Football History WalkAuf Spuren der deutsch-deutschen Geschichte in Leverkusen

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Football History Walk(c)Brombach Timon 2

Beim Football History Walk führten Schüler durch Leverkusen und informierten mit Projektionen anhand von Fußball über die deutsch-deutsche Geschichte.

Leverkusen – Es ist finster und kalt am Stadion. „Frauenfußball ist doch kein richtiger Fußball! Frauenfußball interessiert doch nicht“, ertönt es aus Lautsprechern. Hierher haben sich die Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Leverkusen am Donnerstag auf den Weg gemacht und Fußballgeschichte „An die Wand gespielt“ – per mobiler Projektionstechnik Archivfilme auf unter anderem die BayArena gezaubert. Ein lehrreicher, multimedialer Exkurs.

„Obwohl wir selbst gar keine Fußballfans sind, fanden wir es sehr interessant, etwas über die Zeit der DDR zu lernen“, geben Fatim Geles (15) und Michelle Kühlheim (14) an. „Uns persönlich hat der Kalte Krieg am meisten interessiert.“ Die beiden Freundinnen haben über diese Projekttage in einem Team mit anderen Neuntklässlern die Moderation für den Abend vorbereitet – bis zu dem großen Moment, in dem sie dann endlich aufgeregt zum Mikrofon greifen und über siebzig interessierten Beschreitende ihres „Football History Walk“ begrüßen.

Interview mit DDR-Spielerin Doreen Meier

Auf zwei Elektrolastenfahrrädern sind Beamer, Lautsprecher, Verstärker und Co. verstaut, um dieses multimediale Erlebnis zu ermöglichen. Verschiedene Stationen im öffentlichen Raum – darunter BayArena, TSV und Forum – sind Halt dieser Nachtwanderung und werden „An die Wand gespielt“. Für die gezeigten Aufnahmen war eine andere Schülergruppe verantwortlich, in der Sophia Lazaratou mitgemacht hat: „Vom allgemeinen Konzept, über die Drehorte, das Intro und die Texte haben wir uns alles überlegt.“

Sie trafen die ehemalige Fußballspielerin und heutige Trainerin Doreen Meier zum Zeitzeugengespräch, in dem sie vom Sieg im letzten Meisterschaftspiel in der DDR berichtet. „Das war eine große Ehre für uns, mit ihr reden zu dürfen“, so die Sekundarschüler. Wie kam sie zum Kicken? Welche Position hat sie gespielt? Wie war das damals für Frauen? Was bereut sie? Fragen, die unter den Nägeln brennen. 2008 brachte sie die Frauenfußballabteilung des TuS Köln rechtsrheinisch geschlossen unters Bayer-Kreuz, um Leverkusen zu ermöglichen, WM-Standort zu werden.

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Im Zeitzeugen-Interview konnten die Schüler mit Doreen Meier sprechen. Sie spielte im einzigen deutsch-deutschen Meisterschaftsspiel.

Was ihr zu verdanken ist und Geschichte: Von 2010 bis 2017 und wieder seit der Saison 2018/19 spielt die erste Mannschaft erstklassig. Die Spielzeit 2020/21 schlossen die Bayer-04-Frauen mit Rang fünf und damit der besten Platzierung der Klubgeschichte ab. „Das hat mit total Spaß gemacht, ihr seid wirklich tolle Mädels und Jungs“, resümiert Meier die Woche – sie hat sich am Donnerstagabend unter die Leute gemischt.

Leverkusener erzählen eigene DDR-Geschichten

Dann hätten die Jugendlichen gelernt, wie man Kamera und Mikrofon bedient. „Da war ich vor allem beim Dreh des Interviews mit Frau Meier sehr aufgeregt, was falsch zu machen“, so die Vierzehnjährige, „aber wir haben uns gegenseitig sehr geholfen.“ Die eigens produzierten Aufnahmen so groß auf so besonderen Orten zu sehen, mache sie sehr stolz.

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Auf Elektrolastenfahrrädern waren Beamer, Lautsprecher, Verstärker und Co. verstaut, um das multimediale Erlebnis zu ermöglichen.

„Und alle, die hier frieren, dürfen was tragen“, ruft ein Lehrer schmunzelnd, bevor es zur nächsten Station geht. Ein paar der anwesenden Leverkusener haben auch ihre eigene Ost-Geschichte mitgebracht und werden von Fatim und Michelle dazu befragt. Wie war das damals? Eine Dame berichtet: „Ich bin als Jugendliche in der DDR gut aufgewachsen, es gab Einschränkungen, aber dann kam auch schnell die Wende.“ Gespannt lauschen alle den Anekdoten. „Meine Eltern sind genau heute vor 33 Jahren in den Westen geflohen“, berichtet ein Anderer.

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Leverkusen habe in den Umbruchjahren eine besondere Rolle gespielt, denn schon vor 1989 spielten hier Geflohene wie Falko Götz und Dirk Schlegel. Nach dem Mauerfall kam eine ganze Reihe von DDR-Nationalspielern wie Andreas Thom, Ulf Kirsten und Heiko Scholz – also mehr spannende innerdeutsche Migrationsgeschichten, als man erwartet.

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