Später NeujahrsempfangLeverkusener Lebenshilfe feierte mit Mitarbeitern und Partnern

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Stefan Esser, Annika Schaper, Svea Menne, Alexander Marasch, Christoph Lautwein und Torsten Löhnert feierten bei der Lebenshilfe.

Stefan Esser, Annika Schaper, Svea Menne, Alexander Marasch, Christoph Lautwein und Torsten Löhnert feierten bei der Lebenshilfe.

  • Lebenshilfe lud Mitarbeiter und Kooperationspartner zum Fest ins Bistro des Wildparks

Leverkusen – „Das ist der späteste Neujahrsempfang aller Zeiten“, sagt der Geschäftsführer der Lebenshilfe-Werkstätten Alexander Marasch lachend. Normalerweise wird ein Neujahrsempfang für die Beschäftigten, die Mitarbeiter und die Kooperationspartner der Lebenshilfe-Werkstätten veranstaltet, dieses Jahr musste das Fest allerdings wegen des Sturms „Friederike“ von Januar auf Juli verschoben werden.

70 Personen sind zu dem Sommerfest im Bistro des Wildparks Reuschenberg gekommen, darunter auch Vertreter der Stadt Leverkusen und aus Bergisch Gladbach.

40 bis 45 Kooperationspartner in der Region

Marasch erzählt, dass sich der Abend vor allem an die Beschäftigten richte, die nicht in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung arbeiten, sondern von Kooperationspartnern beschäftigt werden. „Wir haben 40 bis 45 Kooperationspartner im Raum Leverkusen, Bergisch Gladbach und Wipperfürth. Darunter fallen zum Beispiel auch die Amtsgerichte in Bergisch Gladbach und Leverkusen, die Leute von uns eingestellt haben“, berichtet Christoph Lautwein, einer der Organisatoren des Sommerfests. „Eines unserer Ziele ist es, dass einige Mitarbeiter in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse wechseln können. Das haben dieses Jahr zwei Personen geschafft“, ergänzt Torsten Löhnert von den Lebenshilfe-Werkstätten.

Programmlich wurde das Event vom Jungen Theater Leverkusen begleitet. Svea Menne und Annika Schaper lasen Texte von Pia Kolbach, in denen aus dem Leben einer Autistin erzählt wird und mit Vorurteilen gegenüber Autismus aufräumen. „Akzeptanz, Toleranz fehlt ganz“ heißt es in einem von Pias Gedichten. Lautwein widerspricht dem, denn gerade ein Abend wie dieser zeige, dass beides schon da ist.

Trotzdem brauche es eine Haltungsänderung in der Gesellschaft, findet Marc Adomat, Dezernet für Schulen, Kultur, Jugend und Sport. „Das Miteinander muss selbstverständlicher werden.“

Stadtverwaltung ist gefordert

Dafür sind in der Stadtverwaltung alle gefordert. Der Beirat für Menschen mit Behinderung habe angeregt, den Internetauftritt der Stadt Leverkusen in leichter Sprache zugänglich zu machen, so dass er für alle verständlich ist. Sozialdezernent Alexander Lünenbach erläutert, dass Inklusion über die baulichen Voraussetzungen und die organisatorischen Regelungen hinaus gehe. Teilhabe und Selbstbestimmung sind die Schlüsselbegriffe, die im Gespräch mit den beiden Dezernenten fallen. Adomat verdeutlicht, dass die Diskussion um die Abschaffung der Förderschulen zu schnell verlaufen sei. Dadurch sei es zu einer Zwangsinklusion gekommen, die sich als wenig sinnvoll erwies und auch nicht unbedingt zum Wohle der Kinder sei. Inklusion bedeute nun einmal, dass bedarfsgerecht gehandelt wird, bekräftigt Lünenbach.

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Die Eingliederung in ein Regelschulsystem funktioniert nicht für alle Kinder mit Behinderung und habe in manchen Fällen auch nichts mehr mit Selbstbestimmung zu tun. Die Expertise an Förderschulen werde geschätzt, daher wehren sich häufig Eltern gegen eine Eingliederung. „Trotzdem ist es ein Ziel, langfristig so viele Kinder wie möglich an Regelschulen zu bringen“, sagt Adomat. Stefan Esser, stellvertretender Schulleiter der Hugo-Kükelhaus-Förderschule in Alkenrath, ist skeptisch. Oft habe die Schließung von Förderschulen den Effekt, dass Eltern von Kindern mit einem völlig anderen Förderschwerpunkt sich an die Kükelhaus-Schule wenden, die eh schon stark an der Grenze des Machbaren operiere. Eine Vermischung der Förderschwerpunkte sei nicht zielführend.

In einem Punkt sind sich an dem Abend alle einig: Ein selbstverständlicherer Umgang mit Menschen mit Behinderung ist ein längerer Prozess. Nicht nur die Gebäude müssten barrierefrei werden – auch das Denken in den Köpfen der Gesellschaft.

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