„Meine Position ist spitze“Schüler übernimmt einen Tag einen Job bei Leverkusener Firma

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Henk Willemsen steht in der Leverkusener Firma.

Henk Willemsen weiß jetzt, dass er etwas in Richtung Chemie studieren will.

Der Kölner Schüler vertrat in Leverkusen eine stellvertretende technische Betriebsleiterin.

In den Werken von heute sieht es nicht mehr aus wie auf den Bildern im Geschichtsunterricht, stattdessen trifft man auf viele komplexe und hoch beeindruckende Maschinen – das konnte Henk Willemsen an einem ganz gewöhnlichen Tag in seinen Sommerferien feststellen.

Der 17-jährige Schüler des Kölner Apostelgymnasiums durfte im Rahmen der Chemcologne-Aktion „Meine Position ist spitze“ einen Tag lang die Aufgaben von Tatjana Berg übernehmen. Sie ist stellvertretende technische Betriebsleiterin bei Saltigo, einem Tochterunternehmen von Lanxess.

In der Jahrgangsstufe des Kölners kam zu seinem Bedauern kein Chemie-Leistungskurs zustande, doch als sein Lehrer merkte, wie sehr Willemsen für die Chemie brannte, gab er ihm den Flyer von „Meine Position ist spitze“ mit. Henk Willemsen bewarb sich auf verschiedene Stellen und hatte schließlich Glück bei Lanxess. Das Unternehmen bot für die Aktion in diesem Jahr gleich drei Führungspositionen in verschiedenen Bereichen an.

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Leverkusen: Tag beginnt mit Unterweisung

„Am Anfang hatte ich ein wenig Probleme, mich überhaupt im Werk und auch mit der Thematik zurechtzufinden. Doch mit der Zeit und der Unterstützung der anderen Mitarbeiter konnte ich am Ende des Tages schon etwas mit den Begriffen und Abkürzungen anfangen“, freute sich Willemsen.

Sein Tag begann um 8.30 Uhr mit einer Verhaltensunterweisung zu den Vorgängen und Regeln im Werk. Dazu gehörte auch das ständige An- und Abmelden. Anschließend ging es weiter mit einer technischen Anlagenbesprechung und einem Gang in das zentrale Technikorganum.

Nach dem Mittagessen mit seinen neuen Kollegen und Kolleginnen verkündete Willemsen bei einer Teambesprechung sogar eine fachliche Entscheidung, die er getroffen hatte, um ein technisches Problem zu lösen. Und alle Anwesenden konnten seine Begründung nachvollziehen, seine Kollegen überlegten mit ihm, wie Henks Idee auch in die Tat umzusetzen ist. Und das wichtigste: Sie nahmen ihn als Chef wahr.

„Ich hatte die Möglichkeit, einem jungen Menschen einen Einblick in die Industrie zu geben, das Arbeitsfeld kennenzulernen und auch mit anderen interessanten Positionen oder Bereichen in Berührung zu kommen.“
Tatjana Berg, stellvertretende technische Betriebsleiterin bei „Saltigo“

Zum Tagesabschluss zog er schließlich mit Tatjana Berg durch die Stockwerke, um einen SOS-Check durchzuführen – Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit. An einer Baustelle fielen ihm Mängel bei der Befestigung einer Leitung auf, die vor der Inbetriebnahme der Anlage noch behoben werden müssen.

Für Berg, die ihren Stellvertreter den ganzen Tag begleitete, war es sehr schön, ihre Position einen Tag zur Verfügung stellen zu können: „Ich hatte die Möglichkeit, einem jungen Menschen einen Einblick in die Industrie zu geben, das Arbeitsfeld kennenzulernen und auch mit anderen interessanten Positionen oder Bereichen in Berührung zu kommen.“

Realistischer Arbeitsalltag in Leverkusen

Zudem sei der Arbeitstag des Schülers durchaus realistisch gewesen und habe viel mehr Einblicke als so manches ganzes Praktikum vermittelt. Das zu hören, darüber freute sich auch Daniel Wauben, Geschäftsführer von „Chemcologne“. Er veranstaltete die Aktion bereits zum neunten Mal. Beim ersten Mal stellten fünf Unternehmen sechs Stellen zur Verfügung, dieses Mal waren es 23 Unternehmen mit 55 Führungspositionen. „Wir wollen zeigen, was es heißt, sich in der Chemie hochzuarbeiten und wie dann ein solcher Alltag aussehen kann. Die meisten jungen Menschen kommen mit der Chemie nur selten bewusst in Kontakt und daran wollten wir etwas ändern“, sagte Wauben.

Auch bei Henk Willemsen hatte der Tag einen positiven Effekt, denn er ist sich nun ziemlich sicher, nach der Schule etwas in Richtung Chemie studieren zu wollen: „An Chemie fasziniert mich eigentlich fast alles. Man kann aus zwei Atomen bereits etwas völlig Neues schaffen und das dient dann wiederum als Baustein für unser ganzes Universum“, schwärmte der 17-Jährige.

Auch Berg konnte nach diesem Tag nichts Schlechtes über ihren Schützling sagen und war von seiner Auffassungsgabe und seinem spezifischen Interesse stark begeistert.


55 Topjobs wurden bei der neunten Auflage des Wettbewerbs „Meine Position ist spitze“ vergeben. Im Chempark Leverkusen können Schülerinnen und Schüler ab 16 Jahren bei fünf Unternehmen antreten.

Bei Arlanxeo, dem Synthesekautschuk-Spezialisten, leitet Anna Völker das regionale Technikzentrum. Finn Strack vertritt den Geschäftsführer von Tectrion, wo Chempark-Betreiber Currenta die Werkstätten zusammengefasst hat. Meike Ullrich leitet bei der Logistik-Tochter Chemion den Personalbereich.

Lanxess bietet neben dem von Henk Willemsen bekleideten Job des Betriebsingenieurs in der Kölner Zentrale einen Vorstandsposten an, den Sarah Schröder antreten wird. Vier Posten hatte der Silikon-Spezialist Momentive ausgelobt. Mia Paric ist Produktionsleiterin Additive für Autoreifen, Irem Isik Chef für Wartung und Maschinen, Maximilian Fuchs kümmert sich um Personalien, und Greta Mohnen leitet die Qualitätskontrolle. Einen vergleichbaren Job übt Mika Schukowski bei WuXi Deutschland aus, Anton Paul leitet dort das Dokumentationsmanagement. Die Logistikfirma Talke-Emmerich überlässt Jan Kelter für einen Tag den Stuhl des Geschäftsführers.

Bayer bietet in diesem Jahr ausschließlich Spitzenpositionen in seinem Pharmawerk in Wuppertal an. Dort übernimmt Anna Sophie Klein für einen Tag die Leitung des gesamten Standorts, Ildikó Pilz ist Nachhaltigkeitsmanagerin, Nick Fischer Leiter der Digitalen Transformation und Leon André Röttgen für einen Tag Chef der externen Entwicklung bei Bayers großem deutschen Pharmastandort. (tk)


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