Lehrerin schöpfte VerdachtLeverkusener Vater soll Nachbarstochter missbraucht haben

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Landgericht Köln

Leverkusen – Er soll die Nachbarstochter sexuell missbraucht haben: Angeklagt ist ein 47-jähriger Familienvater aus Bürrig. In dem Prozess, der Ende Februar am Landgericht Köln losgegangen war, wurden am Mittwoch die Klassenlehrerin und zwei Mitarbeiterinnen der Offenen Ganztagsschule gehört. Sie berichteten, was sich in der Klasse der kleinen Sophie (alle Namen geändert) im Jahr 2019 zugetragen hat.

Die 36-jährige Lehrerin hatte die Klasse der Grundschule in Bürrig seit dem ersten Schuljahr übernommen. Zwei Drittel aller Schüler seien Mädchen, schildert die Lehrerin, und die seien „schon sehr weit“ gewesen.

In der ersten Klasse habe es angefangen, dass die Mädchen von Verliebtsein berichteten. „Da dachte ich schon: Ui, das wird ja heiter“, berichtet sie. Auch Sophie sei schon „forscher“ gewesen, wenn es um Jungs ging. „Ich hätte sie in der dritten Klasse verortet“, erzählt die Klassenlehrerin.

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Auffälligkeiten, was Sophies sexuellen Kenntnisstand anging, hätten sich aber nicht gezeigt – zunächst. Doch 2019 wurde sie alarmiert: Sophie schnappte sich beim Sportunterricht in der Turnhalle einen Jungen, setzte sich auf ihn und kitzelte ihn.

Mädchen fasste sich in Schritt

Es häuften sich Auffälligkeiten: Dass sich Sophie öfter in den Schritt fasste, sich ständig die Hände wusch, zeitweise traurig war, obwohl sie von allen als ein grundsätzlich aufgewecktes und fröhliches Kind beschrieben wird. Vor Gericht erzählt eine der beiden OGS-Betreuerinnen davon, dass Sophie einmal an einem Stück Mandarine lutschte und dabei die Wort „blasen“ benutzte. Die Betreuerin sei schockiert gewesen, berichtet sie, aber Sophie habe es lustig gefunden. „Ich glaube nicht, dass sie es wirklich verstanden hat,“ sagt die 22-Jährige aus.

Im April 2019 vertraut sich Sophie der zweiten OGS-Mitarbeiterin an, erzählt von komischen Spielen, die sie mit dem Vater des Nachbarjungen Marc gespielt hat und weswegen sie nicht mehr bei Marc übernachten dürfe. Die Sozialpädagogin hat sich in ihrem Bachelorstudium mit dem Thema Missbrauch beschäftigt, schildert sie, „da klingeln die Alarmglocken vielleicht früher“. Nachdem sie die Geschichte gehört hat, wandte sie sich sofort an die Klassenlehrerin, die sich wiederum der Schulleitung anvertraute und das Jugendamt ins Boot holte. Der Stein kam ins Rollen.

Behutsam befragt

Vor Gericht war es auch immer wieder Thema, wie alle Beteiligten bei der Befragung des Mädchens vorgegangen sind, ob nicht Suggestivfragen zu falschen Antworten hätten führen können. „War Ihnen bewusst, dass man bei den Fragen sensibel vorgehen muss? Dass in Fragen schon Teile der Antwort enthalten sein können?“, fragte der Vorsitzende Richter die Zeuginnen eingehend. Alle drei Frauen bestätigten, dass sie Sophie nur haben erzählen lassen und so behutsam wie möglich nachgefragt haben. Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Aussagen des Mädchens gab es keine. „Sophie war immer grundehrlich“, betont die 36-jährige Klassenlehrerin. Am Freitag wird der Prozess fortgesetzt.

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