Hunderte Leverkusener Schüler in QuarantänePolitiker fordern: Testen statt isolieren

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Testen ist in Schulen zur Routine geworden.

Testen ist in Schulen zur Routine geworden.

Leverkusen – Mehr als 500 Schülerinnen und Schüler sind in Leverkusen aktuell in Quarantäne. Und das nach gerade einmal zwei Wochen nach Ende der Sommerferien. In fast jeder Schule gibt es positive Pooltests. Dann geht der Alarm los – erneut testen, positive Schüler identifizieren, herausfinden, wer als Kontaktperson gilt. Nach aktuellen NRW-Erlass sind das die direkten Sitznachbarn neben, vor und hinter der betroffenen Person.

Kein Freitesten

Sind die Sitzpläne gewälzt, können alle nicht Betroffenen aus der Quarantäne entlassen werden, wenn nicht wegen schlechter Belüftung oder unklarer Kontakte doch die ganze Klasse in Quarantäne muss. Diese dauert weiterhin 14 Tage, ohne die Möglichkeit, sich vorher freizutesten, wie es etwa Urlaubsrückkehrern erlaubt ist.

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Es gibt in Leverkusen sogar Erstklässler, die nach ihrer Einschulung genau einen Tag in der Schule waren, bevor sie in Quarantäne mussten. Eine enorme psychische Belastung für die Kinder. Und für berufstätige Eltern. „Mein Arbeitgeber kann sich doch gar nicht mehr auf mich verlassen, wenn ich jederzeit wegen Quarantäne ausfallen kann“, sagt die Mutter einer Zweitklässlerin, die wenige Tage nach Schulbeginn ebenfalls kurz in Quarantäne musste, bis sich nach einer Testodyssee alle Klassenkameraden als negativ herausstellten und der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden konnte.

Testen statt isolieren

Überall werden nun Stimmen laut, die harten Quarantänemaßnahmen zu überdenken. „Das Motto muss heißen: Testen statt isolieren“, sagt Friedrich Busch (FDP), im Nachgang zu der Ratssitzung am Montag, bei der die verheerenden Zahlen verkündet wurden. Damit spielt er auf ein Modell an, das die baden-württembergische Landesregierung bereits drei Wochen vor dem dortigen Schulstart beschlossen hat: Werden Schüler positiv getestet, wird die Klasse weiter unterrichtet, aber für fünf Tage täglich getestet, um mögliche weitere Infizierte frühzeitig ausfindig zu machen.

Enorme Belastung für Familien

Auch die Stadt Köln erwägt – entgegen der aktuellen Landesverordnung – das zumindest als Modellversuch zu testen. Am Mittwoch hatte sich auch Schulministerin Yvonne Gebauer positiv dazu geäußert.

„Die Belastung für die Familien ist enorm“, erklärt Ina Biermann-Tannenberger, CDU-Ratsfrau aus Bergisch Neukirchen. „Die Konsequenz aus vierzehntägiger Quarantäne für im Moment auch negativ getestete Sitznachbarinnen und -nachbarn in Schulen bedeutet faktisch: Ein Elternteil kann nicht arbeiten gehen.“ Nach eineinhalb Jahren Pandemie und zahlreichen „Sondersituationen“, die mit den jeweiligen Arbeitgebern geklärt werden mussten, sei dies eine sehr schwierige Lage für viele Familien.

Frustration und Verzweiflung

Natürlich müssten Infektionsketten unterbrochen werden, ergänzt Jannik Klein, CDU-Ratsherr: „Die derzeit bestehenden Regelungen betreffen aber bereits kurz nach den Sommerferien mehrere hundert Familien im Stadtgebiet, deren Kinder negativ getestet sind.“ Die CDU fordert daher die Stadtverwaltung in einer Anfrage dazu auf, Stellung zu dem „Kölner Modell“ zu nehmen. „Die Frustration und Verzweiflung sind groß. Den Eltern besonders von mehreren Kindern unter zwölf Jahren ist schlicht nicht klar, wie sie den Winter durchstehen sollen, ohne Jobs zu verlieren oder – noch viel schlimmer – wie sie die seelischen Folgen der Kinder in immer wieder neuer Quarantäne auffangen können.“

Beibehalten - bis auf Weiteres

Auf eine Anfrage dieser Zeitung erklärt die Stadtverwaltung, bei dem durch Landeserlass vorgegebenen Verfahren zu bleiben. Bis es andere Anweisungen gibt. „Die Quarantänereglungen an Schulen sind derzeit landes- und bundesweit auf vielen Ebenen in der Diskussion und es ist in näherer Zukunft damit zu rechnen, dass sich auch die durch Landeserlass vorgegebenen Regularien für NRW ändern.“ Das städtische Gesundheitsamt beobachte diese Entwicklungen sehr genau.

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