Nach Film und YouTubeComedian und Autor Joseph Bolz jetzt per App

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Schauspieler und Comedian Joseph Bolz (35) wurde in Engelskirchen geboren, ging in Waldbröl zur Schule und findet: „Das Bergische bietet gute Drehorte.“

Oberberg – 142.000 Menschen haben den YouTube-Kanal „De Changeman“ abonniert. Dort können sie zuschauen, wie Joseph Bolz in Selbstexperimenten für eine Woche auf Nachrichten und soziale Medien verzichtet, vier Wochen lang nicht in den Spiegel geschaut oder den YouTuber Rezo für einen Tag bei seiner Arbeit begleitet hat. Die Folge „Eine Woche ohne Uhr“ hatte inzwischen fast 900 000 Aufrufe, „Eine Woche nicht sprechen“ kratzt an der Million.

Jetzt unterhält er die Menschen in Zusammenarbeit mit Pro-Sieben-Sat.1 auch über die Comedy-App „Smyle“ und schrieb außerdem eine Audio-Sitcom, in der unter anderem Gaby Köster mitspielt.

Dass Joseph Bolz keine 08/15-Karriere hinlegen würde, zeichnete sich früh ab. In Engelskirchen wurde der humorvolle 35-Jährige geboren, der in Schönenberg (Gemeinde Ruppichteroth) aufwuchs, zur Schule ging er in Waldbröl. Theater- oder Film-AGs habe es dort an der Gesamtschule, nicht gegeben, aber die Begeisterung für Film und Regie zeigte sich früh in seiner Freizeit. Mit neun drehte er mit der Filmkamera seines Vaters kurze Filme; er analysierte die dramaturgischen Abläufe professioneller Streifen und schrieb ganze Schulhefte mit seinen Beobachtungen voll. Als Teenager wirkte er als Schauspieler in mehreren Filmen mit, unter anderem an der Seite von Robert Stadlober und Tom Schilling als Felix in der Romanverfilmung „Crazy“.

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Regie in Berlin studiert

„Ich wollte schon immer in die Filmindustrie, und während der Zeit als Schauspieler wollte ich eigentlich stets hinter die Kamera“, verrät der 35-Jährige. Nach dem Abitur studierte der geborene Oberberger dann Regie in Berlin. Den YouTube-Kanal „De Changeman“ startete Bolz 2013 privat, neben seiner dokumentarischen Regiearbeit bei Ufa. Er habe austesten wollen, was auf der Internetplattform möglich ist und veröffentlichte zunächst Comedy- und Satireformate. Heute dreht der Regisseur aufwendig produzierte Filme – finanziert von privaten Unterstützern, genannt „Patreons“ – mit dokumentarischem Charakter sowie Webserien, für die er bereits Preise wie den Goldene Kamera Digital Award gewann.

Für „Smyle“ kehrt DeChangeman jetzt zu seinen Wurzeln zurück. In der App werden die Höhepunkte einzelner Videos kurz angespielt und der Zuschauer entscheidet, ob er sich das Video weiter anschauen oder den Ausschnitt des nächsten Videos sehen möchte. Das Alleinstellungsmerkmal der App: Sie hält für die Nutzer ausschließlich Comedy und Satire bereit.

Aufs Gebiet des Hörspiels gewagt

Die Betreiber der App interessierten sich für zwei Formate des YouTubers, die bereits auf seinem Kanal existierten. Mit den Videoreihen „Warum?“ und „Wessen Line?“ bringt Bolz seine Zuschauer zum Lachen – in Zweiterer etwa muss der Urheber von Zitaten oder Liedzeilen erraten werden.

Für die Podcast- und Audio-App FYEO wagte sich Joseph Bolz außerdem zum ersten Mal in die Gefilde der Hörspiele. Er schrieb ein Stück über den Callcenter-Mitarbeiter Aydin (Denis Moschitto), der in seinen Kundengesprächen außergewöhnliche und witzige Szenarien durchlebt und sich unter anderem mit Daueranruferin Frau Schulze (Gaby Köster) herumschlagen muss.

In Zukunft will der Wahl-Kölner jedoch nicht bei Komödien verharren. Er will sich im Horror-Genre ausprobieren und ist sich sicher, die Rolle als Komiker habe ihn gut darauf vorbereitet. „Timing ist sehr wichtig in Komödien; Pointen müssen zeitlich genau passen. Bestimmte Elemente in Filmen auf den Punkt genau einzubringen – das ist in Horrorfilmen genauso wichtig.“ Dabei kann er sich gut vorstellen, die Filme – wie schon die ZDF-Serie „In bester Verfassung“, die er in seinem Heimatort Schönenberg drehte – in der Umgebung in Szene zu setzen. „Das Bergische bietet gute Drehorte. Die Wälder und Sümpfe funktionieren auf visueller Bildebene sehr gut.“

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