Historische FotosHier wohnten früher die Arbeiter in Leverkusen-Opladen

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LEV Humboldtstraße historisch

Kaum vorstellbar: So sah die Humboldtstraße aus, nachdem zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Opladener „Beamtensiedlung“ errichtet war. Im Hintergrund Sankt Remigius.

Leverkusen – „Wohin mit unseren Arbeitern?“ Diese Frage war eine zentrale in den Jahren um 1900 in Leverkusen und Opladen, als die Industrialisierung voranschritt. Die Antwort darauf war gezielter Wohnungsbau für die rasch steigende Anzahl der Beschäftigten in der ganzen Stadt, die später zu Leverkusen zusammengefasst wurde. Ganze Siedlungen wurden sorgsam geplant und erbaut. Das Besondere daran war, dass nicht einfach Haus an Haus gesetzt wurde, sondern der Aspekt des gesunden Wohnens bereits eine Rolle spielte.

Viele Bauten haben die Zeit überdauert, und so habe Leverkusen - gemessen an der Größe - heute die meisten denkmalgeschützten Häuser in ganz NRW, heißt es. Nur ein paar Gehminuten vom heutigen Opladener Bahnhof entfernt liegt der Brückenpark. Er wurde jetzt zum Ausgangspunkt einer etwa zweistündigen Reise in Opladens bautechnische Vergangenheit, zu der Gregor Schier von der städtischen Denkmalbehörde eingeladen hatte. Ganz in der Nähe war 1903 das Opladener Bahnausbesserungswerk entstanden, wo fast 1000 Arbeitnehmer ihren Lebensunterhalt verdienten.

Siedlungen für Arbeiter

Opladen war damals ein Eisenbahnknotenpunkt. So entstanden ab 1903 bis 1912 die Siedlung Baublock Birkenberg-/Mittel-/Kanalstraße und die Eisenbahnersiedlung für die neuen Arbeitnehmer und ihre Familien. Bauherr war der Bauverein. Das genossenschaftliche Prinzip (günstige Mieten, Mitverantwortung und Teilhabe der Bewohner) ermöglichte es dem Verein, die Wohnungen günstig anbieten zu können, um dann eben diese Mieten zum weiteren Wohnungsbau zu nutzen.

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Die Siedlung in der Kanalstraße in Opladen kurz nach ihrer Entstehung

Es wurde von Nord nach Süd gebaut, gemäß der sozialen Hierarchie der Beschäftigten. Der Luxus der Wohnungen und die Länge des Arbeitsweges fielen mit dem Rang der Arbeitnehmer. Ein normaler Arbeiter hatte nicht sehr viel Platz, aber dennoch war die ganze Bauweise darauf ausgerichtet, dass die Familien gut leben konnten. Neben den Villen für die Vorstände und den Beamten-Wohnhäusern wurden weitere 38 für die Arbeiter und ihre Familien gebaut. Jedes beheimatete zwölf Familien, die zudem über Nutzgärten verfügten.

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Das Baumaterial variierte. Reine Backsteinhäuser und solche mit Putzfassaden, die durch Schmuckelemente ergänzt wurden, wechselten sich ab, so dass ein harmonisches Bild entstand. Selbst an eine ausgedehnte Begrünung wurde gedacht. Seit 1995 steht die Eisenbahnersiedlung unter Denkmalschutz, mit Ausnahme der neueren Bauten.

Gregor Schier führt weiter in die Opladener Kanalstraße: Hier finden sich die ältesten Häuser des GBO (Gemeinnütziger Bauverein Opladen). In der Mittelstraße wurden ebenfalls Häuser für Beamte und Arbeiter des Ausbesserungswerks erbaut. Das alte Gaswerk, das ab dem 15. Januar 1896 durch die Kölnische Maschinenbau AG betrieben wurde, befand sich ebenfalls dort. 2004 wurde es endgültig demontiert.

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Gregor Schier von der Denkmalbehörde berichtete über die architektonische Geschichte Opladens.

Die Feuerwehrsiedlung ist Nummer drei auf dem Rundgang durch die Opladener Geschichte. Sie beherbergt die 1886 gegründete Opladener Feuerwehr. Das Einmalige an diesem Bau ist, dass er mitten in der Siedlung liegt. Es ist bereits das zweite Gerätehaus, errichtet 1920/22 und seit 1994 im Eigentum des Bauvereins. Ebenfalls in der Feuerwehrsiedlung befindet sich der Bracknell Square, der zum 35. Jubiläum der Städtepartnerschaft Opladen – Bracknell, am 30. August 2008, eingeweiht wurde. Die original englische Telefonzelle und Briefkasten, die dort platziert wurden, sind ein echter Hingucker.

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Historische Opladener Siedlungsbauten in der Neustadt an der Bahnallee

Die Siedlung Vereinsstraße/ Im Kreuzbruch entstand in den Jahren 1925 bis 1939 und bietet 302 Wohnungen, 69 Siedlungshäuser und fünf aufgelockerte Baublöcke. Hierfür verantwortlich zeichnete der lokale Architekt Georg Schollmayer. Für ihn war eine gesunde Gestaltung von Wohnraum oberstes Gebot. So finden sich hier oft keine klassischen Hinterhöfe mehr, sondern grüne Anlagen, die eine gesteigerte Wohnqualität bieten.

LEV Mittelstraße historisch

In der Mittelstraße liegt die älteste Siedlung des Gemeinnützigen Bauvereins Opladen.

Schollmayer war sich seiner Verantwortung als Stadtplaner voll bewusst und sagte bereits 1927: „Das Ziel einer künftigen Wohnungs- und Siedlungspolitik muss zunächst sein, Bodenbedarf, Weiträumigkeit der Bebauung und Geschosszahl in richtige Beziehung zueinander zu bringen“. 

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