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Kunstverein LeverkusenEine Ausstellung über die Zerbrechlichkeit des Lebens

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Claudia Manns Skulpturen, die sie im wörtlichen Sinne auch körperlich bearbeitet, sind im Kunstverein zu sehen.

Leverkusen – Der erste Blick in die Galerie des Kunstvereins verwirrt und fasziniert gleichermaßen. Denn das, was die Betrachtenden dort derzeit zu sehen bekommen, die Arbeiten Claudia Manns, sind zunächst einmal extrem abstrakt.

Auf dem Boden: Drei große, aus Schichten von Tonklumpen zusammengesetzte Skulpturenhaufen, die exklusiv im und für den Kunstverein entstanden. An der Wand: Regale mit knapp 100 kleinen TonSkulpturen. Im zweiten Raum: Seltsame Schalenanzüge aus demseloben Material. Das muss alles erst einmal gesichtet, betrachtet, eingeordnet werden, ehe es ans Deuten geht.

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Tiefsinnig und spannend

Irgendwann aber fällt auf: Das, was die Künstlerin aus Wuppertal da erdacht und kreiert hat, ist maximal tiefsinnig und spannend. Denn die Schalenanzüge stehen für die Rüstung, die mensch sich gerne anlegt im Leben, um das, was nicht schön ist und störgt und gefährlich ist, abzuwehren. Abzuhalten. Der Bezug zur Erde als originärem Material symbolisiert die tief im menschlichen Bewusstsein verankerte Sehnsucht nach diesem Schutz.

Die Fragilität, mit der Claudia Manns Skulpturen indes gleichzeitig daherkommen und die sie ihnen selber zufügt, indem sie sich beim Erschaffen auf sie stellt, in sie wirft, sie zusammendrückt und verändert, deformiert, zeigt die Realität: Jede Rüstung ist nur ein imaginärer Schutz. Eine Federüstung gewissermaßen, wie sie auch im Titel dieser Ausstellung wörtlich verankert ist: „Mann in Federrüstung“.

„Headrests“ als Porträits

In diese Kerbe der Deutung gehen auch die kleineren Skulpturen an der Wand: Sie heißen „Headrests“, Kopfstützen - und stehen für Porträts einzelner Menschen, die Claudia Mann kennt oder kannte. Sie entwarf sie rein intuitiv und aus dem Moment heraus und sind in ihrer Art der Fertigung nicht minder fragil als die großen Skulpturen.

Zwischen ihnen entspinnt sich durch das gemeinsame Aufstellen Querverweise, symbolische Dialoge, Gemeinsamkeiten. Sprich: ein Netz aus Beziehungen, das zwischen realen Menschen ebenfalls existiert und stets fragil ist. Gepflegt werden muss. Wieder und wieder hinterfragt und neu gebildet werden muss.

Lehre über das Leben

Letztlich lehrt Claudia Mann den Betrachtenden also etwas übers Leben: Alles in ihm ist zerbrechlich und unsicher. Gleichzeitig aber auch unfassbar intensiv und ästhetisch.

„Mann in Federrüstung“ ist noch bis zum 12. Juni im Kunstverein Leverkusen in den Remisen des Schlosses zu sehen.

www.kunstverein-leverkusen.de