Gesetzeslücke wird ausgenutztWettbranche drängt auf den Leverkusener Markt

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Wettbüros breiten sich aus, hier in Küppersteg.

  • Offenbar befindet sich die Stadt gerade in eine neuen, noch kleinen Welle von Wettbüro-Neugründungen.
  • Die Branche hat einen Weg gefunden, wie sie noch weitere Wettbüros platzieren kann.
  • Die deutschen Großstädte wollen das Problem zudem gemeinsam angehen: Wir zeigen den aktuellen Stand auf.

Leverkusen – Eigentlich waren sich in der Stadt fast alle einig: Wenn man schon nur in Ausnahmefällen und unter erheblichen Schwierigkeiten bestehende Spielhallen und Wettbüros schließen kann, sollte es wenigstens keine neuen mehr geben. Doch offenbar befindet sich die Stadt gerade in eine neuen, noch kleinen Welle von Wettbüro-Neugründungen.

Die Branche hat einen Weg gefunden, wie sie doch weitere Wettbüros – oft an eh’ schon problematischen Ecken der Stadt – platzieren kann. Die Wettbüros der neuen Art heißen jetzt Annahmestellen. Sie werden rein juristisch Lotto-Toto-Annahmestellen gleichgestellt. Das geht, obwohl sie rein privatwirtschaftlich betrieben werden und im Gegensatz zu den staatlichen Lotterien ihre Gewinne nicht ausschließlich gemeinnützig einsetzen müssen.

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Die Stadtverwaltung findet im Genehmigungsverfahren selbst keine Möglichkeit, diese „Annahmestellen“ zu verhindern, die sich durch fehlende Aufenthaltsqualität von den herkömmlichen Wettbüros unterscheiden, für das Stadtbild haben alle diese Geschäfte die gleichen nachgewiesenen negativen Auswirkungen.

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Weitere Neugründungen

Inzwischen haben aufmerksame Leverkusener mehrere dieser neuen Wettbüros entdeckt. Eins wird gerade an der Küppersteger Straße Nähe Küppersteger Kreisel in unmittelbarer Nachbarschaft zu eines bestehenden, als Sportsbar beworbenen Wettbüros eingerichtet (wir berichteten). Ein weiteres eröffnet wohl demnächst an der Alkenrather Straße nahe der Gezelinkapelle, in der Nähe befindet sich der städtische Kindergarten Nikolaus-Groß-Straße (250 Meter) und die Alkenrather Grundschule (300 Meter). An beiden hängen noch Baustellenschilder. Die Bauherren sind die Kölner Tipscore GmbH beziehungsweise einer der Gesellschafter oder Geschäftsführer als Privatperson. Die Genehmigungen wurden in den ersten Monaten 2020 erteilt. Laut Kölner Express haben „Die Kölner Wett-Paten“ während der Bundesliga-Spielpause im Shutdown staatliches Fördergeld erhalten.

Der Leverkusener Landtagsabgeordnete Rüdiger Scholz hat seine Probleme mit den neuen Wettbüros. Durch den Trick fühlt er sich hintergangen: „Die Politik hat mit ihrem Vergnügungsstättenkonzept verhindern wollen, dass sich neue Wettgeschäfte in der Stadt ansiedeln und jetzt sehen wir, dass doch wieder neue öffnen.“ Er findet, die Stadtverwaltung hätte frühzeitig Alarm schlagen müssen, Politik und Öffentlichkeit von der neuen Welle informieren sollen. Er will das Thema auch bei Fachkollegen im Landtag erörtern und nach Lösungen suchen. Eine Anfrage bei der Stadtverwaltung hat ergeben, dass auf den ersten Blick außer den schon genannten Annahmestellen keine weiteren Anträge und Genehmigungen vorliegen.

Immerhin konnten durch die Anwendung des aktuell gültigen Glückspielstaatsvertrags in Leverkusen allein in diesem Jahr sechs Anträge auf Einrichtung von klassischen Wettbüros abgelehnt werden, weil sie zu nah an Schulen gelegen hätten. Die deutschen Großstädte wollen das Problem zudem gemeinsam angehen: Der Deutsche Städtetag hat einen Entwurf zur Neuregelung des Glückspielwesens erarbeitet.

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