Neue SiedlungspläneOdenthal will Leverkusen die Frischluftschneisen zubauen

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Mit dem Auto sind es neun Kilometer bis ins Zentrum: Ein großer Teil der Leverkusener Kaltluft entsteht auf  Odenthaler Höhen. Blick übers Leimbachtal  nach Neuboddenberg.

  • Odenthal hat Wünsche für neue Siedlungsgebiete.
  • Die Eigenheimsiedlungen liegen ausgerechnet da, wo für Leverkusen die Frischluft entsteht.
  • Leverkusener Einwohner leiden aber jetzt schon durch zu viel Hitze im Sommer.

Leverkusen – Der Verdacht liegt nahe, dass Nachbarstädte Schmuddel-Ecken bevorzugt an ihre Ortsgrenzen legen. Erst recht, wenn dort gleichzeitig auch die Grenze eines Regierungsbezirks ist.

Der Kreis Mettmann legte seine Mülldeponie einst zum Beispiel so nah an Leichlingen, dass der Staub vornehmlich in die Blütenstadt hinüber weht.

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Das ebenso gesichtslose wie als schuldenfrei geltende Langenfeld findet für Windräder keinen anderen Platz als direkt an der Grenze zu Opladen. Monheim, ein seit Jahren für die Nachbarstädte lästiges Gewerbesteuerparadies, will ausgerechnet genau an der Stadtgrenze neben Hitdorf ein neues Industrie- und Gewerbegebiet einrichten.

Odenthal will bauen

Jetzt kommt Odenthal ins Spiel. Politiker und Verwaltung haben sich dort Gedanken gemacht, wo sie noch Siedlungen auf die grüne Wiese stellen können. Zwar ist man in Odenthal auch bereit, das eigene Grünland für die üblichen Eigenheimsiedlungen zu opfern, aber einige der potenziellen Baugebiete liegen an der Stadtgrenze zu Leverkusen. Die Stadt Odenthal hat anscheinend keine Hemmungen, weitere Siedlungs-Vorstöße ins Leimbachtal zu machen.

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Die Simulation des Landes NRW zeigt, dass Nachts ausschließlich Luft von den Höhen des Bergischen Lands ins Rheintal hinunter zieht.

In Blecher, Glöbusch, Holz und Erberich könnte nach einem aktuellen Vorhaben der Stadt viel Land zum Bauen freigegeben werden. 88 000 Quadratmeter landwirtschaftlich genutzte Wiesen wollen die Odenthaler alleine im Leimbachtal umwidmen. Allesamt Landschaftsschutzgebiete, meist in Außenbereichen, die fürs Bauen eigentlich tabu sein sollten. Nah dabei liegt im Tal das Leverkusener Naturschutzgebiet Gronenborner Teiche.

Druck durch Investoren in Leverkusen

Das Leimbachtal steht zwar auch auf der anderen Talseite in Leverkusen in Hahnenblecher zur Zeit unter einem extremen Investorendruck, weil da Investoren 20 bis 25 Einfamilienhäuser bauen wollen. Es gab aber dort auch stets sehr starke Gegenkräfte von Initiativen und Einzelpersonen, die immer wieder den Kampf aufnehmen und den verbliebenen Naturraum erhalten wollen.

Widerstand in Odenthal

Auch in Odenthal gibt es Widerstand. Die Bürgerinitiative Erberich bringt zum Beispiel den zu erwartenden zusätzlichen Verkehr auf der Bergstraße ins Spiel. Klar ist aber: Die Zunahme würde sich auch in Leverkusen über den Gronenborner und Teitscheider Weg bemerkbar machen. Ein Schelm, der Böses denkt: Der Teitscheider Weg, ehemals ein schmales Dorfsträßchen, wurde ausgebaut. Und zwar so breit, dass jetzt zwei SUV aneinander vorbei passen.

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Die Erbericher Initiative ist so ehrlich, dass sie auch die Wertminderung ihrer eigenen Häuser bei weiterer Bebauung beklagt. Und sie befürchtet nicht absehbare Folgekosten bei der Infrastruktur.

Für die Leverkusener ist aber ein Punkt entscheidend, den die Initiative ebenfalls beklagt: Das Leimbachtal ist einer der wichtigsten Entstehungsorte von Frischluft, die nachts hinunter nach Leverkusen in die durch nächtliche Überhitzung geplagten Stadtteile Quettingen sowie Teile von Schlebusch und bis nach Manfort und Wiesdorf zieht. Dokumentiert ist das im „Fachinformationssystem Klimaanpassung“, einer Klima-und Luft-Simulation, die das Landesumweltministerium im Internet bereitstellt. Hier sind diese Luftströme deutlich erkennbar.

Bezirksregierung entscheidet letztlich

Hinter all der Suche nach neuen möglichen Baugebieten in der Odenthaler Landschaft steht die Neuaufstellung des Regionalplans für den Regierungsbezirk Köln, in dem die aktuelle und zukünftige Siedlungs-, Infrastruktur- und Freiraumentwicklung für Jahrzehnte festgelegt wird. Den Plan stellt die Bezirksregierung, übrigens ist das eine Behörde des Landes, gerade neu auf.

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