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„Weltoffen und zukunftsorientiert“Schützen in Lützenkirchen feiern 600. Geburtstag

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Herbert Reul (r.) überreicht den LÜtzenkirchener Schützen die Ehrenplakette des Landes Nordrhein-Westfalen.

Herbert Reul (r.) überreicht den LÜtzenkirchener Schützen die Ehrenplakette des Landes Nordrhein-Westfalen.

Auch NRW-Innenminister Herbert Reul war zum Festakt in der St.-Maurinus-Kirche in Leverkusen-Lützenkirchen gekommen.

600-Jubiläum feierte die St. Sebastianus Schützenbruderschaft Lützenkirchen am Samstag mit einer feierlichen Zeremonie in Uniformen in der St.-Maurinus-Kirche. Die Zeremonie bildete den Höhepunkt dieser außergewöhnlichen Veranstaltung, bei der der traditionsreiche Verein die Ehrenplakette des Landes Nordrhein-Westfalen entgegennahm, die höchste Anerkennung, die ihnen zuteilwerden konnte. NRW-Innenminister Herbert Reul persönlich überreichte diese Auszeichnung.

Ein Meer von grün-weißen Wimpeln tanzte im Himmel über Lützenkirchen, während die Feierlichkeiten begannen. Die festliche Messe, zelebriert von Pfarrer Heinz-Peter Teller, eröffnete den Abend, bevor Bundesschützenmeister Emil Vogt das Wort ergriff. In seiner Ansprache betonte er, dass der Leitgedanke der Schützenbruderschaft seit jeher unverändert geblieben sei: „Für Sitte und Heimat“. Das kleine Wörtchen „für“ symbolisiere für Vogt den entschiedenen Kampf gegen religiöse Indifferenz, gegen den Verlust von Werten und die Bekämpfung von Entwurzelung und Parallelgesellschaften. Da dieser Grundsatz die Bruderschaft bereits seit 600 Jahren getragen habe, sei er zuversichtlich, dass diese Überzeugung diese auch in Zukunft weiterhin tragen werde.

Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul nannte die 600 Jahre der Schützenbruderschaft eine „stolze Geschichte und eine beeindruckende Leistung“. Er ließ die Ursprünge der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Lützenkirchen Revue passieren und erklärte, dass diese ursprünglich zusammengekommen war, um Haus und Hof vor Gesindel und Räubern zu beschützen.

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Er scherzte: „Nun weiß ich also auch, warum ich hier bin.“ Vogt zog daraus den Schluss, dass, solange es ihnen gelingt, in dieser starken Gemeinschaft das Positive, das Füreinander und Miteinander zu sehen und nach außen zu tragen, er nicht um die Zukunft der Bruderschaft bangen müsse.

Es erfülle Vogt mit Stolz, dass die Schützenbruderschaft trotz aller gegenwärtigen Unbehaglichkeiten gegenüber der Kirche weiterhin mutig zum Gottesglaube stehe. „Besser geht es nicht“, findet Reul. Noch nie zuvor habe er einen Festkommers in einer Kirche erlebt, doch empfindet er genau dies als äußerst passend. Pfarrer Teller hatte zugestimmt, auch die „weltlichen Angelegenheiten“ in der heiligen Stätte abzuhalten.

„Dass ein Schützenverein nur Geselligkeit ist, ist ein Vorurteil“, stellte der Bundesschützenmeister unmissverständlich klar. Im Mittelpunkt stehe für ihn vielmehr ein fester und solider Wertekanon. Die Schützenbruderschaft zeige den Menschen, dass sie etwas verbindet und dass sie Teil einer Gemeinschaft seien.

Vogt fordere eine Koalition in Deutschland, die genauso funktioniere: „Wir brauchen wache und mutige Menschen, die bereit sind, sich der Gefahr von Rechts entgegenzustellen!“ Er sprach von einer „politischen Mitte“, die nicht nur auf der „politischen Bühne“, sondern auch im Alltag, an der Theke und im Supermarkt mutig sein müsse. Dabei betont er: „Heimatverbundenheit im Sinne der Schützenbruderschaft bedeutet in Wirklichkeit nicht Grenzen abzuschotten. Im Gegenteil: Wir sind weltoffen und zukunftsorientiert.“

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In diesen Tagen möge das Wort „Tradition“ für viele nicht besonders modisch sein, wie Reul anmerkte. Doch für ihn bedeute „Tradition“ Verlässlichkeit und die Ausrichtung auf „das Wichtige“ – man könne auch von „Werten“ sprechen. „Moden kommen und gehen, aber Werte bleiben bestehen“, hielt er fest. Auch Reul war der Meinung: „Gemeinschaft bedeutet weit mehr als bloße Geselligkeit.“

Auch wenn Geselligkeit zweifelsohne dazugehöre. „In der heutigen Zeit sprechen alle von den sozialen Netzwerken im Internet“, bemerkte Reul, „aber das wahre soziale Netzwerk ist die Schützenbruderschaft“. Dies habe sich in den letzten Jahren gezeigt, sei es bei der Bekämpfung von Corona, der sogenannten Flüchtlingskrise oder der verheerenden Flutkatastrophe: „Gesellschaftliches Engagement gerät niemals aus der Mode.“

Vogt betrachte den Verein als „Schützenfamilie“, die eine tiefe Verbundenheit zur Kirche pflege – ein Aspekt, der die Lützenkirchener Schützen deutlich von anderen unterscheide. Mit klaren Worten dankte er der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Lützenkirchen: „Danke für das in 600 Jahren für den Stadtteil Erreichte und für die bewahrten Traditionen.“ Reul übermittelte im Namen der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen einen Dank an die St. Sebastianus Schützenbruderschaft Lützenkirchen: „Die Qualität unserer Gesellschaft hängt davon ab, ob es solche Schützenbruderschaften weiterhin gibt.“

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