Currenta stört sich daran, dass auf der Carl-Duisberg-Straße eine Fahrspur geopfert werden müsste
Radverkehr Köln-LeverkusenPendeln geht jetzt auch, nur die schnelle Route fehlt

Über die Carl-Duisberg-Straße fahren jetzt schon viele Radfahrer. Hier soll die Radpendlerroute geführt werden, aber der Chempark ist besorgt, weil dem Autoverkehr Platz weggenommen werden soll.
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Derzeit lässt der Landesbetrieb Straßen NRW fast die kompletten Radwege entlang der B8 zwischen Wiesdorf und Köln-Mülheim auf beiden Seiten der vierspurigen Schnellstraße mit frischem Asphalt renovieren.

Die Sanierung des Radwegs zwischen Köln und Leverkusen läuft.
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Einige Abschnitte dieser Radwege sollen zwar später mal Teil der von der Radfahrgemeinde heiß ersehnten Pendlerroute werden, aber die derzeit laufende Renovierung hat damit noch nichts zu tun; der Asphalt links und rechts der B8 dürfte demnächst spitze sein, aber wie weit liegt der Ausbau zur komfortablen Pendlerroute noch in der Ferne?
Radpendlerrouten sollen die höchsten Ausbaustandards erhalten – es sind breite Radwege, die durchgängig befahrbar sind, mit möglichst seltenen Stopps, weil die Radfahrer viel Zeit und Kraft kosten.
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Ein Abschnitt der Route soll vom Bahnhof Köln-Deutz über Mülheim zum Bahnhof Leverkusen Mitte führen. Köln hat in den vergangenen Jahren einen erheblich größeren Sprung in Sachen Radwegeinfrastruktur gemacht als die Nachbarstadt Leverkusen. Im Fall der Pendlerroute könnte Leverkusen aber vorne liegen – was die Vorplanung angeht, denn gebaut wurde auf beiden Seiten der Stadtgrenze immer noch sehr wenig bis gar nichts.

Über die Carl-Duisberg-Straße soll die Radpendlerroute geführt werden.
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Radfahrer zwischen Köln und Leverkusen fahren streckenweise immer noch Slalom zwischen parkenden Autos oder gefühlt über Parkplätze, man holpert über Bordsteine und Bodenschwellen, besonders in Mülheim sind nutzbare Radwege schmal und oft löchrig, sie führen über gefährliche Werkstätten-Einfahrten. Aber aus Köln gibt es neue Informationen: Zwischen Stammheim und Mülheim will Köln noch in diesem Jahr die Mülheimer Freiheit und die Düsseldorfer Straße südlich der Esso-Tankstelle zu einer durchgehenden Fahrradstraße umwidmen. Später wird der Abschnitt, der unter der Mülheimer Brücke entlang führt, zur Pendlerroute gehören.
Laut einem aktuellen Sachstandsbericht aus der Stadt Köln soll die Düsseldorfer Straße noch im III. Quartal 2025 zur Fahrradstraße ummarkiert werden. Auf Fahrradstraßen dürfen wie bisher Autos fahren, aber verlangsamt, und Radfahrer genießen nahezu uneingeschränkten Vorrang: Sie dürfen zum Beispiel nebeneinander fahren und dürfen nicht von hinten angehupt werden.

Insgesamt werden gerade mehrere Radpendlerrouten geplant
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Zurück nach Leverkusen. Woran es hapert, dass zwar schon 2022 die wichtige Grundsatzentscheidung zum Bau der Route im Rat fiel, bisher aber sehr wenig zu sehen ist, das erklärt sich zum Teil durch die Antwort auf unsere Anfrage bei der Stadtverwaltung: Für die Abschnitte Stadtgrenze Köln bis Leverkusen-Mitte und Leverkusen-Mitte bis Küppersteg seien bei der Bezirksregierung 2023 Einplanungsanträge gestellt worden. Für den Abschnitt Leverkusen-Mitte – Küppersteg, der über die Hardenbergstraße geführt wird, wurde im letzten Jahr der Finanzierungsantrag gestellt. Hier ist man am weitesten, auch wenn die Genehmigung dafür noch nicht vorliegt.
Für den Abschnitt Köln – Leverkusen-Mitte ist bisher noch kein Antrag auf Finanzierung gestellt worden und wichtige Grundstücke, die für die Route benötigt werden, gehören heute Bayer und Nachfolgeunternehmen. Die konnte die Stadt noch nicht kaufen.
Currenta hat Einwände gegen die Führung, ergeben Recherchen in städtischen Papieren. Die Pendlerroute führt auf der Carl-Duisberg-Straße genau vor den Lkw-Höfen des Chemparks entlang; wie immer gibt es Kritik, dass dem Auto und LKW-Verkehr auf dieser Straße Platz zugunsten der Radler weggenommen werden soll, das haben sie der Stadt schriftlich gegeben: „Diesen Fahrbahneinzug sehen wir mit großer Sorge“, weil damit eine „erhebliche Verschlechterung“ des Zu- und Abflusses an den Lkw-Höfen verbunden sei.
Über die letzten fünf Jahre gab es für den Leverkusener Radverkehr keine signifikanten Verbesserungen.
Zur Vollendung der Pendlerroute ist die Stadt aber darauf angewiesen, dass Bayer und Covestro Grundstücke verkaufen. Sollte die Pendlerroute nicht oder verspätet kommen, ergibt sich eine regelrechte Zwickmühle in Wiesdorf, denn sie ist schon im Verkehrsgutachten fürs Postgelände eingeplant, weil sie die Autostraßen entlastet. Grundsätzlich wurde die Radpendlerroute im Norden bisher nur bis zum Kreisel in Küppersteg grob geplant. Den Opladener Abschnitt ist die Stadt noch nicht angegangen.

Die geplante Radpendlerroute
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Und was sagt der ADFC? Mit ihm habe niemand vom Chempark gesprochen, sagt ADFC-Chef Kurt Krefft. Im Mitteilungsheft „Rad-Anzeiger“ macht er seiner Frustration Luft: „Über die letzten fünf Jahre gab es für den Leverkusener Radverkehr keine signifikanten Verbesserungen.“
Die Kosten für den Ausbau zwischen der Stadtgrenze am Werk und dem Küppersteger Kreisel hat ein Ingenieurbüro auf etwa 2,5 Millionen Euro beziffert.