Serie „Gastro-Tipp“Das „Haus am Park“ überzeugt mit kleiner, aber feiner Karte

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Mirel Keča und Tobias Kabon haben das Haus Am Park in zweiter Generation übernommen.

Mirel Keča und Tobias Kabon haben das Haus Am Park in zweiter Generation übernommen.

  • Früher hieß es „Parkhaus“, mittlerweile hat es einen schöneren Namen: Das „Haus am Park“ in Küppersteg.
  • Die Betreiber Mirel und Mito Keča wollen sich nicht auf eine bestimmte Küche festlegen.
  • Viel wichtiger ist ihnen die Verarbeitung regionaler Produkte und eine kleine, dafür aber flexible Karte.

Leverkusen  – Dass ihr Mann „mit Gastro nichts am Hut hat“, stört Mirel Keča nicht, im Gegenteil: So war es kein Problem, ihren Studienkollegen und besten Freund Tobias Kabon als Koch und Mitgeschäftsführer ins Boot zu holen, als es vor 16 Jahren darum ging, das „Haus am Park“ von ihren Eltern langsam in die nächste Generation zu übergeben. „Das mit uns, das passt einfach“, sagt Mirel Keča.

Und auch in der größten Krise halten nicht nur die neuen Geschäftsführer, sondern auch die alten – Marjeta und Mito Keča – fest zusammen. Während die Tochter auf der schönen Terrasse mit Blick auf den Park des Calevornia ihr Interview gibt, schneidet der Papa vor dem Eingang mit der elektrischen Heckenschere die Pflanzen zurecht. Top gepflegt und blumengeschmückt ist auch das Innere des 1936 erbauten Hauses. Dort können aktuell 70 Gäste Platz nehmen – die meisten bevorzugen derzeit aber nicht nur wegen der Ansteckungsgefahr einen der 55 Terrassenplätze.

Das Restaurant an der Bismarckstraße neben dem Calevornia besteht seit 36 Jahren.

Das Restaurant an der Bismarckstraße neben dem Calevornia besteht seit 36 Jahren.

Was hat es mit dem Restaurantnamen auf sich?

Mirel Keča: Als meine Eltern das Haus vor 36 Jahren übernommen haben, hieß es „Parkhaus“. Es war klar, dass der Name nicht bleiben kann und wir haben lange überlegt. Und dann sagten Freunde: Dreht es doch einfach um. Und so haben wir es gemacht. Früher war hier einmal ein Tanzlokal. Manchmal erzählen uns Gäste ganz rührende Geschichten, dass sie hier ihre Frau kennengelernt haben.

Was kommt bei Ihnen auf den Teller und ins Glas?

Tobias Kabon: Vor allem gute Lebensmittel. Wir legen uns nicht auf eine Richtung fest, hauptsächlich sind es europäische Gerichte, es kann aber vor allem auf der Mittagskarte auch mal etwas asiatisches dabei sein. Wichtig ist uns vor allem, dass die Qualität stimmt und die Zutaten nach Möglichkeit regional sind. Auf unserer kleinen Weinkarte gibt es vor allem deutsche Weine und der Kaffee kommt von Schamong, Kölns ältester Rösterei.

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Was ist das Highlight auf Ihrer Karte?

Kabon: Die Leute bestellen gerne Gerichte, die sie sich zu Hause nicht machen, Kalbsleber Berliner Art und Lammkarree wird besonders gern genommen. Oder ein Fisch im Ganzen, der am Tisch filetiert wird.

Was ist da besondere an Ihrem Restaurant?

Keča: Das Familiäre denke ich, das hat man im Lockdown ganz besonders gemerkt. Viele Stammkunden haben bei uns angerufen und gefragt: Wer versorgt uns denn jetzt? Ich habe dann erst mal gesagt: Wir kochen was für Euch mit, wenn wir zu Hause kochen. Drei bis vier Tage bin ich erst einmal in ein Loch gefallen, dann dachte, das geht so nicht weiter, du musst was zutun haben. Dann haben wir uns doch zu einem Außer-Haus-Betrieb durchgerungen. Und es war so toll, die Gäste zumindest auf dem Parkplatz zu sehen, die uns gesagt haben: Ihr schafft das. Das war wirklich wichtig, zu fühlen, dass wir noch gewollt sind.

Wie hat Corona Ihren Restaurantbetrieb verändert?

Keča: Wir haben eine kleinere Karte, womit wir jetzt aber sehr glücklich sind. Wir setzen derzeit vor allem auf unserer kleineren, regionalen Zulieferer, die es in der Krise ja auch schwerer haben, als große Betriebe. Wir nehmen, was sie uns frisch anbieten können. Mit der kleinen Karte sind wir jetzt flexibler, tagesaktuell frische Gerichte anzubieten. Und wir haben keine Angst mehr, einen Klassiker für zwei Tage von der Karte zu nehmen.

Akzeptieren Ihre Stammgäste die neue Karte?

Keča: Absolut. Manchmal stupsen wir Gäste auch an, mal was Neues zu probieren und hinterher sind sie ganz glücklich darüber. Wir haben schon vor Corona den vegetarischen Donnerstag eingeführt, das wollten viele nicht. Wenn wir ihnen aber an einem anderen Tag ein vegetarisches Gericht vorgeschlagen haben dann ging das, nur donnerstags nicht. Mittlerweile geht es auch donnerstags. Wir gehen aber auch auf die Wünsche unserer Gäste ein. Wenn uns jemand anruft und sagt: Ich habe total Lust auf einen ganzen Fisch in Salzkruste, dann sagen wir: Gib uns zwei Tage und wir besorgen den.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Keča: Im Januar hatten wir ganz viele Ideen ... Jetzt wollen wir uns darauf konzentrieren, unseren Gästen hier ein zweites Zuhause zu bieten. Wir werden erstmals die Terrasse auch im Herbst und Winter bestuhlt lassen, wie genau, daran arbeiten wir noch. Große Feiern werden wir nicht ausrichten, das können wir einfach nicht überblicken, kleinere Feiern etwa bis 20 Personen trauen wir uns zu.

Kabon: Und unserer Weindegustation wollen wir wieder aufnehmen. Für alles braucht es neue Konzepte, aber darin liegt ja auch eine Chance.

Das Haus am Park, Bismarckstraße 186, hat Dienstag bis Samstag von 12 bis 14.30 Uhr und von 18 bis 22 Uhr geöffnet. Am Sonntag gibt es Mittagessen von 12 bis 14.30 Uhr. Die Kalbsleber Berliner Art mit Kartoffelpüree gibt es für 19 Euro, Lammkarree mit Speckbohnen und Kartoffelgratin kostet 28 Euro, Linguine mit Pfifferlingen 11,50 Euro. Reservierung unter ☎ 0214/ 46370.

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