Eine der höchsten Inzidenzen in NRWFragen und Antworten zur Corona-Lage in Leverkusen

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Knapp Hundert Personen lassen sich im Schnitt bei einer mobilen Impfaktion – wie hier am Freitag in Alkenrath – impfen. 

Leverkusen – Zwar nicht mehr Spitzenreiter in NRW, aber immer noch auf den oberen Plätzen: Mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 243 ist die Corona-Lage in Leverkusen durchaus ernst. Von einer „angespannten Situation“ sprach Gesundheitsdezernent Alexander Lünenbach am Freitag.

Wie hoch ist die Impfquote in Leverkusen?

72,3 Prozent der Leverkusener Bevölkerung ist nach Angaben der Stadtverwaltung erstgeimpft, 70,6 Prozent hätten den vollständigen Impfschutz und 4,8 Prozent hätten ihre Boosterimpfung abgeholt.

Wie ist die Lage in den Krankenhäusern?

24 Patientinnen und Patienten mit Covid-19 werden aktuell behandelt, darunter vier auf der Intensivstation. Von einem Neugeborenen, das sich von seiner positiven Mutter angesteckt hat, bis hin zu einem 84-Jährigen sei alles dabei, schildert Utz Krug, der Ärztliche Leiter des Klinikums. Die Hälfte der behandelten Patienten sei geimpft, erklärt er. Auch zwei von den drei Covid-Patienten auf der Intensivstation seien geimpft – beide mit Johnson & Johnson. Vom Remigius-Krankenhaus aus hätten kürzlich zwei Ungeimpfte nach Köln verlegt werden müssen, erläutert der Kaufmännische Leiter, Thomas Karls. Er zeigte sich darüber hinaus „erschrocken“ über die Bilder der feierenden Jecken in Köln am Donnerstag. Operationen verschoben werden müssten derzeit an keinem Krankenhaus.

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Warum hat Leverkusen so oft eine so hohe Inzidenz NRW-weit?

Neben der Tatsache, dass die Maskenpflicht in vielen Bereichen aufgehoben wurde und es laut Amtsarzt Martin Oehler nach Schulferien immer zu einem Anstieg käme, bringt er die Bevölkerungsstruktur ins Spiel. „Unter allen angrenzenden Kreisen und Städten hat Leverkusen den höchsten Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund“, betont er. Die epidemische Entwicklung sei eben auch migrationsgeprägt – aus vielen Gründen, wie Studien ergeben hätten. Die Impfrate in den Communities sei geringer. „Wenn sich dann eine Dynamik entfaltet, liegt Leverkusen zwangsläufig im Spitzenfeld“, erklärt Oehler.

Wird Leverkusen die Impfzentren reaktivieren?

Nein. Es gebe eine gute Versorgung über die Hausärzte, über die mobilen Impfteams und die Schwerpunktpraxen, sagt Gesundheitsdezernent Lünenbach. Mit den mobilen Impfaktionen zeigt sich die Verwaltung zufrieden: Bei den letzten zehn Aktionen hätten sich insgesamt mehr als 1000 Leute eine Spritze abgeholt.

Was ist mit der Booster-Impfung?

„Wir müssen unbedingt den Turbo einlegen“, betont Amtsarzt Oehler. Er sei nicht glücklich gewesen über die zögerliche Haltung der Ständigen Impfkommission. Die Boosterimpfung für alle „müsse das Ziel sein“ – auch wenn Ältere und Vorerkrankte natürlich Vorrang haben sollten. Er bestätigt, dass es bei dem Präparat Johnson& Johnson „deutlich häufiger“ zu Impfdurchbrüchen komme. Selbst wenn eine Untersuchung ergeben sollte, dass noch Antikörper im Blut nachweisbar seien, sollte man sich zum dritten Mal impfenlassen, wirbt Oehler für den Booster. Man sei längere Zeit und besser geschützt.

Wie sieht die Situation in Schulen und Kitas aus?

Auch, wenn die Maskenpflicht in Schulen aufgehoben worden ist, trügen Schülerinnen und Schüler oftmals noch freiwillig die Masken (wir berichteten), gibt Schuldezernent Marc Adomat seinen Eindruck weiter. Hotspots gebe es nicht, aktuell seien 96 Kita-Kinder und 109 Schüler in Quarantäne. In den Schulen gab es 41 Infektionsfälle in der aktuellen Woche. In den Kitas beträgt die Auslastung 64 Prozent, im städtischen Kindergarten im Markusweg ist zurzeit eine feste Gruppe (Setting) geschlossen.

Und in Altenheimen?

Die Boosterimpfungen sind so gut wie abgeschlossen. Ein Pflegeheim hat noch nicht die erforderliche Mindestzeit seit der zweiten Impfung erreicht. Es gebe keine Ausbrüche, betonen die städtischen Vertreter. Bei Mitarbeitenden gebe es nur einzelne Fälle. Da man die Impfquote des Pflegepersonals in Seniorenheimen nicht erfasst, könne man dazu keine Auskunft geben. Die Impfrate sei aber sicher nicht so gut wie bei den Bewohnern, so Lünenbach. Thomas Karls von der Kplus-Gruppe betont, in den beiden firmeneigenen Heimen (Haus Rheinpark und St. Albertus) liege die Impfquote bei der Belegschaft bei 95 Prozent.

Wie geht es weiter?

Ab Ende November will die Stadt auch mobile Impfaktionen in Sparkassenfilialen anbieten. Menschen mit Migrationshintergrund wolle man mehrsprachig erreichen, man sei im Schulterschluss mit den Migrantenvereinen und dem Rat der Religionen, so Dezernent Lünenbach.

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