„Das ist Wahnsinn“Warum das NRW-Innenministerium die Cold-Case-Ermittler so schätzt

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Nicht immer führen polizeiliche Ermittlungen zur Aufklärung der Fälle.

Düsseldorf  – In Nordrhein-Westfalen kümmern sich ab sofort Ruheständler um unaufgeklärte Tötungsdelikte – sogenannte Cold Cases – aus den vergangenen 50 Jahren. Die 23 ehemaligen Polizisten und eine Polizistin nahmen am Montag ihre Arbeit auf. Die Männerlastigkeit der Gruppe erklärt das Ministerium so: erst seit 1982 ist die Polizei in allen Bereichen für Frauen zugänglich.

Die Experten gehören zu einer deutschlandweit einzigartigen Organisationseinheit. Im Juli hatte das Landeskriminalamt mit der Suche nach geeigneten Polizisten begonnen, neben den aktuell 24 Stellen sollen bis zum 1. Dezember vier weitere neu besetzt werden.

„Sie versprühen einen ungeheuren Willen, die alten Fälle neu aufzurollen“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) zur Begrüßung der Ermittler. Die Polizisten kämen aus verschiedenen Bereichen und hätten jahrzehntelange Erfahrung. „Rechnet man jeweils 40 Dienstjahre mal bald 28 Ermittler, dann kommt man auf mehr als tausend Jahre Erfahrung“, erklärte Reul, „das ist Wahnsinn.“

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Erfahrung plus Technik

Ergänzt werden soll der große Erfahrungsschatz durch die Möglichkeiten der modernen Technik. Das Landeskriminalamt hatte eigens eine Auffrischungswoche konzipiert – in dieser Zeit wurde die routinierten Neulinge über neue Ermittlungsmethoden unterrichtet. Aufgabe der Ermittler ist es, sich einen Überblick über den aktuellen Sachstand zu verschaffen, Akten zu digitalisieren, Asservate zu begutachten, Aufklärungschancen zu erkennen und Ermittlungskonzepte zu erarbeiten. Sobald sich neue Ermittlungsansätze ergeben, übernimmt die zuständige Kriminalpolizei den Fall.

Ingo Wünsch, Chef des Landeskriminalamts, zeigt sich zuversichtlich: „Diese Ermittlungsgruppe hat die Zeit, sich intensiv und ausschließlich in die alten Fälle reinzuknien und damit unsere Mordermittler und Mordermittlerinnen in den Polizeibehörden zu unterstützen.“

Schon seit 2017 baut das LKA eine Datenbank für ungeklärte Tötungsdelikte auf – seit 1970 sind das 1160 Fälle, die digital erfasst und anschließend von Fallanalytikern und den Cold Case-Ermittlern analysiert werden. (mit afp)

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