habe das allerdings gewirkt, als scheue der Ordnungsdienst die Konfrontation mit den Familienmitgliedern. Auch bei der Polizei hat die passive Haltung der KOD-Mitarbeiter offenkundig Befremden ausgelöst. Erst recht, als beim Eintreffen der städtischen Mitarbeiter nur noch rund 30 Personen im Hof waren.

Im Rathaus stößt diese Reaktion ebenfalls auf Kritik. Alle Mitarbeiter des KOD würden „explizit darauf hingewiesen, dass bei rechtlichen Unsicherheiten“ die Melde- und Entscheidungswege im Rathaus einzuhalten sind. Das heißt, die Führungsebene der Stadtverwaltung sei einzuschalten; das passive Verhalten vom Montagabend stößt an der Rathaus-Spitze auf große Kritik. So etwas solle künftig nicht mehr vorkommen, hieß es.

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Mit der Untersuchung reagiert die Stadtspitze auf Kritik von Bürgern und Politikern. Erhard Schoofs (Bürgerliste) und Jonas Dankert (CDU) meldeten sich  zu Wort. JU-Chef Dankert forderte Gleichbehandlung: „Es kann nicht sein, dass Schüler, weil sie ihre Maske an Bushaltestellen nicht getragen haben, mit hohen Bußgeldern nach Hause kommen, aber eine bestimmte Großfamilie in der Stadt einfach eine Party mit 80 Personen feiern kann.“

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