Julian Rittel alias ThoraxDJ aus Marienheide ist international gefragt

Lesezeit 3 Minuten

Marienheide – Ein Fachmagazin für Hardcore-Techno in Los Angeles hat jüngst ein Interview mit Julian Rittel veröffentlicht. Der Discjockey aus Marienheide hofft nun, mit seiner Elektro-Musik auch in den Vereinigten Staaten von Amerika gebucht zu werden. Schon jetzt gilt der 27-Jährige in der Hardcoreszene als Deutschlands Nummer 1.

Unter dem Künstlernamen Thorax – das griechische Wort für den Brustkorb – tritt Rittel bei den bekanntesten Festivals auf. Beim „Dominator“, einem der größten Feste für Hardcore und Techno in den Niederlanden, spielte er seine selbstproduzierten Tracks vor rund 60 000 Menschen. Fast genauso viele waren es bei der „Nature One“ im Hunsrück. Etwas weniger Besucher feierten Thorax beim „Syndicate“-Festival in der Dortmunder Westfalenhalle, für das der Marienheider im vergangenen Jahr die offizielle Hymne komponiert hatte.

Rittel ist in der Szene ein Star

Wenn Rittel hinter dem DJ-Pult auf der Bühne steht, Bässe aus den Boxen knallen und Laserstrahlen und Feuerfontänen die Halle illuminieren, geraten die Massen in Ekstase. Viele Festivalbesucher kommen vor allem wegen ihm. Julian Rittel ist in der Szene ein Star, wird nach Autogrammen und Fotos gefragt. Sein Name „Thorax“ steht auf Flyern und Plakaten. Seine Musik elektrisiert, er hat ein Gefühl für den Geschmack der Techno-Jünger. Aufgelegt hat er auch schon bei Festivals in Spanien, der Schweiz, Schweden und England – doch seine Hits entstehen mitten in Marienheide.

In einem kleinen Raum steht neben der Waschmaschine ein Rechner mit zwei großen Lautsprecherboxen und einem Keyboard. Mit einem Computerprogramm bastelt er seine Songs, mischt Bässe, Rhythmen und Melodien manchmal auch mit Sprechpassagen aus Horrorfilmen. „Bis ein Track fertig ist, dauert es zwischen drei Tagen und acht Monaten“, erklärt Rittel: „Ich bin ein Perfektionist, der Track muss mir zu 99,9 Prozent gefallen.“ Mit 16 Jahren begann der Marienheider zunächst, Hip-Hop-Beats am PC zu basteln. Bald probierte er sich an „Hardstyle“, einer etwas melodiöseren Art der Musik als die, die er heute macht – „die ist eher vom Typ Weltuntergang“, sagt Rittel lächelnd.

Der DJ möchte Lehrer werden

2010 schickte Rittel drei seiner Tracks zu mehreren Musikfirmen. Ein Label nahm ihn sofort unter Vertrag. Im Juli 2011 folgte bereits der erste DJ-Auftritt in der Turbinenhalle Oberhausen. Mittlerweile hat Rittel mehrere Tracks herausgebracht, seit 2015 hat er sein eigenes Plattenlabel.

Wer bei Download-Portalen wie iTunes „Thorax“ eingibt, findet seine Produktionen. Seine Festivalauftritte, für die er über eine Agentur gebucht wird, dauern in der Regel zwischen einer halben und einer Stunde. „Der Stundenlohn ist zwar super, aber davon leben kann ich nicht“, sagt Rittel – dafür ist die Szene doch zu klein und es gibt nicht genug Festivals. Deswegen studiert er weiterhin, Deutsch und Pädagogik auf Lehramt. Der Bachelor-Abschluss steht an.

Einer seiner Brüder habe ihm geraten, doch lieber Ballermann-Hits zu schreiben und damit das große Geld zu verdienen, erzählt Rittel – und schüttelt den Kopf: „Geht gar nicht! Hardcore ist für mich vor allem Herzenssache.“

KStA abonnieren