Die Neugier in Schlebusch ist groß. Viele Passanten bleiben vor dem Schaufenster an der Bergischen Landstraße stehen, versuchen, die Augen so gegen das Licht abzuschirmen, dass sie den Innenraum erkennen können. Sabine Schulze sieht das Licht in Laden, als sie mit ihrem kleinen Sohn vorbeiradelt und will direkt eintreten. „Wir öffnen leider erst nächsten Samstag“, muss Inhaberin Lydia Voos-Weiser sie vertrösten.

Schulze freut sich darauf, dass Schlebusch wieder eine Boutique für die schönen Dinge des Lebens bekommt: „Ich feier’ das total“, sagt sie zu Voos-Weiser und streckt beide Daumen hoch. Ihr fehle die Möglichkeit, kreative Geschenke oder liebevolle Dekoration in Schlebusch vor Ort zu kaufen, seit „Fundstücke“ im gleichen Ladenlokal vor einigen Jahren geschlossen hat und durch ein Brautmodengeschäft ersetzt wurde. Sie werde wieder kommen, wenn der Laden am 13. April eröffnet wird: „Das Publikum ist hier in Schlebusch auf jeden Fall da.“

Darauf hofft Lydia Voos-Weiser, die ihren ersten eigenen Concept-Store eröffnet. Nach einer Ausbildung als Rechtsanwaltsfachangestellte und 19 Jahren bei Lidl war es Zeit für eine berufliche Veränderung. Die Entscheidung, zu kündigen und neu durchzustarten, fällte aber letztendlich der Vermieter des Ladenlokals. Denn die 43-Jährige wollte nur genau diesen. Oder keinen. Vor einiger Zeit hat sie für einige Jahre mit ihrer Familie in dem Altbaukomplex im Obergeschoss gewohnt, das Ladenlokal hat ihr immer schon gefallen.

Als „Fundstücke“, das ein ähnliches Konzept verfolgte, schloss, hat sie schon einmal darüber nachgedacht, wie es wäre, selbst einen Laden zu eröffnen. Denn dass sie ein Händchen für Dekoration, Einrichtung und Stil hat, haben ihr schon viele Freunde gesagt, die sie auch gerne nach Einrichtungstipps fragen.  

Als das Ladenlokal dann wieder frei wird, habe es mehrere Bewerber gegeben, doch Voos-Weiser bekommt den Zuschlag. „Als wir den Schlüssel bekommen habe, war das irgendwie wie nach Hause kommen“, schwärmt die Ladeninhaberin. Dann geht es los: Messen, Besuche bei Unternehmen, Ware auswählen, Möbel aufstellen, Bürokratie. Eine große Hilfe ist ihr Mann, der bereits Erfahrung als selbstständiger Unternehmer hat.

Das schönste Hotel aller Zeiten

In erster Linie hat Voos-Weiser nun Sachen im Laden, die ihr selbst gut gefallen. Eine Vase von Storefactory hat sie selbst zu Hause, also kontaktierte sie den Hersteller. Kerzen und Pflegeprodukte von Meraki lernte sie im Urlaub auf Kos kennen. „Das war das schönste Hotel aller Zeiten“, sagt die 43-Jährige und besorgte das Urlaubsgefühl für zu Hause. Auch auf Qualität und faire Produktion achtet sie, es gibt Produkte aus deutschen Werkstätten für behinderte Menschen und Armbänder aus Indonesien, wo Frauen in einer vernünftigen Erwerbstätigkeit unterstützt werden.

Aber hat ein solcher Laden eine Chance gegen die unendliche Produktvielfalt im Internet, die vor die Haustür geliefert wird? „Ich glaube, die Menschen kommen mehr dazu zurück, lokal zu kaufen“, sagt Voos-Weiser. Sie selbst bestelle Kleidung und Alltagsgegenstände auch häufig online. Aber wenn es darum geht, sich selbst etwas Schönes zu gönnen oder ein kreatives Geschenk abseits von Gutscheinen und Blumen zu finden, zählt für sie auch das Einkaufserlebnis. „Manche Dinge möchte man einfach erst einmal fühlen oder riechen, bevor man sie kauft.“ Die plattgedrückten Nasen an der Scheibe geben ihr Recht.

„Liebevoll Wohnen“, Bergischen Landstraße 68, eröffnet am 13. April um 10 Uhr. Die Öffnungszeiten sind vorläufig Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr und Samstag von 10 bis 14 Uhr.