Trauerfeier in LeverkusenEin würdiges Gedenken, aber das reicht nicht, Currenta

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Gedenkfeier Currenta Jahrestag

Gedenkminute am 27. Juli 2022 für die Opfer der Explosion ein Jahr zuvor.

  • Das Gedenken an die sieben Toten der Explosion am 27. Juli 2021 in Leverkusen hat Currenta sehr würdevoll gestaltet.
  • Dieser Tag muss für Currenta einen Wendepunkt im Umgang mit der Katastrophe darstellen, fordert Hendrik Geisler in einem Kommentar.

Leverkusen – Sieben Männer verloren am 27. Juli 2021 ihr Leben bei einer Explosion am Sondermüllofen in Leverkusen-Bürrig. Currenta, Betreiber der Unglücksanlage, hat den Verstorbenen am Jahrestag der Katastrophe ein würdiges Gedenken bereitet. Mit viel Feingefühl ist es dem Unternehmen gelungen, Trauer, Schmerz und Erinnerung von Angehörigen und Kollegen einen angemessenen Rahmen zu geben.

„Wir werden kein Opfer vergessen, Currenta hat sich und wird sich weiter verändern, das kann ich versprechen“, sagte Geschäftsführer Frank Hyldmar. An diesem Versprechen muss sich der Leverkusener Chempark-Betreiber nun messen lassen. Und es gibt dabei für das Unternehmen noch sehr viel Arbeit.

Kritik wird konsequent ausgeblendet

Die gelungene Trauerfeier und das spürbare Beschämen der Konzernverantwortlichen werden nicht ausreichen. Um den Leverkusenerinnen und Leverkusenern das zerstörte Vertrauen in die Sicherheit in ihrer Stadt, in ihrem Zuhause wiederzugeben, muss viel mehr getan werden.

Currenta hat im Nachgang der Katastrophe die Öffentlichkeit nur dann aufgeklärt, wenn es nicht anders ging. Anwohnerinnen und Anwohner der Explosion in Bürrig wurden über das Wiederanfahren der Anlage über Handzettel informiert – eine Bürgerversammlung keine zwei Wochen später wollte Currenta nicht mehr abwarten. Dass Millionen Liter verschmutztes Abwasser in den Rhein liefen, wusste Currenta lange, bevor die Bevölkerung davon erfuhr. Den Prozess zur Wiederinbetriebnahme durfte nur ein vom Unternehmen ausgewählter Kreis begleiten. Kritik blendete das Unternehmen bislang konsequent aus.

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Currenta trägt nicht nur Verantwortung für die Sicherheit seiner Angestellten, Currenta trägt auch Verantwortung für die Sicherheit der Menschen in dieser Stadt. Wer ein so gewaltiges Industrieareal in Leverkusen betreiben darf, ist Bürgerinnen und Bürgern maximal transparente Kommunikation schuldig. Doch viele dieser Menschen fühlen sich ignoriert, in ihrer Sorge nicht ernst genommen. Ihre Ängste prallen an Currenta ab.

Currenta arbeitet im Herzen Leverkusens und muss sein Zukunftsversprechen auf die Menschen in der Stadt ausweiten. Im Umgang mit der Explosionskatastrophe wurde viel falsch gemacht. Der Stadt und dem Unternehmen ist zu wünschen, dass der Jahrestag einen Wendepunkt darstellt. Am 27. Juli 2022 hat Currenta viel richtig gemacht.

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