Gemütlich kölsch mit etwas KitschDie Höhner mit Weihnachtskonzert im Forum

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Es darf auch mal besinnlich zugehen bei den Höhnern, aber nicht allzu lange.

Es darf auch mal besinnlich zugehen bei den Höhnern, aber nicht allzu lange.

Leverkusen – „Halleluja han ich gesaht“, brüllt Micki Schläger im Engelskostüm von einer Papp-Wolke. Der Kölner im Himmel hat vom Herrgott höchstpersönlich den Auftrag erhalten, Harfe zu spielen und Hosianna auszurufen. Ohne Kölsch und Zigarettchen funktioniert das beim Keyboarder der Höhner aber wohl nicht. Henning Krautmacher sitzt derweil mit aufgeschlagenem Buch vor dem Kamin und liest jene Weihnachtsgeschichte passend dazu vor.

Mission in Düsseldorf

So bekommt das kölsche Engelchen mit der Laune eines alteingesessenen Köbes einen neuen Auftrag: Göttliche Weisheiten an die nordrhein-westfälische Regierung in Düsseldorf zu bringen. Vorbei kommt es dafür ja immerhin an seiner Heimat und ein Wegbierchen sei auch erlaubt. Aber es kam wie es in Köln kommen musste und der Engel versackte im Brauhaus. Und in Düsseldorf, so erklären es sich die Höhner in ihrer Weihnachtsgeschichte, da wartet man bis heute vergeblich auf die göttliche Eingebung.

„Ganz schön nachdenkliche Höhner hügg Ovend“, gab es Dienstag auch in Leverkusen zu sehen, denn ihre Weihnachtstour bringt Karnevalisten schon jetzt in die Säle der Region, mit dabei das „Höhnchen“, Paula Naumann mit ihrer Harfe. Die wundervoll talentierte 21-Jährige mischt den Klang der Weihnachtszeit unter die Musik der Höhner. Songs ihrer mittlerweile drei Weihnachts-CDs und weitere Klassiker über Herzschmerz und Liebe brachten das natürlich Höhner-begeisterte Publikum zum Schunkeln und Handylampen-Schwenken.

Es richtig kitschig werden zu lassen, konnte sich Krautmacher auch in dieser Weihnachtsshow nicht verkneifen und setzte eine Kiss-Cam ein. Wie in amerikanischen Sportevents, sollten sich die zwei, auf die ein Spotlight zeigt, bützen. Im Rheinland reicht dafür aber auch eine Taschenlampe.

Doch zwischen Weihnachtsliedern und kölschen Tönen nutzten die Musiker auch die Freiheit dieser Tour, einmal zu zeigen, was sie eigentlich alles auf dem Kasten haben. Wortwörtlich, denn der erst dieses Jahr zur Band gestoßene Drummer Heiko Braun begleitete Swing- und Sambarhythmen zeitweise auf der Trommel-Box Cajon. Mit einem Medley von Elton Johns Songs oder einer Hommage an Yoko Ono und John Lennon mit „Because“ zeigten die Höhner eine ungewohnte, aber ergreifende Performance. Fast a cappella, nur zur Paula Naumanns zarten Harfenzupfen, bauten die wie eine Boy Band in Reihe aufgestellten Höhner die Akkorde gekonnt mit ihren Stimmen auf. Fun Fact: Für die Harmonien in „Because“ ist sogar ein Rheinländer verantwortlich. Ono und Lennon spielten einfach die Harmonien von Beethovens Mondscheinsonate in umgekehrter Reihenfolge. Das ist auch für die Höhner kein Problem, musikalisch beeindruckend.

Ein bisschen eigene Promotion war trotzdem noch dazwischen versteckt, doch nett eingebettet. Der neue Song „Anna Havanna“ passte erstaunlich gut in das bunte Repertoire des Abends. Der karnevalistische Humor blieb natürlich auch nicht auf der Strecke, so zauberte Krautmacher mit einem riesigen Weihnachtspaket herum. Die Albernheiten kamen aber gut an, immerhin sprang Joost Vergoossen mit seinem verschmitzten Lächeln überraschend aus der Paketlieferung heraus. Die altbekannten Höhner-Klassiker kommen ja auch in Leverkusen immer gut an, aber mit ihrer ernsthaften weltmusikalischen Seite, die sie vor allem während ihrer Weihnachtstour zeigen, wachsen sie noch einmal über sich hinaus.

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