„Traditionen brauchen keine Superlative“Palliativärztin kämpft für etwas Normalität

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Stefanie Baumeister, Palliativärztin am Klinikum Leverkusen.

Stefanie Baumeister, Palliativärztin am Klinikum Leverkusen.

Leverkusen – Die Corona-Pandemie trifft einige härter als andere, zum Beispiel Menschen, die nicht mehr lange zu leben haben. Vor allem durch Besuchsbeschränkungen: „Die Menschen auf der Palliativstation sind konfrontiert mit ihrer schweren Erkrankung und ihrer begrenzten Lebenszeit, vielleicht sind noch letzte Dinge zu klären, Unausgesprochenes auszusprechen“, erklärt Stefanie Baumeister, Fachärztin für Innere Medizin am Klinikum Leverkusen.

„Die Patientinnen und Patienten wünschen sich die Unterstützung ihrer Angehörigen und möchten häufig so viel Zeit wie möglich mit ihnen verbringen.“ Umso wichtiger sei es, allen ein bisschen Normalität zu bieten, erklärt Baumeister. Auch und gerade in der Weihnachtszeit.

Lotti Krekel zu Besuch

So eine große Feier wie im vergangenen Jahr konnte die Palliativmedizinerin mit ihrem Team in der Corona-Zeit nicht organisieren: 2019 hatten Patienten der Station gemeinsam mit Angehörigen, Mitarbeitern und ehrenamtlichen Helfern bei Kaffee, Kuchen und Bratäpfeln gefeiert.

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Höhepunkt war für Baumeister der Besuch der Schauspielerin Lotti Krekel, die mit einer kölschen Weihnachtsgeschichte und Liedern „begeisterte“. Dieses Jahr wird alles eine Nummer kleiner: „Es wird dennoch eine kleine und besinnliche Feier stattfinden“, plant Stefanie Baumeister, „es wird nach Zimt und Gebäck riechen, warmer Punsch wird an frühere Besuche auf dem Weihnachtsmarkt erinnern und »Oh Du Fröhliche« wird leise über die Station erklingen.“

Sie findet: „Traditionen brauchen keine Superlative.“ Wenn sich die eigenen Wünsche änderten, brauche es manchmal nicht mehr: die Familie und das Zusammensein treten in den Mittelpunkt. Ein Ereignis hat die 41-Jährige in diesem Jahr besonders berührt: Im November hat eine junge Patientin ihren langjährigen Lebensgefährten geheiratet. Gemeinsam mit ihren drei Kindern, den engsten Familienangehörigen und den Pflegekräften fand eine kleine Feier auf der Palliativstation statt – im festlich geschmückten Aufenthaltsraum. Luftballons mit der Aufschrift „Just married“ waren aufgehängt, die Braut trug weiß: „Die berührende Rede des Standesbeamten haben das Paar und die Gäste Krankheit und Pandemie kurzzeitig vergessen lassen“, blickt Baumeister zurück.

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