Kurs in LeverkusenUkrainische Kinder malen Blumen und Autos, nichts zeugt vom Krieg

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Elena Büchel gibt Malkurse mit Kindern aus der Ukraine. 

Leverkusen – Zuerst ist er zögerlich, dann aber traut sich der sechsjährige Roman, Farbe aufs weiße Papier zu verteilen. Ein kraftvolles Bild wird daraus.

Elena Büchel ist nicht nur Künstlerin und Kunstlehrerin, sondern auch gebürtige Ukrainerin. Ihre Heimat ist Opladen; vom ersten Tag des russischen Überfalls auf ihre alte Heimat hilft sie mit ihren Mitteln, wo es geht. Erst mit Spenden, jetzt mit Malkursen. Heute sind Kinder dran, sie bietet sie aber auch für Erwachsene an. Die Kurse werden vom kommunalen Integrationszentrum und InterLev unterstützt.

Das Malen hilft Kinder und Erwachsenen

Das Malen, sagt Büchel, helfe bei der Verarbeitung von belastenden Ereignissen. Die Kinder gehen frei an die Sache, sie bekommen weder inhaltliche noch gestalterische Vorgaben. Heute sind vier Kinder gekommen, sie machen einen vergnügten und konzentrierten Eindruck.

Den Bildern, die nach und nach fertig werden, sieht man nichts an, was auf die schwere Zeit hinweisen könnte, die auch hinter ihnen liegt. Die meisten malen Blumen, auch mal eine Landschaft, auf keinem der Bilder findet sich ein Haus.

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Ausbeute nach einer Stunde. 

„Kinder leben viel mehr im Jetzt“, sagt Elena Büchel. Sie hat eine Methode erarbeitet, bei der die Erwachsenen erst meditieren und dann malen, da kommen andere Dinge zu Tage. Sie sagt: „Die haben meist die Partner und ihr bisheriges Leben zurücklassen müssen.“

Frei Bilder zu malen, das könne wie Urlaub vom eigenen Großhirn sein, sagt Büchel. Und die Leute sollen sich treffen und anfreunden. Daran arbeite übrigens auch der Integrationsrat, sagt Elena Büchel: Damit die Ukrainer ihre kulturellen Wurzeln pflegen können, ist ein Kulturverein in Gründung.

Die Frauen sind innerlich zerrissen

Elena Büchel hat viele Kontakte in die ukrainische Gemeinschaft, die seit dem Überfall auf ihr Land rapide gewachsen ist. Sie sagt, dass die meisten Leute immer noch in Gemeinschaftsunterkünften leben müssten. Meist sind es ja Frauen; sie seien innerlich zerrissen, weil viele einerseits in ihr Land zurück wollten. Für die Kinder wollten die Mütter aber ein wenig Beständigkeit.

„Viele sind aus Leverkusen schon wieder in die Ukraine zurückgegangen. Die meisten werden zurückgehen, aber für die Kinder wollen die Mütter auch oft ein Jahr hier bleiben“, sagt die Künstlerin. Wer weiß schon, wie sich der Krieg entwickele? Dann müssten die Kinder nochmal flüchten. Andere Frauen hätten jetzt schon Jobs und verdienten ihr eigenes Geld.

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Zwei der vier Kinder im Malkurs gehen schon in Leverkusen zur Schule. Noch sind sie zurückhaltend, sprechen freiwillig noch nicht viel Deutsch. Zählen können aber alle schon und die Farben, mit denen sie heute malen, können sie auch schon benennen.

Die zwei älteren Mädchen Lisa und Alina haben fast perfekte Blumen gemalt, die beiden jüngeren Kinder, Milana und Roman, pinseln ihre Bilder noch viel abstrakter und greifen mit der Zeit zu dunkleren Farben. Roman malt mit zwei, drei Pinselstrichen ein pechschwarzes Auto.

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