Frauen-Fitnessclub Schlebusch„Sanft und kontinuierlich“ und ohne die üblichen Poser

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Danielle Zarges: Bei ihr wird man (oder frau) fit.

  • Danielle Zarges betreibt einen Fitnessclub (fast) nur für Frauen in Schlebusch.
  • Warum ihre Kundinnen fit durch die Coronazeit gekommen sind, mit welchen Problemen sie selber kämpfen musste und wieso Frauen eigentlich anders trainieren als Männer, hat sie uns erklärt.

Leverkusen – Faszienrollen und kleinere Hanteln stapeln sich im Regal, Therabänder in Regenbogenfarben warten auf die Benutzung, aus der Musikbox schallt „Oh yes, it’s Ladies’ Night“ – durchaus passend für den Fitnessclub Confit in Schlebusch, der die Frauen als Zielgruppe entdeckt hat. Doch Halt: In der Ecke für das „Personal Training“ schwitzt und übt gerade ein Mann. Personal Training biete der Club auch für Männer, sagt Betreiber Danielle Zarges schmunzelnd. „Doch das Zirkeltraining ist Frauen vorbehalten.“

Das ist das Herzstück des Fitnessclubs: 16 Geräte, die reihum genutzt werden. „Funktionstraining“ erläutert Zarges das Prinzip, man arbeitet mit dem körpereigenen Gewicht, hinzu kommen Aspekte aus Pilates und Yoga. Das Angebot wird mit Kursen wie „Beine-Po-Kurse“ oder „Fit-ins-Wochenende“ abgerundet. Augenmerk liegt auf orthopädischem Training. „Wir sind ein Rehasportanbieter“, erklärt die 55-Jährige, die in ihrem Fitnessclub auch mit Physiotherapeuten und Osteopathen zusammenarbeitet.

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Die Zielgruppe daher: Etwas älter als bei manch einem anderen Fitnessstudio. „Unser Altersschnitt beträgt 45 Jahre, die älteste Kundin ist 85“, sagt Zarges stolz. Und die sei immer noch fit. Die Kundinnen, der Löwenanteil sind eben Frauen, kämen häufig mit einer Reha-Verordnung in der Tasche, einige Kundinnen vermittelt auch das Adipositaszentrum des Klinikums. Purzeln die Pfunde dann nur so? „Sport kann nur ein begleitendes Mittel beim Abnehmen sein“, erklärt Zarges, „Sport alleine reicht nicht aus“.

Mittelstreckenläuferin und Skilehrerin

Dass Danielle Zarges Sport nicht nur weitergibt, sondern auch selbst treibt, sieht man ihr an, wie sie im fliederfarbenen Funktionsshirt und Sportschuhen entspannt im Trainingsraum sitzt. Die gebürtige Leverkusenerin ist früher gelaufen, Mittel- und Langstrecke, und gibt auch Skikurse.

Die Frauen im „Confit“ schätzen die Atmosphäre und dass sie unter sich sein können: „Herkömmliche Fitnessstudios sind mehr auf Kraft aus“, sagt die Betreiberin, häufig gebe es bei Männern einen gewissen Konkurrenzbetrieb, es werde viel mit Hanteln gearbeitet. Da Männer über 25 Prozent mehr Muskelmasse verfügten, würden sie auch häufig gewichtsgesteuert arbeiten, erklärt die studierte Sportwissenschaftlerin. Die Geräte im Confit basieren hingegen auf Hydraulik: Je schneller man eine Bewegung ausführt, umso mehr Kraft kostet es. Die Belastung sei mehr „sanft und kontinuierlich“.

Knapp 400 Personen werden in dem Fitnessclub „betreut“, so drückt es Danielle Zarges aus. Mit allen hat sie während der coronabedingten Schließung versucht, Kontakt zu halten: Telefonisch, per Mail oder per Post. Lediglich zwei Kundinnen hätten gekündigt. Dennoch wäre noch nicht jede nach der Öffnung wieder vor Ort gewesen. Knapp 15 Prozent würden noch abwarten, schätzt Zarges und macht unter anderem eine Unsicherheit aus: „Es gab widersprüchliche Aussagen der Politik und in den Medien: Was darf man letztendlich, was nicht?“ Corona hatte der 55-Jährigen auch gehörig einen Strich durch ihre Pläne gemacht. Sie wollte sich eigentlich vergrößern, sagt Zarges. Das habe sie erstmal auf Eis gelegt.

Auf eine mögliche zweite Welle angesprochen, wirkt die selbstständige medizinische Trainingstherapeutin besorgt: „Ich habe Monate von meinen Reserven gelebt. Eine zweite Welle mit Schließung werden wir nicht überleben.“ Die Soforthilfe von 9000 Euro reiche für die drei Monate nicht aus. Das Geld hat sie überhaupt erst verspätet erhalten: Die Summe, die für sie vorgesehen war, hätten Betrüger abgeschöpft, was zu einer wochenlangen Verzögerung und deutlich mehr Arbeit geführt hat.

Aber jetzt ist sie erstmal froh, dass ihre Kundinnen wieder trainieren können. Danielle Zarges überlegt: „Es gibt Statistiken, die besagen, dass jeder Bürger in der Coronazeit knapp zwei Kilo zugenommen hat.“ Die Frauen, die bei ihr trainieren, sind vermutlich nicht darunter: Die Fitness sei ganz schnell wieder dagewesen, freut sie sich. Der Grund ist wohl klar: „Die Frauen hatten vorher schon einen guten Status und einige haben auch versucht zu Hause was zu tun.“

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