Nach Tod einer SchülerinVerkehrsexperten appellieren an verunsicherte Eltern

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Kerzen, Blumen, Kuscheltiere – Mitschüler und Anwohner haben die Unfallstelle zur Gedenkstätte gemacht.

Kerzen, Blumen, Kuscheltiere – Mitschüler und Anwohner haben die Unfallstelle zur Gedenkstätte gemacht.

  • Am Freitag starb eine elfjährige Radfahrerin, als sie auf dem Weg zur Schule von einem LKW erfasst wurde.
  • Mitschüler, Angehörige und Nachbarn haben die Unfallstelle zur Gedenkstätte gemacht.
  • Was raten Experten?

Leverkusen  – Die Betroffenheit ist groß. Anstatt den Beginn ihrer Herbstferien zu genießen, fanden sich am Montagmorgen zahlreiche Schüler an der Unfallstelle ein, an der am Freitag ein elfjähriges Mädchen von einem LKW erfasst und tödlich verletzt wurde. Kerzen, Bilder und Briefe wurden aufgestellt, gemeinsam mit Anwohnern wurden Blumen gepflanzt, Unkraut entfernt und damit die Ecke zwischen Elisabeth-Langgässer-Straße und Willy-Brandt-Ring zur Gedenkstätte hergerichtet.

Eltern fürchten Gefahren im Straßenverkehr

Wo immer sich in Leverkusen derzeit Eltern treffen, alle sprechen über den tragischen Unfall auf dem Schulweg. So etwa vor einer Sporthalle, an der Eltern auf ihre turnenden Kinder warten. „Ich hatte mich gerade mit dem Gedanken angefreundet, dass ich die Kleine auch mal mit dem Rad zur Schule fahren lasse“, sagt eine Mutter. „Aber da sieht man wieder: Der Straßenverkehr ist einfach zu gefährlich.“ Zustimmendes Nicken aus der Runde der wartenden Mütter.

Ob die Tankstellenausfahrt und vor allem die Wand rechts im Bild die Unfallgefahr erhöht, wird Thema in der Verkehrsunfallkommission.

Ob die Tankstellenausfahrt und vor allem die Wand rechts im Bild die Unfallgefahr erhöht, wird Thema in der Verkehrsunfallkommission.

Diese Reaktion hat Helmut Ring von der Verkehrswacht Leverkusen befürchtet. „Was passiert ist, ist tragisch und tut mir furchtbar leid“, sagt Ring, den die Nachricht von dem Unfall im Urlaub erreicht hat. „Aber dennoch plädieren wir weiter dafür, dass Kinder zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule kommen.“

Mehr Unfälle im Auto

Zum einen verunglücken laut Verkehrswacht deutlich mehr Kinder im Auto ihrer Eltern, als auf dem selbstständigen Weg in die Schule. Zum anderen sei es gerade für die Sicherheit der Kinder wichtig, dass sie frühzeitig an den Straßenverkehr gewöhnt werden. Kinder, die von jungen Jahren an Erfahrungen im Straßenverkehr sammeln, lernen besser, Geschwindigkeiten und Entfernungen von Fahrzeugen richtig einzuschätzen, das räumliche Wahrnehmungsvermögen verbessert sich. Auch wenn sich dadurch Unfälle nie komplett vermeiden lassen würden, sinkt das Risiko für alle Verkehrsteilnehmer. Natürlich sollten Kinder von Erwachsenen begleitet werden, bis sie sich sicher im Verkehr bewegen (siehe: „Tipps für den Schulweg“).

Gefahr durch Elterntaxis

Auch wenn das im aktuellen Fall keine Rolle gespielt hat, weist Ring darauf hin, dass gerade der Elternverkehr vor den Schulen ein besonderes Risiko für die Kinder darstellt. In den letzten Jahren habe sich der Verkehr vor Schulen dramatisch erhöht. „Zuletzt waren wir aber auf einem guten Weg, zum Beispiel durch die Einführung von Hol- und Bringzonen“, sagt Ring. Diese liegen ein kleines Stück von der Schule entfernt, so dass Kinder noch einen Fußweg selbst absolvieren können und sich der Verkehr vor dem Schultor entzerrt. „Der traurige Tod des Mädchens sollte kein Grund sein, dass alles wieder einzustampfen und die Kinder alle mit dem Auto bis vor die Tür zu fahren“, appelliert Ring.

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Der Hergang des Unfalls wird derzeit vom Verkehrskommissariat erfasst, erklärt ein Polizeisprecher. Wegen der laufenden Ermittlungen wolle er sich über neue Erkenntnisse nicht äußern. „Gerüchte, dass das Kind seitlich gegen das Führerhaus geprallt sei, kann ich aber zurückweisen. Das ist abwegig.“ Auch sei es zu früh, um über etwaige Veränderungen an der Ausfahrt der Aral-Tankstelle nachzudenken, an der eine Mauer die Sicht erschwert. „Das wird mit Sicherheit in der nächsten Sitzung der Verkehrsunfallkommission Thema werden“, sagt der Sprecher. Darin wird die zuständige Kommune von der Polizei beraten, ob und wie sich die Sicherheit an unfallträchtigen Stellen erhöhen lassen kann.

Tipps der Verkehrswacht

Viele Eltern sind nach dem tödlichen Unfall verunsichert, wie man Kinder am Besten auf Gefahren im Straßenverkehr vorbereitet. Die Verkehrswacht gibt folgende Tipps:

Route festlegen: Der kürzeste Weg ist nicht immer der sicherste. Ob von der Haustür oder einer Autohaltestelle aus. Suchen sie einen Weg ohne größere Gefahrenstellen aus.

Üben: Kinder handeln schneller als sie denken, lassen sich leicht ablenken und von Emotionen steuern.Eine Routine im Straßenverkehr verlangt Übung. Kinder können das Gelernte zunächst schlecht auf andere Wege übertragen. Deswegen sollte der konkrete Schulweg mehrmals gemeinsam abgegangen werden.

Gefahren besprechen: Weisen Sie das Kind auf mögliche Gefahren durch Ein- oder Ausfahrten hin und besprechen sie, was zu tun ist, wenn eine Ampelanlage ausfällt oder der Gehweg versperrt ist.

Vorbereitung: Das Kind sollte früh genug losgehen, wer sich beeilen muss, achtet weniger auf den Verkehr. Gerade in der dunklen Jahreszeit sind helle Kleidung mit reflektierenden Elementen wichtig.

Laufgemeinschaften: Bedenken Sie, dass Kinder sich in Gruppen anders verhalten, als allein und erlauben Sie dem Kind erst, mit Freunden oder allein zu gehen, wenn Sie überzeugt sind, dass es sich an die Absprachen hält. Für den Beginn können sich Eltern abwechseln, so dass jeweils ein Erwachsener die Kindergruppe begleitet. (stes)

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