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Einzelhandel„Das FachWerk“ schließt nach zehn Jahren in Opladen – Kritik an AGO

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau steht mit Bechern in der Hand in der Tür eines Geschäfts

Angelika Huth in der Tür ihres Geschäfts an der Kölner Straße, das sie bald aufgibt.

Der Laden für Kunsthandwerk und kreative Geschenkideen hatte zuletzt immer weniger Kundschaft. Aber die Inhaberin hat neue Ideen.

Das Geschäft mit der Adresse Kölner Straße 85 quillt gerade zu über mit geschmackvollem Kunsthandwerk und anderen schönen Dingen. Kerzen und Grußkarten, Keramik, Taschen und Täschchen, Schmuck und Handgestricktes und -gehäkeltes stehen in Regalen und auf Tischen. Doch Kundschaft fand zuletzt immer weniger den Weg in Angelika Huths Geschäft „Das FachWerk“, das sie vor zehn Jahren in Opladen eröffnet hatte.

Ihr innovatives Konzept besteht darin, einerseits selbst Hergestelltes oder angekaufte Ware anzubieten, andererseits aber auch Kunsthandwerkern einzelne Regale in ihrem Geschäft zu vermieten und ihnen so eine kleine Bühne für ihre Produkte zu bieten.„ Am Anfang war ich erfolgreich, aber die letzten Jahre waren nicht gut“, erzählt die 58-Jährige bei einem Besuch in ihrem Laden. Das habe mit Corona wenig, mit den allgemein steigenden Preisen dagegen sehr viel zu tun, so Huth, die seit 15 Jahren in Opladen lebt.

Kaufverhalten hat sich geändert

Huth erinnert sich: „Das letzte Weihnachtsgeschäft war eine Katastrophe.“ Das geänderte Kaufverhalten ihrer potenziellen Kundschaft ist aber aus ihrer Sicht nur der eine Grund, warum ihr Konzept nicht mehr aufging. Der andere ist der Niedergang des Einzelhandels in Opladen allgemein und speziell in ihrem Umfeld. Ein Stoffgeschäft und ein Anbieter von Rahmungen für Fotos oder Bilder hätten in ihrer Nähe geschlossen. „Ganz schlimm war, dass 'Vom Fass' geschlossen hat.“ Das Fachgeschäft für feine Spirituosen, Öle und Essige hätte viel Laufkundschaft angezogen. Zu ihrem Vorteil: „Wichtig ist, dass die Leute sehen, was es hier gibt.“

Sie sei sehr traurig, dass sie schließen müsse, sagt Huth. „Das hier war mein Baby.“ Aber mit ihren Stammkundinnen und -kunden allein habe sie eben kein Auskommen. Die Geschäftsfrau sieht auch die Rolle der Aktionsgemeinschaft Opladen (AGO) und der Stadtverwaltung mit Blick auf den Einzelhandel im Viertel kritisch. „Für die AGO zählt nur die Fußgängerzone.“ Da gebe es dann, wie beim Frühlingsfest am vergangenen Sonntag, für den Einzelhandel auch die Möglichkeit, den Laden zu öffnen. Warum sei das denn beim Neustadtfest, das traditionell Mitte Juni stattfindet, nicht möglich, fragt sie. 

Für die AGO zählt nur die Fußgängerzone.
Angelika Huth über die fehlende Unterstützung durch die Aktionsgemeinschaft Opladen

Die AGO verweise dann seit Jahren immer auf den Trödelmarkt auf den Straßen der Neustadt. Aber eben nicht der ganzen Neustadt, weiß Huth. Der Trödelmarkt ende an der Einmündung der Menchendahler in die Kölner Straße, ein paar Schritte südlich von ihrem Ladenlokal. Von dieser Einmündung bis zum Opladener Platz gibt es am Tag des Neustadtfestes für die dort ansässigen Einzelhändler nichts. Die AGO argumentiert da aus Sicht von Huth wenig originell: Das war schon immer so. „Irgendwann hat man keine Lust mehr, dagegen anzureden.“

Auch die Stadtverwaltung kritisiert Huth. „Wir hatten große Hoffnung, dass sich mit dem Stadtteilentwicklungskonzept für Opladen etwas ändert. Aber es genügt eben nicht, in der Fußgängerzone ein paar Bänke aufzustellen und neues Pflaster zu verlegen.“

Huth blickt nach vorn. Sie will den von ihr gestalteten Schmuck, Gehäkeltes und Gestricktes sowie Artikel mit Leverkusen- und Opladen-Bezug wie zum Beispiel von Designerinnen gestaltete Kaffeebecher, die bekannte Gebäude der Stadt zeigen, in einem Online-Shop anbieten. Ihre Kundinnen und Kunden finden sie außerdem weiterhin mit ihren Produkten auf Kunsthandwerker-Märkten wie am Sensenhammer und in Bergisch Neukirchen.

Bis einschließlich Samstag, 14. Juni, hat Angelika Huth ihr „FachWerk“ noch geöffnet.