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Leverkusen verliert Kämpfer gegen die Megastelze

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Immo Filzek mit Akten zu Currenta

Immo Filzek mit Akten zu Currenta. Er wohnte im selben Stadtviertel, in dem die Müllverbrennung steht und die Sondermülldeponie liegt. 

Immo Filzek ist im Alter von 82 Jahren gestorben.

Seine letzte öffentliche Äußerung galt der endgültigen Absage aus Berlin an einen irgendwie gearteten Tunnel für die Autobahn 1. Die führt nicht sehr weit an seinem Haus in Bürrig vorbei. Aber das war nicht der Antrieb für Immo Filzek, der jetzt im Alter von 82 Jahren gestorben ist.

Persönliche Betroffenheit – das war ihm zu wenig. Mindestens, seit in Leverkusen über den Autobahnausbau diskutiert wird, ist Filzek eine treibende Kraft gewesen. Die Idee, die A 1 in Form einer Megastelze durch die Stadt zu stemmen, die das Volumen der heutigen Konstruktion mehr als verdoppelt, hat er von Beginn an für absurd gehalten. Im Namen der angesichts der neuen, diesmal städtebaulichen Bedrohung der Stadt reanimierten Bürgerinitiative „Lev muss leben“ hat sich Filzek sehr früh für den Plan erwärmen können, die Autobahn zwischen Köln-Merkenich und dem Leverkusener Kreuz in einem Tunnel verschwinden zu lassen. Er hat diese Idee – gemeinsam mit dem früheren Chef der Bürgerliste, Erhard Schoofs – von Experten in einen Bauplan gießen lassen. Und mit dem Bundestagsabgeordneten Karl Lauterbach, SPD, einen prominenten Mitstreiter gefunden.

Dem Aktivisten ging es um die wahren Kosten

Und während der Politiker von der großen Tunnellösung immer seltener sprach, setzte sich der diplomierte Volkswirt Immo Filzek an den Schreibtisch und stellte Berechnungen an. Ihm ging es darum, die wahren Kosten für den Autobahnausbau über der Erde zu kalkulieren. Denn nur das wäre eine faire Berechnung.

Das war vor ziemlich genau drei Jahren, und Filzek konnte sich unter anderem darauf berufen, wie lange es wirklich gedauert hatte, die erste Hälfte der neuen Rheinbrücke zu errichten. Und was allein ihr Bau bis dahin tatsächlich gekostet hatte. Auf dieser Basis führte er den Nachweis, dass ein Tunnel – volkswirtschaftlich betrachtet – weniger kostet. 19 Seiten gingen aus Bürrig nach Düsseldorf, zu Landesverkehrsminister Oliver Krischer, Grüne. Erkennbare Folgen hatte das nicht.

Mit großer Aufmerksamkeit verfolgte der frühere IBM-Manager auch, was Bayer, später Currenta, mit dem Entsorgungszentrum in Bürrig anstellten. Auch hier interessierten Filzek vor allem wirtschaftliche Aspekte. Erst recht, da sie ja auf der Hand liegen: Die Sondermüllöfen in seiner Nachbarschaft sind eine wichtige Einnahmequelle für den Chempark-Betreiber.

Dass dies zu Lasten der Anwohner gehen kann, hat spätestens die Explosion am 27. Juli 2021 gezeigt. Deren juristische Aufarbeitung wird Immo Filzek nicht mehr erleben. Am Mittwoch, 12. November, wird er um 12 Uhr auf dem Friedhof Reuschenberg zu Grabe getragen.