Leiter verlässt Leverkusener Marienschule„Kirchliche Schulen sind mehr als zeitgemäß“

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Seine Zeit als Schulleiter geht zu Ende: Dr. Dieter Miedza in der Opladener Marienschule.

Leverkusen – Herr Miedza, nach knapp elf Jahre als Schulleiter der Opladener Marienschule, ist Ihre letzte Arbeitswoche angebrochen. Was werden Sie am meisten vermissen, wenn Sie am Montag in den Ruhestand verabschiedet werden? Dieter Miedza: Da fällt mir zuerst ein, was ich nicht vermissen werde: Die ständig wechselnden Corona-Anordnungen! Und auch andere administrative Aufgaben werden mir nicht fehlen, etwa die Erfüllung von Datenschutzauflagen oder zur Masernimpfung. Das gehört als Schulleiter natürlich dazu, aber am liebsten habe ich immer unterrichtet, und das wird mir auch fehlen. Und die Menschen – wir haben hier sehr engagierte Elternvertreter und ein tolles Kollegium. Und die Schülerinnen und Schüler natürlich.

Nun fällt Ihre Verabschiedung in eine Zeit mit Rekordinzidenzen. Fällt es ihnen schwer, so zu gehen? Ich sehe unsere Schule gut aufgestellt, wir hatten im Dezember die Möglichkeit, alle Kollegen boostern zu lassen und im Januar ein Angebot für die Schülerinnen, Schüler und Eltern, beides wurde sehr gut angenommen. Unsere strengen Hygienemaßnahmen werden von allen gut mitgetragen. Von daher kommen wir vielleicht ein wenig besser durch die Pandemie, als andere. Aber anders wäre es natürlich schöner.

Hätten Sie sich vorher vorstellen können, dass solche gewaltigen Einschnitte in den Schulalltag möglich sind? Nein. Natürlich wissen wir aus der Geschichte, dass es Pandemien gibt und immer wieder geben wird. Dadurch, dass die Welt enger zusammenrückt, auch durch die vielen Flüge, hat sich diese rasant auf der ganzen Welt ausgebreitet. Mit solchen Auswirkungen auf den Schulbetrieb hätte ich aber nicht gerechnet.

Was bleibt Gutes aus den Erfahrungen? Zuerst einmal die große Solidarität. Zu Beginn der Pandemie, als Masken knapp waren, haben Schüler und Eltern Stoffmasken genäht und verteilt, auch an das Haus Upladin. Später haben ein Lehrer und unser Schulseelsorger gemeinsam einen Podcast ins Leben gerufen, um in Kontakt mit den Schülerinnen und Schülern zu bleiben. Die Vernetzung zwischen Lehrenden und Lernenden ist besser geworden. Und auch im praktischen Alltag werden Dinge bleiben: Zum Beispiel haben wir gemerkt, dass die Anmeldetage entspannter verlaufen, wenn Eltern die Unterlagen vorab online hochladen.

Wie haben Sie die Phasen des Distanzlernens und des Wechselunterrichts erlebt? Wir sind vom Erzbistum gut ausgestattet worden, das ist natürlich eine Umstellung, aber wenn es dann so ist, ist es halt so. In der Phase des Wechselunterrichts hat sich noch einmal herausgestellt, dass kleine Lerngruppen einen großen pädagogischen Unterschied machen. Solch ein Schüler-Lehrer-Verhältnis wäre natürlich grundsätzlich wünschenswert. Was bleibt Ihnen von Ihrer Zeit in Opladen in Erinnerung? Ich bin schon beim Start auf eine hervorragend aufgestellte Schule getroffen. Es gibt hier tolle demokratische Verhältnisse und Werte der christlichen Freiheit, die eine gesunde Basis für alle Herausforderungen sind. Wichtig war mir immer auch der Blick über den Tellerrand hinaus, etwa in der Zusammenarbeit mit Misereor. In den vergangenen Jahren hat sich bei den Schülern das Bewusstsein intensiviert, dass wir etwas tun müssen zum Erhalt unserer Welt, dieser Prozess war schön zu beobachten. Wie haben Sie die Sonderrolle der Marienschule als erzbistümliches Gymnasium erlebt? Wir stehen in sehr gutem Kontakt zu den anderen Leitungen der weiterführenden Schulen. Herausforderungen die diese auf kommunaler Ebene haben, etwa, was Verwaltung und Digitalisierung betrifft, haben wir vielleicht in anderen Bereichen, da konnte man viel voneinander lernen.

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Sind kirchliche Schulen überhaupt noch zeitgemäß? Ich finde: Ja. Sie sind teil eines ausgewogenen Bildungssystems. Wir haben die gleichen Lernstandards, aber das besondere Augenmerk auf christliche Gedanken, die ein sehr schönes Zeichen setzen. Und zu sehen, wie sich hier verschiedene Religionen begegnen – das ist mehr als zeitgemäß. Außerdem halte ich es für die Kirche für wichtig, dass sie über die Schulen Kontakt zu Kindern und Jugendlichen herstellt. Wenn ich sonntags mit meiner Frau in die Kirche gehen, gehören wir ja zu den Jüngeren. Was haben Sie sich für Ihren Ruhestand vorgenommen? In der Kirchengemeinde möchte ich mich weiter engagieren und mich auch weiter mit dem Thema Bildung auseinandersetzen. Nicht aktiv, aber vielleicht werde ich etwas dazu schreiben. Vor allem aber möchte ich mehr Zeit in die Familie investieren, meine Enkelkinder freuen sich schon darauf. Und vielleicht mal außerhalb der Ferienzeiten in Urlaub fahren.

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