Der Mast ist 32 Meter hoch, die Rotorblätter sechs. Im Herbst sollen sie sie gegen neun Meter hohe Flügel getauscht werden.
Copyright: Ralf Krieger
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Leverkusen-Opladen – Windspiel? Nein, Windrad. Zum Strom erzeugen. Alles normal also? Nein. Das, was Fritz Ellinghaus da aufgebaut hat, sieht nicht nur völlig anders aus als das Windrad, das man kennt. Die Vertikal-Konstruktion ist auch ein technischer Sonderfall. Typisch Ellinghaus. Der Hersteller von Werkzeugmaschinen folgt seit sechs Jahrzehnten dem Motto „je komplizierter, desto besser“. So jemand kann nicht einfach einen normalen Propeller auf einen Mast schrauben und Strom machen.
Wahrscheinlich wäre ihm das auch gar genehmigt worden. In der ganzen Stadt gibt es keine Zonen, die als geeignet für Windräder klassifiziert sind. Eine konventionelle Anlage? „Hätte ich nicht gewagt, überhaupt zu beantragen“, sagt Ellinghaus. Immerhin hat er auf seinem Firmengelände an der Fuchskuhl in Opladen einen 32 Meter hohen Mast aufgestellt. So viel muss schon sein, um Strom aus Wind machen zu können. Der Vertikal-Rotor ist eine Spezialität aus Bozen. Die senkrecht stehenden Flügel recken sich sechs Meter in die Höhe.
Technik aus Tirol
Zehn Kilowatt Leistung hat das Windrad, das in Bozen von Ropatec konstruiert wurde. Seine Rotorblätter sind sechs Meter hoch. Ab einer Windgeschwindigkeit von rund fünf Metern pro Sekunde erzeugt es Strom. Im Herbst sollen neun Meter hohe Blätter angebracht werden. Die Nennleistung steigt dann auf 15 Kilowatt, die Anlaufgeschwindigkeit sinkt.
Den 32 Meter hohen Mast musste sich Fritz Ellinghaus genehmigen lassen. Um die Höhe der Anlage nachvollziehbar zu machen, hat er einen Kran an die Fuchskuhl beordert. Die Leute vom Bauamt hätten von vielen Stellen aus Fotos gemacht, berichtet er. (tk)
40 Prozent weniger Leistung als gewöhnliches Windrad
Der Vorteil: Der Propeller wirft keinen Schatten, und sehr leise ist er auch. Außerdem werde er „nicht als Windrad wahrgenommen“, meint Fritz Ellinghaus. Das gefällt dem Unternehmer. Der Nachteil: „Das Vertikalrad hat 40 Prozent weniger Leistung.“ Aber das zählt für den Opladener ebensowenig wie die Rentierlichkeit – er meint die kurzfristige kaufmännische. Was sich rentiert, sind die Erfahrungen, die er als Techniker bisher schon machen konnte. Und noch machen wird. Sein Windrad ist noch im Probebetrieb; im Herbst sollen größere Blätter kommen: neun statt sechs Meter hoch. Die müssen aber noch geprüft und zugelassen werden. „Ich bin der Hoffnung, dass wir das hinbekommen“, sagt er recht vorsichtig.
Strom erzeugen als Experiment, „als großes Experiment“, sagt der Ingenieur. Es ist die Konstruktion, die ihn reizt. Vertikal-Windräder sind viel größeren Kräften ausgesetzt. „Den üblichen Propeller stellt man in den Wind, der vertikale wird von der Strömung bei jeder Umdrehung aus drei Richtungen angepackt“, sagt Ellinghaus. Dass er trotzdem nicht bricht, ist einer Konstruktion aus Bayern zu verdanken. Seinen Entkoppler hat sich ein bayerischer Tüftler patentieren lassen. Reich ist der Mann dadurch noch nicht geworden: Der Vertikal-Rotor ist eine Rarität. „Da ist physikalisch noch nicht viel erforscht worden“, weiß Ellinghaus. Das reizt ihn nur noch mehr. So gesehen hat das Opladener Windrad doch etwas von einem Windspiel.