SteuerbetrugLeverkusener Trockenbauer will Millionenschaden abstottern

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Der Eingangsbereich des Kölner Land- und Amtsgerichts an der Luxemburger Straße

Am Mittwoch wird am Landgericht das Urteil über den Trockenbauer aus Opladen gesprochen, der in großem Stil Steuern und Sozialabgaben hinterzogen haben soll.

Reichen 790.000 Euro und weitere Ratenzahlungen, um den Schaden auszugleichen? Am Mittwoch wird die 12. Große Strafkammer eine Antwort geben.

Könnte das reichen für die Wiedergutmachung? 10.000 Euro Kaution, die ein Verwandter bezahlt hat, 180.000 Euro, die schon von seinen Konten gepfändet sind, 200.000 aus dem laufenden Geschäft, 300.000 aus einer Hypothek, mit der ein Haus in Kerpen belastet werden könnte. Dann noch 50.000 aus einem Privatkredit, den die Sparkasse Leverkusen ihm geben will, 50.000 Euro vom Bruder, schließlich jeden Monat 2500 Euro aus dem Geschäftsführer-Gehalt, das sich der Opladener Trockenbauer monatlich zahlt.

Am Tag vor den Plädoyers und dem Urteil im Prozess um einen millionenschweren Steuer- und Sozialabgaben-Betrug machte Markus Bündgens eine provisorische Rechnung auf. Natürlich werde man so „nicht an die 100-Prozent-Grenze“ hinsichtlich des entstandenen Schadens kommen, räumte der Verteidiger des Unternehmers ein. Aber: „Es ist zu konstatieren, dass er sich echt streckt.“

Die Stundenlisten sind vom Tisch

Wie hoch der Schaden für das Finanzamt, die Renten- und Arbeitslosenversicherung, Krankenkassen sowie die Sozialkasse Bau überhaupt ist, lässt sich so ganz genau nicht berechnen. Nach einer ausführlichen Beweisaufnahme zeichnet sich aber ab, dass es nicht mehr um jene 2,2 Millionen Euro geht, die in der Anklage stehen. Weil dem 39 Jahre alten Unternehmer nicht nachgewiesen werden konnte, dass die beschlagnahmten Stundenlisten Grundlage der gezahlten Löhne sind, sind nun die „Abdeck-Rechnungen“ aus Aufträgen Maß der Dinge, was den Schaden angeht.

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Hinweise ergeben sich außerdem aus dem Urteil des Landgerichts Koblenz: Dort war ein Betrugssystem mit zwei Baufirmen aus Limburg und Dierdorf aufgearbeitet worden. Keine hat je irgendeine Bauleistung erbracht, sondern die Schwarzarbeit einer ganzen Reihe von Baufirmen verschleiert. Und zwar so: Es wurden den Unternehmen Rechnungen gestellt, die zunächst bezahlt wurden. Danach wurde das Geld von der Bank abgehoben und nach Abzug einer Provision den Unternehmen bar wieder zurückgezahlt. Der Effekt: Bei diesen Firmen tauchten die Beschäftigten nicht auf, ihr Lohn wurde schwarz ausgezahlt.

Auch der Opladener Trockenbauer bediente sich des Systems, schleuste von 2016 bis 2020 rund 1,8 Millionen Euro brutto hindurch. Der Koblenzer Prozess, in dem er als Zeuge ausgesagt hatte, gab erst den Anlass für das Verfahren vor dem Kölner Landgericht. Sollten sich Staatsanwaltschaft und die 12. Große Strafkammer auf das Angebot des Angeklagten einlassen, ist eine Gefängnisstrafe wohl vom Tisch.

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