Bayer 04 im EuropacupVerein verabschiedet AS Rom mit zweifelhafter akustischer Retourkutsche

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Fans in der Bay-Arena beim Europa-League-Halbfinale der Werkself gegen die AR Rom.

Leverkusen feierte die Werkself im Spiel gegen die AS Rom – und schickte einen für viele zweifelhaften Gruß an die italienischen Spieler und Fans hinterher.

Die Fans feierten am Donnerstagsabend den Einzug der Werkself ins Europa-League-Finale – unter anderem mit einem Lied, das manch einer für deplatziert hielt. 

Es war einmal mehr eine ziemlich große Party, die Leverkusen da in der Bay-Arena erlebte: Der verdiente Einzug ins Finale der Europa League gegen die AS Rom verzückte am späten Donnerstagabend die Fans der Werkself. Das mittlerweile wie gewohnt in den Schlussminuten gedrehte Spiel sorgte für eine Extra-Portion Euphorie. Und die Stadion-Regie nahm das zum Anlass, einen kleinen Gruß in Richtung der italienischen Fans und der römischen Mannschaft zu schicken: Das Lied „Bella Ciao“ dröhnte durch die Lautsprecher.

Die Fans sangen lauthals mit. Es war wohl eine gut gemeinte Spitze gegen den Gegner, der sich beim Aufeinandertreffen an gleicher Stelle in der Vorsaison mit destruktivem Fußball und mitunter recht unflätigem Benehmen gegenüber den Gästefans in Rom keine Freunde gemacht hatte, nun aber aus dem Europacup rausgekickt worden war. Einzig: Die akustische Retourkutsche kam nicht bei allen gut an.   

Eine Hymne für den Widerstand

In den sozialen Medien wiesen zahlreiche Menschen nämlich auf den Hintergrund des Liedes hin, der außerhalb Italiens nicht allen bewusst sein dürfte: „Bella Ciao“ war zur Zeit des Zweiten Weltkriegs, in dem Deutschland Italien ab 1943 besetzt hielt, die Hymne der seinerzeit in hoher Zahl zu Tode gekommenen italienischen Widerstandskämpfer gegen die Nazis und die italienischen Faschisten unter Mussolini. Als solche wurde sie später zum musikalischen Inbegriff der Befreiung des Landes vom Faschismus, hat diese Bedeutung bis heute inne – und gilt darüber hinaus als ein Lied des Aufbegehrens, der Revolution und der Freiheit.

Ein solches Stück nun bei solch einem Anlass zur Belustigung der Massen einzusetzen – noch dazu am Tag nachdem sich die Kapitulation der Nazis und das Ende des Zweiten Weltkrieges am 8. Mai 1945 zum 79. Mal jährte – stieß, neben viel Begeisterung und Lob, manch einem übel auf. 

Auch Leserinnen und Leser dieser Zeitung äußerten Kritik. Zwei von ihnen etwa sprachen von fehlendem Geschichtsbewusstsein und forderte eine Entschuldigung seitens des Clubs. „So entsteht Gewaltbereitschaft zwischen Fans. Wir sind sehr beschämt.“

Auch die italienische Presse äußert sich

Auch die italienische Presse grifft den Vorfall auf und kommentierte ihn: „Das ganze Stadion hat angefangen zu singen und zu einer Remix-Version von ‚Bella Ciao‘  zu tanzen und kümmerte sich nicht um die Enttäuschung der römischen Spieler. Auch das ist Fußball. Aber es war ein Scherz, den die Roma und ihr Fans nicht verdienten“, hieß es etwa im „Corriere dello Sport“.

Von Bayer 04 lag – auf Anfrage unserer Zeitung – bis zum Redaktionsschluss am Freitagabend keine offizielle Stellungnahme vor. 

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